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Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)

Titel: Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Zielfernrohrs,leer von Gedanken, angefüllt mit Empfindungen. Gleichzeitig fing er sich selbst ein.
    Für einen Moment war ihr Herz in ihren Augen. Der Kameraverschluss öffnete sich, schloss sich und fing es ein. Wenn er das Foto vergrößerte, dachte er, während er behutsam die Kamera wegstellte, würde er dann sehen, was sie fühlte? Würde er dann seiner eigenen Gefühle sicher sein?
    Jetzt saß sie auf dem Bett, ihr Kleid in Unordnung, ihr Haar zerzaust, ihre Augen verschleiert. Geheimnisse, dachte Sidney erneut. Sie beide hatten welche. War es möglich, dass er einen Teil der Geheimnisse von ihnen beiden auf den Film in seiner Kamera gebannt hatte?
    Als er Blanche jetzt anblickte, sah er eine Frau, die erregt war, eine Frau, die erregte. Er sah Leidenschaft und Nachgiebigkeit und Aufnahmebereitschaft. Er sah eine Frau, die er besser kennen gelernt hatte als sonst irgendjemanden. Dennoch sah er auch eine Frau, in deren Innerstes er erst noch eindringen musste – weil er bisher vermieden hatte, in ihr Innerstes einzudringen.
    Er ging stumm zu ihr. Ihre Haut war feucht, aber warm, wie er es erwartet hatte. Viele kleine Regentropfen hingen in ihren Haaren. Er berührte einen, und der Tropfen verschwand. Ihre Arme hoben sich. Während draußen das Gewitter tobte, brachte er Blanche und sich selbst an einen Ort, an dem man keine Antworten brauchte.

10. KAPITEL
    W enn sie mehr Zeit hätten …
    Als der August vorbeizugleiten begann, war das der Gedanke, der Blanche immer wieder durch den Kopf ging. Mit mehr Zeit hätten sie sich an jeder Station länger aufhalten können. Mit mehr Zeit hätten sie mehr Staaten durchqueren können, mehr Städte, mehr Gemeinden. Es gab so viel zu sehen, so viel aufzunehmen, aber die Zeit neigte sich ihrem Ende zu.
    In weniger als einem Monat würde die Schule, die sie leer und wartend im Nachmittagslicht fotografiert hatte, wieder gefüllt sein. Blätter, die jetzt saftig und grün waren, würden diese leuchtenden Farben annehmen, bevor sie abfielen. Sie selbst würde zurück in Los Angeles sein, zurück in ihrem Studio, zurück in dem Alltag, den sie sich eingerichtet hatte. Zum ersten Mal in all den Jahren hatte das Wort „allein“ einen hohlen Klang.
    Wie war das geschehen? Sidney Colby war ihr Partner geworden, ihr Liebhaber, ihr Freund. Er war – obwohl das Eingeständnis erschreckend war – zum wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden. Irgendwie war sie von ihm abhängig, von seiner Meinung, seiner Gesellschaft, von den Nächten, in denen sie sich nur miteinander beschäftigten.
    Sie konnte es sich vorstellen, wie es sein würde, wenn sie nach Los Angeles zurückkehrten und getrennte Wege gingen. Getrennte Teile der Stadt, dachte sie, getrennte Leben, getrennte Ausblicke.
    Die Nähe, die sich so langsam, fast schmerzhaft zwischen ihnen entwickelt hatte, würde sich auflösen. Hatten sie das nicht beide von Anfang an angestrebt? Sie waren darin übereingekommen, genau wie sie übereingekommen waren, zusammenzuarbeiten. Wenn ihre eigenen Gefühle sich geändert hatten, war sie dafür verantwortlich und musste mit ihnen fertig werden.Während der Kilometerzähler weiterlief, während sie den nächsten Staat hinter sich ließen, fragte sie sich, wie sie es anstellen sollte.
    Sidney hatte seine eigenen Gedanken, mit denen er sich herumschlagen musste. Als sie in Maryland ankamen, hatten sie den Osten der USA erreicht. Der Atlantik war nahe, so nahe wie das Ende des Sommers. Es war das Ende, das ihn störte. Das Wort bedeutete nicht länger mehr: „Auftrag abgeschlossen“, sondern „vorbei“. Er begann zu erkennen, dass er absolut nicht bereit war, diesen Schlussstrich zu ziehen. Es gab dafür vernünftige Begründungen, die er alle ausprobierte.
    Sie hatten zu viel verpasst. Wenn sie sich auf der Rückfahrt Zeit ließen, anstatt sich an ihren ursprünglichen Plan zu halten, schnurgerade durch das Land zu fahren, könnten sie einen Umweg machen, um all die Orte aufzusuchen, die sie auf der Herfahrt ausgeklammert hatten. Das machte Sinn. Sie könnten eine Woche in New England bleiben, zwei Wochen nach dem Labor Day. Nach den langen Tagen im Campingbus und der intensiven Arbeit, die sie beide geleistet hatten, verdienten sie etwas Urlaub. Das war vernünftig.
    Sie sollten langsam zurückfahren und sich nicht abhetzen. Wenn sie nicht darauf achteten, schnell voranzukommen, wie viele Fotos würden dabei noch herausspringen? Wenn auch nur ein einziges Foto etwas Besonderes

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