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Sommer, Sonne, Ferienglück

Sommer, Sonne, Ferienglück

Titel: Sommer, Sonne, Ferienglück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Heim
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heute in der Männerwelt überall zu beobachten, nicht allein bei schrägen Vögeln, wie Jochen anscheinend einer sei, nein, auch bei reifen, gestandenen Männern, sogar bei Managern in Führungspositionen.
    »Ich kenne das«, sagte Olga. »Du erlebst die unglaublichsten Fälle. Angesichts des unerbittlichen Leistungskampfs und der totalen Anpassung bei immer unmenschlicheren beruflichen Forderungen entwickeln die entweder Neurosen, werden also reif für die Klapsmühle, oder sie suchen Halt in kindlichen, ja kindischen Verhaltensstrukturen.«
    ***
    Das war Christa nun wirklich zu hoch. Sie nickte trotzdem. Irgendwie erinnerte sie das, was Olga gerade gesagt hatte, an ihren Vater.
    »Sie schaffen es nicht länger«, fuhr Olga fort und setzte behutsam Masche nach Masche. »Und was beweist uns das? Nur eins: daß es bald mit ihrer Herrschaft vorüber ist. Mit dem neuen Jahrtausend bricht auch ein neues Zeitalter an. Dann kommen wir mal zum Zug, wir Frauen. – Endlich …«
    Endlich – das Wort hallte in Christa nach.
    Sie blickte den Hang hinab, blickte über Parkplatz, Blumenrabatten und Zubringer, über die Trauerweiden am Friedhof und die Kessel der Städtischen Gaswerke Kirchberg. Der Rathausturm. Weiter rechts lag die Zinsgasse. Dort wohnten sie: Theo und Christa Schmidle.
    Noch.
    Nicht mehr lange.
    »Aber dazu bedarf es natürlich einer gewissen Entscheidungskraft«, sagte Olga gerade, »mit einem Wort, dazu bedarf es des Wollens.«
    Christa wollte. Das Saatkorn in ihr war aufgegangen, und sie spürte, wie seine Kraft sie bis in die Fingerspitzen durchdrang.
    Schluß. Aus. – Ende der Stange!
    »Ich kündige«, sagte sie. »Fristlos. Und heute noch, Olga! Nicht nur Brennecke, diesem ganzen beschissenen Laden, ja, dem ganzen Kaff Kirchberg wird gekündigt.«
    »Und wo willst du dann hin?«
    »Das ist nicht spruchreif, Olga. Noch nicht. Ich möchte darüber nicht reden. An einen See – du, etwas ganz Verrücktes, etwas ganz und gar Aberwitziges. Aber warum eigentlich nicht?«
    ***
    Papier, Papier, Papier!
    Theos Stirn glühte. In der linken Schreibtischschublade hatte er noch einen seiner alten Memoblöcke mit dem Aufdruck ›Schmidles Fernreisen‹ gefunden. In Grün. Das Grün der Hoffnung …
    Ach ja!
    Er hatte auch einen Filzstift ausgegraben, der noch nicht ganz eingetrocknet war. Mit Filzstiften schrieb es sich leichter, schwungvoller. Die ersten Ideen, alles, was ihm spontan eingefallen war, mußten festgehalten werden. Die Gliederung hatte noch Zeit.
    »Klo« schrieb Theo.
    Dahinter: »Abwasserkanal«. Dann machte er ein großes Fragezeichen.
    Andere kritische Punkte waren bereits aufgezeichnet: der Zustand der Kücheneinrichtung und der Kühlanlagen, da schließlich zu berücksichtigen war, daß im Hotel ›Villa Caruso‹ auf höchste Rationalität geachtet werden mußte. Was bedeutete das? Es bedeutete Büffet-Betrieb. Das sparte Personalkosten, ließ im Gegensatz zu den Menü- oder gar à-la-carte-Gerichten der Küche Zeit zur planvollen Vorbereitung, benötigte umgekehrt wiederum eine technisch perfekte Kühleinrichtung. Gab's die in Collano? – und Sakrament – so was kostet!
    Doch das Wort ›kosten‹, überhaupt Zahlen paßten noch nicht so recht in eine erste Analyse.
    Schon wieder fühlte Theo den seltsamen Druck im Magen. Seit er zum Filzschreiber gegriffen hatte, fühlte er ihn immer häufiger.
    Er nahm zunächst einen tiefen Schluck Bier, dann kariertes Papier, denn dies war geeignet für Architekturskizzen, da es das Bestimmen von Abständen erleichtert, und den Kugelschreiber.
    Ein topographisches Bild benötigte Theo, einen ungefähren Aufriß der Hotelanlage. Er mußte ihn vor Augen haben, um sich den Arbeitsablauf zu vergegenwärtigen.
    Also hier – was haben wir hier?
    Den Pool.
    Der Pool hatte damals einen ziemlich vergammelten Eindruck gemacht, aber das war schließlich vor zwei Wochen gewesen und sicher hatten sie ihn von dem ganzen nassen Herbstlaub inzwischen befreit. – Jedenfalls: Hier der Pool.
    Nun das Haupthaus, Rückseite … Und dort der Kücheneingang? Weiter rechts, so stimmt's, ja … Und das mit der Küche wird er sich sowieso noch einmal überlegen. Später. Auf der anderen, der Südseite, nun die Grotte und gleich daneben das kleine, hübsche Gebäude, das fast wie ein Schlößchen wirkte und früher, wie ihm der Anwalt, dieser nette Michele d'Alessio, erzählte, als Gärtner- und Personalwohnung diente.
    Gärtner im Schlößchen …
    Die Leute

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