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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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in New Haven verbracht hat und wir einander doch nie über den Weg gelaufen sind. In Gedanken hatte er ein Bild von Jane als dünnem, lustig aussehendem Mädchen mit großen Zähnen und lachenden Augen. Jetzt war aus dem hässlichen Entlein ein schöner Schwan geworden.
    „Oh, um Himmels willen, deshalb kommt mir der Name so bekannt vor!“, sagte ihre Mutter. „Sie sind nur eine einheimische Familie.“
    Als er diese Verkündung hörte, löste sich der Knoten in Georges Brust. Er empfand nicht länger Bedauern, dass er sie in der Bäckerei nicht angesprochen hatte; er fühlte sich erleichtert.Ein einheimisches Mädchen. Einheimisch war das Codewort für unserer nicht würdig . Einheimisch hieß, ein Mädchen aus der Arbeiterklasse. Weder er noch Charles stand es zu, mit ihr romantisch anzubändeln. Ganz sicher würde er seinem Bruder keinen Wettkampf um Janes Herz liefern.
    Eine Romanze mit Jane Gordon wäre sowieso von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Sie hatten nichts gemeinsam. Was würde schon bleiben, wenn die anfängliche Anziehungskraft nachließ? Nichts. Es gab nichts, was sie miteinander verband. Vielleicht war das eine snobistische oder elitäre Einstellung, aber er hatte die Regeln nicht gemacht.
    Dank Charles hatte George eine schwierige Situation umgangen. Wie seltsam es gewesen wäre, mit ihr zu flirten, ihr womöglich Avancen zu machen, nur um dann zurückgewiesen zu werden, weil er ein schlimmes Bein hatte und nicht in ihre Welt passte.
    Doch als Charles weiter von ihr schwärmte – Jane Bonnie Gordon, die Tochter eines Farmers, die direkt hier in Avalon aufgewachsen war – dämmerte es George, dass sein Bruder es nicht verstand.
    „Mein Sohn“, sagte Vater zu Charles. „Wir gönnen dir einen kleinen Sommerflirt, aber mach nicht mehr daraus, als es ist.“
    „Zu spät“, sagte Charles atemlos. „Es ist bereits mehr als das.“
    Ihre Mutter fächerte sich Luft zu. „Gütiger Himmel, willst du damit sagen …“
    „Natürlich nicht“, beeilte sich Charles, sie zu beruhigen. „Wir haben uns doch heute erst wiedergefunden. Sie ist prima, und ihr werdet sie lieben.“
    „Und welches College besucht sie?“, wollte Mrs Bellamy wissen.
    „Jane geht nicht aufs College. Sie sagt, dass ihr Vater gerade so über die Runden kommt und versucht, das Camp in den schwarzen Zahlen zu halten. Aber ich will, dass ihr wisst, ich werde sie um eine Verabredung bitten und um sie werben, wieich es für jedes andere Mädchen tun würde.“
    „Sie ist nicht jedes andere Mädchen“, warf sein Vater mit warnendem Unterton ein. „Sie ist nichts für einen jungen Mann wie dich.“
    „Sei nicht so ein Snob.“ Charles lachte. „Das hier ist doch nicht mehr das neunzehnte Jahrhundert. Wir leben nicht in Bizets Carmen .“
    Die Tatsache, dass er die Oper erwähnt hatte – über einen Klassenkampf, der entstanden war, als ein Mädchen aus einer Zigarettenfabrik sich in einen einflussreichen Aristokraten verliebte – bewies, dass er es auf einem gewissen Level doch verstand. Jane war vollkommen verkehrt für die beiden Brüder. Je eher Charles die Wirklichkeit akzeptierte, desto eher könnten sie beide weitermachen.
    George stellte jedoch frustriert fest, dass sein Herz sich weigerte, seinem Verstand zu folgen. Wider besseres Wissen dachte er endlos über den Augenblick in der Bäckerei nach. Diese wenigen Sekunden waren wie ein Schlüssel im Schloss gewesen, der es endlich zu öffnen vermochte. Warum war er nicht vorgetreten? Warum hatte er nicht das Wort ergriffen, als sich die Gelegenheit geboten hatte?
    Weil er Angst hatte. Er versteckte sich hinter den Regeln der Gesellschaft, um nicht wie ein Idiot dazustehen. Das war eine Eigenschaft, die George an sich selber nicht sonderlich leiden konnte.
    „Oh, sieh nur, wer da ist“, rief Mrs Bellamy aus. „Die Darrows werden uns heute zum Dinner Gesellschaft leisten.“ Sie schwebte zu ihnen herüber, um sie zu begrüßen, und innerhalb weniger Minuten saßen sie alle an einem großen Tisch, zwei Familien, herausgeputzt bis zum Gehtnichtmehr. Das Dinner war eine fröhliche Angelegenheit. Ihre Unterhaltung reichte von Churchills Rücktritt als Premierminister bis zur Salk-Impfung gegen Polio.
    „Was für ein Segen!“, befand Millicent Darrow, die jüngere der Schwestern. „Was für ein Glück, dass wir uns über Poliokeine Gedanken mehr machen müssen.“
    George trank sein Weinglas aus und wechselte das Thema zu der bevorstehenden Eröffnung eines

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