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Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens

Titel: Sommer unseres Lebens - Wiggs, S: Sommer unseres Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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was passiert war, und Trevor bestand darauf, George sofort zurück in die Stadt zu bringen.
    „Ich glaube, es ist besser, wenn du herkommst“, sagte Ross. „Alle sollten das tun, und zwar bald.“
    Sie diskutierten, weil der Rest der Familie sich immer noch an die Hoffnung klammerte, dass Granddad wieder gesund würde. Doch schlussendlich hatte Ross das Heft in der Hand.Trevor stimmte zu, nach Avalon zu kommen. Seine Brüder, Gerard und Louis, würden bald folgen.
    Ross und Claire kehrten zu dem mit dem Vorhang abgetrennten Bereich zurück. George döste noch, aber sobald er aufwachte, würden sie ihn ins Camp Kioga zurückbringen.
    „Kann er uns hören?“, fragte Ross.
    „Vielleicht.“ Sie strich eine Ecke des blauen Lakens glatt, mit dem er zugedeckt war.
    In dem hohen Bett sah George verloren aus, verloren in einer Welt aus Träumen. Ross schaute sich um und sammelte seine Sachen zusammen. Es war nicht viel – Granddads Hausschuhe, seine Strickjacke mit den Lederflicken an den Ellbogen. Als Ross sie aufhob, segelte etwas aus der Tasche – ein Foto. Ein alter Schwarz-Weiß-Abzug mit Büttenrand. Es zeigte einen Jungen und ein Mädchen im See, die Wasser traten und in die Kamera lachten.
    Auf die Rückseite des Schnappschusses hatte jemand geschrieben: George Bellamy & Jane Gordon, Camp Kioga 1945.

17. KAPITEL
    Avalon, Ulster County, New York
    Sommer 1955
    C harles und George stritten sich, wer die Autoschlüssel bekäme. Sie bekamen sich oft darüber in die Haare, welcher der Brüder den DeSoto fahren durfte, und normalerweise war George derjenige, der nachgab. Während er die Segeltuchabdeckung festknöpfte, nachdem er das Cabrioletverdeck heruntergeklappt hatte, warf er Charles die Schlüssel zu. Auf dem Parkplatz vom Camp Kioga war es heiß und trocken, und eine Fahrt mit heruntergelassenem Verdeck in die Stadt wäre eine erfrischende Abwechslung.
    „Mutter will, dass wir einen Kuchen abholen, den sie zum Camp-Picknick mitbringen will“, sagte George. „Du fährst, und ich schaue mir die Landschaft an.“
    Ein paar Mädchen – mit Pferdeschwanz, nackten Beinen und in Tenniskleidung – schlenderten auf dem Weg zum Tennisplatz an ihnen vorbei, und George folgte ihnen mit seinem Blick. „Ein wenig Sightseeing hier und da finde ich ganz unterhaltsam.“
    Charles setzte sich hinter das Steuer. Während der Fahrt ließ er seinen Ellbogen aus dem offenen Fenster hängen und grinste übers ganze Gesicht. „Flirte du nur so viel du willst! Ich warte, bis die Richtige vorbeikommt.“
    „Das Leben ist zu kurz, um auf irgendetwas zu warten“, erklärte George. Die Brise fühlte sich gut auf seinem Gesicht an, und in der Luft lag der süße Duft des Sommers: frisch gemähtes Gras, blühende Blumen, der trockene Geruch der heißen Sonne auf dem Asphalt. Burn that Candle von Bill Haley & His Comets tönte aus dem Radio, als sie durch das Haupttor fuhren.
    „Endlich wieder im Camp Kioga“, rief Charles aus. „Ich kann kaum glauben, dass es zehn Jahre her ist!“
    Die Zeit war nur so verflogen. Es war der Sommer vor Georges Abschlussjahr in Yale, und ihre Mutter war von einer Welle der Nostalgie erfasst worden. Sie wollte, dass die ganze Familie ins Camp Kioga zurückkehrte und noch einmal die Ferien miteinander verbrachte. Das könnte ihre letzte Chance sein, den Sommer als Familie zu verbringen, hatte sie gesagt, denn nächstes Jahr wäre George mit dem Studium fertig und würde seiner eigenen Wege gehen, und die Familie wäre nie mehr dieselbe.
    George musste nicht großartig überredet werden. Er dachte oft an die Sommer seiner Kindheit, die er hier verbracht hatte. So viel Drama in so kurzer Zeit – eine Serie kindlicher Abenteuer hatte abrupt mit einer doppelten Katastrophe geendet: dem tragischen Tod eines jungen Mannes und Georges Ansteckung mit Polio. In dem darauffolgenden Sommer hatte er seine Erkrankung endlich in den Griff bekommen, nachdem ihm aufgefallen war, dass die wahre Hürde, die ihn vom Gesundwerden abhielt, er selber war. George hatte Reserven mobilisiert, von denen er nicht geahnt hatte, sie zu besitzen, und hatte sich seinen Weg aus dem Rollstuhl zurück auf seine eigenen zwei Füße erkämpft, fester entschlossen denn je, sich ein erfolgreiches Leben aufzubauen.
    Zehn ganze Jahre. So viele Sommer, die ihm durch Polio gestohlen worden waren – allen Bellamys, wenn er ehrlich war. Georges Rehabilitation nahm mehr Zeit und Energie in Anspruch, als er je für möglich gehalten

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