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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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Innenarchitekt vermag daran etwas zu ändern. Die Kantine der Allianz Kirchberg, die Christa kannte, hatte lichte Ledersessel und Botanik-Inseln zwischen den Tischen und nannte sich auch nicht Kantine, sondern Personal-Restaurant. Die hier wiederum war kackbraun, und die Farbe blätterte. Gerade noch hatte Christa die Zahl 74.500,- DM für die Neuausstattung in den Computer getippt. Doch wo war schon der Unterschied? Überall gab's dieselben Zigarettenautomaten, den gleichen Nirosta, auf dem man die Tabletts entlangschob, dasselbe Getuschel an den Tischen, die gleichen Intrigen, die auf die Platte gestemmten Ellbogen, die gekrümmten Schultern und gesenkten Köpfe.
    Über diese Köpfe wanderte Christas Blick.
    Der Brennecke?!
    Sie konnte ihn nirgends entdecken, kein Fitzel rotes Haar. Manchmal hatten die Chirurgen ihr Programm schon um zwölf Uhr abgenudelt, aber Brennecke stand wohl noch im OP – Gott sei Dank.
    Es gab zwei Ausgabetresen: einen fürs Essen, der andere, kleinere, für Kaffee, Kuchen, Nachtisch.
    Dort war's noch leer. Rosi, die für Kaffee, Kuchen, Nachtisch Verantwortliche, langweilte sich.
    »Einen Apfelkuchen.«
    »Gestrichen.«
    »Was heißt gestrichen?«
    »Gestrichen heißt gestrichen, Frau Doktor.«
    Rosi lächelte noch dabei, lächelte so richtig goldig, wie man im Kaff Kirchberg halt so lächelt, wenn man jemand verladen will, weil das ja schon auf dem gemeinsamen Schulhof so schön gewesen ist.
    Christa ließ sich eine Schneckennudel geben. Schneckennudeln sind eine schwäbische Spezialität und klebrig. Am liebsten hätte sie die Schneckennudel in Rosis rundes, glänzendes Gesicht geknallt.
    »Frau Doktor?« – Ein toller Witz, eine Gemeinheit eigentlich, dabei tat Rosi immer so freundlich, lieh sich Christas altes Moped, steckte ihr dafür die besten Stücke zu, hielt für Christa sogar jeden Tag ein Kokos-Joghurt in Reserve, weil sie Kokos-Joghurt so mochte.
    Warum ein Mädchen, das noch alle fünf Sinne beisammen hat, sich von einem Assistenzarzt scheiden läßt – eine Kirchbergerin wird das nie begreifen, eine Rosi sowieso nicht. Die hatte nie etwas begriffen.
    »Ißt du heute gar nix?«
    Christa schüttelte nur den Kopf.
    »Und dein Joghurt?« rief ihr Rosi nach.
    Christa nahm eine Cola an der Kasse.
    Nun hielt sie zwei Dinge in der Hand, die sie gründlich haßte: Cola und Schneckennudel, und war damit wohl wieder einmal Opfer ihrer unterschwelligen masochistischen Tendenzen geworden, wie ihre Freundin Olga es formulierte. Auch Theo hatte kürzlich in dasselbe Horn gestoßen: »Frauen wollen sich entweder verlieben oder leiden. Dazwischen gibt's nichts.«
    Selbst ein Theo war sich für so haarsträubendes Gelabere nicht zu schade! Na ja, Männer …
    Vielleicht aber lag der Fehler an ihr? Vielleicht war's verkehrt, nach der Brennecke-Pleite wieder zu Theo zu ziehen? Doch wie sollte der allein über die Runden kommen, einsam, wie er sich nun mal in Kirchberg fühlte?
    Tief in Christa, winzig noch und zart, beinahe unmerklich, erwachte etwas, keimte, regte sich, gewann Größe, wurde laut, suchte Worte und fand sie: SCHLUSS lautete das erste. Aus! Ende der Fahnenstange. Jawohl!
    Der Keim einer Lebenswende – das war es.
    Raus aus Kirchberg – hundertmal hatte sie es schon gedacht und sich selbst zurückgepfiffen: Bleib vernünftig! Einen so bequemen Job findest du nicht gleich wieder, und mit Jochen Brennecke kommst du noch lang zurecht. Außerdem: Ihr habt euch schließlich in Güte getrennt.
    Jetzt aber …
    Jetzt wußte Christa, daß sie sich selbst belogen hatte.
    ***
    So sehr war Christa von dieser Erkenntnis erschüttert, daß sie an der Schwenktür auch noch mit dem Professor zusammenknallte. Sie hatte nichts bemerkt, spürte nur den dumpfen Anprall eines Bauchs, umklammerte wild den Hals der Colaflasche und konnte doch nicht verhindern, daß die verdammte Schneckennudel auf den Boden klatschte.
    Über ihr schwebte das Gesicht des Chefs der Chirurgischen II. Die randlose Brille war Professor Kramer ein wenig verrutscht, aber das übliche sardonische Lächeln plusterte seine dicken, feuchten Lippen.
    »Ist was, schöne Frau? Seit wann schmeißen Sie denn mit Nahrungsmitteln durch die Gegend?«
    Christa brachte nichts zustande als ein leises Stöhnen.
    Sie rannte durch Schwingtür und Kantinenkorridor hinaus ins Freie.
    Sonne! Tatsächlich, zwei Dutzend Sonnentaler auf dem nassen Laubweg hinauf zum Hang. Die Steinmauer war noch feucht – was soll's? Christa setzte

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