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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Dunkeln. Der Pool gluckste, von irgendwoher wehte Musik.
    Er seufzte. Eine kleine Runde durch den Garten vielleicht? …
    Als er an den beiden im Mondlicht leuchtenden Treppen-Göttinnen an der Ostseite vorbeikam, die Stelle, von der man durch ein hohes Fenster in die Halle sehen konnte, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Ja was ist denn das? Die Tussi? Angela im Clinch mit dem Kellner? Hängt wie ein Lappen in Carlos Armen. – So hat sie dich nicht angeschmachtet, bei Gott nicht! …
    Hormonkoller, diagnostizierte der Arzt in ihm: eindeutiger Fall von Touristen-Fieber, was sonst?
    Auf dem Mirtillo-Hof, alleingelassen zwischen irgendwelchen fremden Leuten, die sich noch immer verzweifelt an ihren Gläsern festhielten, obwohl Giulietta bereits die Flaschen vom Tisch räumte, erging es Christa Schmidle wie zuvor Angela Rottenkamp: Zahlen wanderten vor ihrem geistigen Auge, nichts als Zahlen. Und eine beängstigender als die andere. – Ach Theo! Hält die ganze Bande aus, weiß nicht mal, wo er das Essen für morgen herschaffen soll und wer's kochen soll, und sucht 'ne angebliche Lebensmüde, die er noch nicht mal kennt.
    Ja, gibt's denn das?!
    »Milliarden! – Was heißt Milliarden? Hunderte von Milliarden«, rief gerade der Stadtverordnete Ranitzer in die Runde. »Und das jedes Jahr. Immer rüber in den Osten! Ja wie soll das denn die deutsche Wirtschaft aushalten?«
    »Die brauchen ja auch was zu futtern.« Karl Plaschek zeigte sich voll Einsicht.
    »Futtern nennen Sie das? Wenn's nur allein ums Futtern ginge. Ausbeutung ist das! Und überhaupt, was nützt das denen, wenn wir hier zusammenbrechen?«
    Ja, was? dachte Christa und fuhr ganz plötzlich hoch: Von der Straße her näherten sich Lichter. Ein Wagen fuhr auf den Parkplatz.
    Sie erhob sich und lief ihm entgegen. Richtig, es war Micheles Alfa.
    Er stieg aus, lief um den Kühler herum und öffnete die Beifahrertür.
    »So, ich helf dir, Theo … Vorsicht. Ganz langsam.«
    Christa hatte die Hand vor dem Mund: Himmelherrgott, was war denn jetzt schon wieder los? Der Theo! Der krabbelte heraus wie ein Schwerbehinderter!
    Ein verschwollenes verbeultes Gesicht sah Christa, auf der rechten Seite so verformt, als hätten sich alle Backenzähne auf einmal entzündet.
    »Was ist …«
    Michele hielt ihn noch immer an der Schulter. »Was passiert ist? Gar nichts. Siehst du doch. Dein Vater kam nur auf die Idee, mit der Frau von Gianni, ›il Lupo‹, zu flirten. Und der ist stadtbekannt. – Als Schläger.«
    »Aber wie … Wieso …?«
    »Wieso? Weil er sie retten wollte. Was dachtest du denn? Weil er sie für diese verschwundene Selbstmordkandidatin gehalten hat, die er den ganzen Abend schon sucht.«
    Sie nahmen Theo in die Mitte und führten ihn dem Haus entgegen, immer im Schutz von Sträuchern und Büschen. Umsonst.
    »Theo!« Besoffen oder nicht, Karl Plaschek entging nichts: »Da kommt ja Theo?!« – Und: »Theo! Da ist ja unser Theo wieder!« schallte es im Chor.
    Hastig riß Theo die Hoftüre auf, dort kam ihm schon Giulietta entgegen.
    »Cristo! – Wie er aussieht?!«
    Sein Aussehen war im Moment Theos geringstes Problem. Aber er ließ sich dankbar zu dem bequemen Oma-Sofa geleiten, auf dem zuvor schon Hedwig Pauli sich von ihrem Schock erholte. Tapfer, wie er nun mal war, versuchte er sogar, den verschwollenen Lippen ein Lächeln abzuzwingen, während Giulietta ihn mit gefalteten Händen ungläubig musterte.
    »Ich mach' dir sofort 'nen Umschlag.«
    Es waren klatschnasse, kalte Tücher. Theo mußte den Kopf schieflegen und versank in einer Wolke von Essiggeruch. Sie gaben sich ja alle solche Mühe, so lieb waren sie zu ihm – doch was spielte es schon für eine Rolle? Es ging um das Überleben seiner Gäste und damit des Hotels!
    »Giulietta, weißt du schon, daß der Mensch, dieser Koch … Hör doch, Giulietta!«
    Sie hörte, aber sie verstand nicht. Und Christa mußte wieder mal übersetzen.
    »Kein Koch?« fragte Giulietta schließlich ungläubig.
    Theo nickte.
    Mit was will er einen Koch überhaupt bezahlen? -Der Gedanke durchfuhr Christa wie ein drohendes Wetterleuchten, und die Zahlenspiele hinter ihrer Stirn begannen aufs neue.
    Theo aber sah noch immer auf Giulietta, als liege alles Heil der Welt in ihrer Antwort.
    Doch dann sank sein Kopf zurück, die Lider fielen über die Augäpfel. Was Theo nie für möglich hielt, war eingetreten: Er hatte die Grenze seiner Kraft erreicht. Giuliettas Gesicht verschwamm, die Stimmen hörten sich

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