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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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hätte. Als er seinen Willen gezeigt hatte, wieder laufen zu können, hatten seine Eltern nichts unversucht gelassen, um ihn in den besten Kliniken und Programmen behandeln zu lassen. Er war nach Warm Springs in Georgia gefahren, wo Franklin D. Roosevelt selber einige Zeit verbracht hatte. Nach Ende des Krieges hatten sie ihn in das berühmte Institut Fleurier im Kanton Neuchâtel in der Schweiz gebracht.
    Die schwere und anstrengende Arbeit, die Funktion seiner Beine wiederherzustellen, nahm ihn voll in Anspruch. FranklinD. Roosevelt hatte einst gesagt, wenn man zwei Jahre darauf verwendet, mit einem Zeh wackeln zu können, setzt das alles ins rechte Verhältnis. George konnte ihm da nur aus vollem Herzen zustimmen. Jetzt konnte er wieder gehen, wenn auch nicht laufen oder tanzen oder mit einem Satz über hohe Gebäude springen. Er sah aus wie jeder andere junge Mann auch, solange lange Hosen die Metallschiene an seinem schlimmen Bein bedeckten. Seine Krankenschwester und Therapeuten behaupteten, es wäre das beste Ergebnis, das man erwarten konnte.
    Anstatt ins Camp Kioga zu fahren, hatten die Bellamys ihre Sommer der Gesundung von George gewidmet. Er hatte auch Zeit in der Schule versäumt und war schließlich seinem Bruder Charles am College nur ein Jahr voraus. Er sagte sich, dass es ihm nichts ausmachte, doch er wusste, dass die Leute die beiden Brüder miteinander verglichen. George verstand allerdings nicht, warum sie das taten. Er und Charles waren so unterschiedlich. Charles war der Athletische, der Spielerische, der, der immerzu Streiche spielte, mit den Mädchen tanzte und sich kein bisschen zu scheuen schien, sich zum Clown zu machen.
    George hingegen war ernsthafter und nachdenklicher. Er hatte die Angewohnheit aus seiner Kindheit beibehalten, ein Tagebuch zu führen, und er widmete sich ganz seinen Schreibkursen. Dank der vielen Monate in der westlichen Schweiz sprach er fließend Französisch und träumte davon, Auslandskorrespondent für eine große Zeitschrift zu werden.
    Aber in diesem Sommer kehrten alle Bellamys auf der Suche nach etwas zurück, das sie zurückgelassen hatten – oder was sie nie wirklich besessen hatten: Unschuld, Akzeptanz, Einfachheit. Camp Kioga gab dieses trügerische Versprechen; es war ein Ort, wo alles unkompliziert zu sein schien, gebadet in goldenem Sonnenlicht wie ein liebevoll erinnerter Traum.
    George dachte oft an Jane Gordon, das kraushaarige Mädchen mit den spitzen Knien, das jeden Tag zu einem Abenteuergemacht hatte. Er war ihr bis jetzt noch nicht über den Weg gelaufen; sie waren aber auch erst ein paar Tage da. Er fragte sich, ob er sie überhaupt wiedererkennen würde. Sie musste jetzt auch schon erwachsen sein.
    Mit großer Geste schaute er auf seine Uhr, eine Breitling, die er von den Bellamy-Großeltern zum Highschoolabschluss bekommen hatte. Als Großvater sie ihm überreicht hatte, hatte er George in die Augen gesehen und gesagt: „Mach die Familie stolz, mein Sohn.“
    Was, wenn man ein Bellamy war, bedeutet, auf das richtige College zu gehen, sich in den richtigen Kreisen zu bewegen, das richtige Mädchen zu heiraten und in die richtige Nachbarschaft zu ziehen. Eine ziemlich einfache Formel: Tu alles Richtige, und du wirst ein erfolgreiches Leben haben.
    Noch folgten George und Charles der Familientradition. Sie hatten beide Andover als Internatsschüler besucht, was bedeutete, mannhaft das familiäre Nest zu verlassen und so zu tun, als hätte man kein Heimweh. Besonders George hatte sich hervorgetan, denn er hatte es geschafft, trotz eines straffen Stundenplans seine körperliche Ertüchtigung nicht zu vernachlässigen. Nun waren die Brüder beide an der Yale, der Alma Mater ihres Vaters und Großvaters.
    Keiner der Brüder hatte bisher das Mädchen gefunden, was er heiraten würde. George fand die Mädchen, die er auf den Collegeveranstaltungen traf, alle langweilig. Ihre seichten Persönlichkeiten und ihr einstudiertes Verhalten sprachen ihn überhaupt nicht an. Auf den abendlichen Tanzveranstaltungen im Camp Kioga schalt ihn seine Mutter stets: „Ich wünschte, du würdest am Tanz teilnehmen, wirklich! Ich sehe ein halbes Dutzend Mädchen, die gerne mit dir eine kesse Sohle aufs Parkett legen würden.“
    Zum Glück war er nie um eine Antwort verlegen. „Ich bin einfach kein Tänzer, Mutter. Das Feld überlasse ich gerne Charles.“
    Tatsache war, dass George nie gelernt hatte, zu tanzen. Dasletzte Mal war er genau hier im Camp Kioga auf der

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