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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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sich. -Ja, ißt du heute nichts? – Nein, ich esse heute nichts.
    Sie legte den Kopf in den Nacken, badete das Gesicht in der Sonne, bildete es sich zumindest ein, denn über das blaue Fenster oben im Kleistergrau zog sich bereits wieder ein milchiger Hauch.
    Christa streckte dennoch die Beine aus, öffnete die Augen – und erschrak.
    Ein schwarzer Porsche?!
    Ein schwarzer Porsche auf dem Parkplatz zu ihren Füßen, auf der Reihe der Personal-Stellplätze. Lackfunkelnd, das ja, denn die Löcher an der Rostlaube dort hatte Jochen ja zugespachtelt, viel Arbeit war das, und immer an den Wochenenden, denn dann kam die Spritzpistole dran, und Christa mußte auch noch helfen, es wurde geklebt, gesprüht, gecremt und gewienert, bis er verkünden konnte: »Spitze! Sieht aus wie neu.«
    Geiziger Angeber! Als ob er sich nicht einen Fiesta, einen Fiat Uno oder einen Polo leisten könnte, erste Hand – nein, ein alter Porsche mußte es sein.
    Christas Herz war stehengeblieben, nun stolperte es heftig los. Dabei stand die Karre jeden Tag hier.
    Die Heckklappe am Porsche war weit geöffnet und wirkte wie ein finsteres Drachenmaul.
    Aus der Beifahrertür schob sich das Dreieck eines mageren Männerhinterns in die Höhe.
    Jochen, Brennecke-San, der Meister der asiatischen Liebeskünste. An derselben Stelle, genau hier, doch im Dunkel – es war Februar, der vierzehnte Februar abends um acht – war es passiert.
    Christa hatte ihn erwischt. Und zwar mit – nein – über einer der vier koreanischen Lehrschwestern der Chirurgischen II.
    Und ihre Ehe hatte es gleich mit erwischt. Denn das war's dann gewesen.
    Sie hatten sich harmonisch getrennt.
    ***
    Der harmonisch Getrennte richtete sich zu seiner ganzen Länge auf und winkte mit dem Schraubenschlüssel, dabei schob er mit der Linken seine rotblonde Robert-Redford-Locke aus der Stirn und strahlte wie die Sonne selbst.
    Christa bekam Mundwinkelsperre. Das störte ihn nicht im geringsten. Nichts konnte einen Jochen Brennecke stören. Chirurgen sind panikstabil. Das verlangt der Beruf.
    Wie hatte Jochen damals, nach dem Ehe-Exitus auf dem Parkplatz, getönt? »So was hat doch mit uns nichts zu tun, Christa! Schon eher mit dem Job. Nach vier Stunden am Tisch, nach dem ganzen OP-Streß, mußt du dich doch schließlich ein bißchen entspannen können, oder?«
    »Oder«, hatte er gesagt, tatsächlich, ein Chirurg. Ein Bauchklempner mit der Sensibilität eines Metzgers!
    »Abstreiten will ich's ja nicht, Christa«, hatte er gesagt: »Zugegeben, ich bin schon ein bißchen promiskuitiv. Aber das wird sich legen. Mußt halt Geduld haben …«
    Ein ›bißchen promiskuitiv‹, nannte er es, verlangte, daß sie ›Geduld‹ hatte – und stand unten, winkte mit dem Klempnerschlüssel und grinste.
    Eine ›harmonische Trennung‹ – so sah er es wohl, doch wie soll man bei Brennecke harmonisch bleiben? Kann mir einer den Trick verraten? Ich zahl' ihm hundert Mark, auf die Hand.
    Entschlossen erhob sie sich, und natürlich wurde dies von Jochen prompt mißdeutet.
    »Wir sollten doch noch den Bodensee-Trip verklaren!« schrie er herauf. »Also der Robbi kommt auch mit nach Langenargen. Wenn du mich fragst, ick freu' mich. Det wird wieder mal so 'ne richtich runde Kiste.«
    Wenn du mich fragst? Sie würde nicht fragen. Und ›runde Kiste‹? ›Harmonische Trennung‹ reichte ja schon: weitermachen, als sei nichts geschehen, auch weiterarbeiten – und wieso nicht alles unter einem Dach? Freunde bleiben wie zuvor, zum staunenden Ärger der anderen. Vor allem aber, und darauf legte Jochen den größten Wert, ›die Clique mit dem janzen persönlichen Stuß nich belästijen‹.
    Darunter war zu verstehen, daß er bei jeder sich bietenden Gelegenheit versuchte, sie an einen seiner idiotischen Kumpels zu verkuppeln. Robbi? Und womöglich zu viert im Porsche … Brennecke-San am Steuer, neben sich eine seiner demütigen, stets zu allem bereiten koreanischen Damen, sie selbst aber mit Robbi oder sonst wem auf dem Notsitz …
    Unerträglich! Ganz und gar geschmacklos.
    Nein, sie warf die Colaflasche nicht, still und ruhig stellte sie sie auf die Mauer, drehte sich um und ging wortlos hangaufwärts, dorthin, wo auf halber Höhe zum Wasserturm, zwischen den Birkenstämmchen, ein blaßlila Fleck leuchtete: Der erste Lichtblick des Tages.
    ***
    Olga war die Psychologin des Hauses. Ihre Therapien stellten ›flankierende Maßnahmen bei der Wiederherstellung der Patienten‹ dar. Vor allem dann

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