Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
weiß, was du denkst.“
„Den Satz sagt Madame Zoltar.“
„Und du kannst aufhören, so selbstgefällig vor dich hin zu grinsen.“
„Tue ich das?“
„Du siehst immer selbstgefällig drein, wenn ich mich verfahre.“
„Du hast gesagt, du hättest dich nicht verfahren.“
Blanche biss die Zähne zusammen und schoss ihm einen vernichtenden Blick zu. „Warum nimmst du nicht einfach diese Karte und sagst mir, wo wir sind?“
„Ich wollte sie vor zehn Minuten nehmen, und du hast mich angefaucht.“
Blanche stieß den Atem aus. „Das lag an der Art, wie du die Karte genommen hast. Du hast gegrient, und ich konnte förmlich deine Gedanken hören, wie du …“
„Du brichst schon wieder in Madame Zoltars Territorium ein.“
„Verdammt, Sidney!“ Aber sie musste ein Lachen unterdrücken, während sie die endlose, unbeleuchtete Landstraße entlang fuhr. „Es macht mir nichts aus, wenn ich mich zum Narren mache, aber ich hasse es, wenn jemand darüber die Augenbraue hochzieht.“
„Habe ich das getan?“
„Du weißt, dass du es getan hast. Also, wenn du jetzt bitte einfach …“ In dem Moment erhaschte sie das erste Schimmern von flackernden roten, blauen, grünen Lichtern. Ein Riesenrad, dachte sie. Das musste es sein. Blecherne Musikfetzen trieben durch die sommerliche Abenddämmerung. Eine Jahrmarktsorgel. Jetzt war es Blanche, die selbstgefällig dreinsah. „Ich wusste, dass ich es finde.“
„Ich habe nie daran gezweifelt.“
Ihr wäre bestimmt etwas Vernichtendes eingefallen, aber die in der frühen Abenddämmerung leuchtenden Lichter und die ulkig pfeifende Musik lenkten sie ab. „Es ist Jahre her“, murmelte sie. „Es ist wirklich Jahre her, seit ich so etwas gesehen habe. Ich muss auf den Feuerschlucker achten.“
„Und auf dein Portemonnaie.“
Sie schüttelte den Kopf, während sie von der Straße auf das holperige Feld bog, auf dem die Autos parkten. „Zyniker.“
„Realist.“ Er wartete, bis sie den Campingbus neben einen Pickup neuesten Datums gesteuert hatte. „Verschließ den Wagen.“ Sidney griff nach seiner Tasche und wartete vor dem Bus, bis Blanche ihre Tasche hatte. „Wohin zuerst?“
Sie dachte an rosa Zuckerwatte, hielt sich jedoch zurück. „Warum wandern wir nicht zuerst ein wenig herum? Vielleicht machen wir jetzt schon ein paar Aufnahmen, aber in der Dunkelheit haben sie dann noch mehr Wirkung.“
Ohne Dunkelheit und ohne hell leuchtende, bunte Lichter sah der Jahrmarkt zu sehr so aus, wie er wirklich war, ein wenigmatt, mehr als nur ein wenig schäbig. Seine Illusionen ließen sich jetzt zu leicht demaskieren, und Blanche war nicht deshalb hergekommen. Jahrmärkte hatten, genau wie Santa Claus, ein Recht auf ihren geheimnisvollen Zauber. Wenn in einer Stunde die Sonne vollständig hinter diesen rollenden blau gefärbten Hügeln im Westen untergegangen sein würde, war der Jahrmarkt in seinem Element. Dann fiel auch die abblätternde Farbe nicht mehr auf.
„Sieh nur, da ist Voltara.“ Blanche packte Sidney am Arm und drehte ihn so herum, dass er ein lebensgroßes Poster sehen konnte, das ihre üppigen Kurven und spärliche Bekleidung zeigte, während sie auf etwas festgeschnallt war, das wie ein selbst gebastelter elektrischer Stuhl aussah.
Sidney betrachtete den gemalten Flitter über einem großzügigen Dekollete. „Das Ansehen könnte sich sogar lohnen.“
Mit einem abfälligen Schnauben zog Blanche ihn zu dem Riesenrad. „Machen wir eine Fahrt. Von da oben können wir die ganze Anlage überblicken.“
Sidney holte einen Geldschein aus seiner Brieftasche. „Das ist der einzige Grund, warum du fahren willst.“
„Mach dich nicht lächerlich.“ Sie gingen hin und warteten, während der Helfer ein Paar aussteigen ließ. „Es ist eine gute Methode, um einen Überblick zu gewinnen und dabei gleichzeitig zu sitzen“, begann sie, als sie den frei gewordenen Sitz einnahm. „Es bietet einen ausgezeichneten Blickpunkt für ein paar Luftaufnahmen, und …“ Sie schob ihre Hand in die seine, als sie mit dem langsamen Aufstieg begannen. „Es ist der allerbeste Platz, um auf einem Jahrmarkt zu schmusen.“
Als er lachte, schlang sie die Arme um ihn und brachte ihn mit ihren Lippen zum Verstummen. Sie erreichten den höchsten Punkt, an dem der Abendwind klar vorbeistrich, hingen dort einen Moment – oder zwei – nur ineinander versunken. Beim Abstieg erhöhte sich die Geschwindigkeit und ließ Blanches Magen erbeben und ihre Gedanken
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