Sommer, Sonne und dein Lächeln: Sommerträume (German Edition)
getroffen. Da war Sensitivität und Mitgefühl, aber in der Hauptsache war es ziemlich grausam.“
„Es war eine grausame Zeit. Nicht alles, was ich fotografiere, muss hübsch sein.“
Diesmal hob sie eine Augenbraue. Offensichtlich hielt er nicht viel von dem Weg, den sie in ihrer Karriere eingeschlagen hatte. „Nicht alles, was ich fotografiere, muss roh sein. In der Kunst gibt es Raum für Vergnügen.“
Er nahm dies mit einem Schulterzucken zur Kenntnis. „Wir würden verschiedene Dinge sehen, wenn wir durch dasselbe Objektiv blickten.“
„Das macht jedes Bild einzigartig.“ Blanche beugte sich vor und nahm noch ein Stück.
„Ich arbeite gern allein.“
Sie aß nachdenklich. Wenn er sie ärgern wollte, so war er auf dem richtigen Weg. Wie auch immer, sie wollte den Auftrag, und er war ein Teil davon. „Ich mag es selbst auch so lieber“, sagte sie langsam. „Aber manchmal muss man einen Kompromiss schließen. Sie haben schon von Kompromissen gehört, Sidney? Sie geben nach, ich gebe nach. Wir treffen uns irgendwo in der Mitte.“
Sie war nicht so lässig, wie sie wirkte. Gut. Das Letzte, was er brauchte, war, mit jemandem loszuziehen, der so weich war, dasser zu schmelzen drohte. Drei Monate, dachte er erneut. Vielleicht. Wenn erst einmal die Grundregeln festgelegt waren. „Ich bestimme die Route“, begann er knapp. „Wir starten hier in L.A., in zwei Wochen. Jeder ist für seine eigene Ausrüstung verantwortlich. Sind wir erst einmal unterwegs, geht jeder seiner eigenen Wege. Sie schießen Ihre Fotos, ich schieße meine. Keine Fragen.“
Blanche leckte Soße von ihren Fingern. „Hat Ihnen schon jemals jemand eine Frage gestellt, Colby?“
„Der springende Punkt ist, ob ich antworte.“ Es war so einfach gesagt, wie es gemeint war. „Der Herausgeber will beide Blickwinkel, so soll er sie bekommen. Ab und zu halten wir und mieten eine Dunkelkammer. Ich kontrolliere Ihre Negative.“
Blanche zerknüllte noch mehr Papiertaschentücher. „Nein, das werden Sie nicht tun.“ Ihre Augen waren zu schmalen Schlitzen geworden, einziges äußeres Anzeichen für ihren wachsenden Ärger.
„Ich bin nicht daran interessiert, dass mein Name mit einer Serie von Popkultur-Schnappschüssen in Verbindung gebracht wird.“
Um ihre Selbstbeherrschung aufrecht zu erhalten, aß Blanche weiter. Es gab so viele klare und präzise Dinge, die sie ihm sagen wollte. Doch Zornausbrüche kosteten eine Menge Energie. Und gewöhnlich brachten sie nichts ein. „Als Erstes verlange ich, dass in unseren Vertrag hineingeschrieben wird, dass jedes unserer Fotos unsere eigenen Unterzeilen bekommt. Auf diese Weise gerät keiner von uns durch die Arbeiten des anderen in Verlegenheit. Ich bin nicht daran interessiert, dass die Öffentlichkeit denkt, ich hätte keinen Humor. Möchten Sie noch ein Stück?“
„Nein.“ Sie war nicht weich. Die Haut in ihrer Armbeuge mochte weich wie Butter aussehen, aber die Lady selbst war es nicht. Es ärgerte ihn zwar, dass er so beiläufig beleidigt wurde, aber das war ihm noch lieber als rückgratlose Zustimmung. „Wir werden vom 15. Juni bis nach dem Labor Day – also dem ersten Montag im September – unterwegs sein.“ Er beobachtete siedabei, wie sie nach einem dritten Stück Pizza griff. „Seit ich gesehen habe, wie Sie essen, wird jeder für seine eigenen Ausgaben aufkommen.“
„Fein. Und sollten Sie auf irgendwelche komischen Gedanken kommen: Ich koche nicht, und ich werde nicht hinter Ihnen aufräumen. Ich werde meinen Anteil am Fahren übernehmen, aber ich fahre nicht mit Ihnen, wenn Sie getrunken haben und sich ans Steuer setzen. Wenn wir eine Dunkelkammer mieten, werden wir ausmachen, wer sie zuerst benützt. Vom 15. Juni bis nach dem Labor Day sind wir Partner. Fifty-fifty. Wenn Sie damit irgendwelche Probleme haben, klären wir das jetzt, bevor wir auf der gepunkteten Linie unterschreiben.“
Er dachte darüber nach. Sie hatte eine gute Stimme, glatt, ruhig, beinahe besänftigend. Sie beide mochten auf engstem Raum ganz gut miteinander auskommen – solange sie ihn nicht zu oft anlächelte und er seine Gedanken von ihren Beinen fern hielt. Im Moment sah er das als das geringste seiner Probleme an. Der Auftrag kam an erster Stelle und was er dafür wollte und davon erwartete.
„Haben Sie einen Liebhaber?“
Blanche schaffte es, nicht an ihrer Pizza zu ersticken. „Wenn das ein Angebot ist“, erwiderte sie glatt, „muss ich ablehnen. Unhöfliche Männer sind
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