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Sommer unter dem Maulbeerbaum

Titel: Sommer unter dem Maulbeerbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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gekommen wäre und einen anderen Mann neben seiner Frau auf dem Bett hätte sitzen sehen, hätte Phillip sich eine solche Vertraulichkeit niemals erlaubt.
    »Wer kann ermessen, was Jimmy getan hat und warum? Ich habe über zwanzig Jahre lang mit ihm zusammengearbeitet, aber ich habe ihn nie wirklich kennen gelernt. Lillian, er ...« Phillip musste ein paarmal tief Luft holen, dann nahm er meine Hand in die seine und hielt sie fest. »Er hat Ihnen nichts hinterlassen. Er hat alles seinem Bruder und seiner Schwester vermacht.«
    Ich verstand nicht, was er meinte. »Aber er hasst sie«, sagte ich und entzog ihm meine Hand. Atlanta und Ray waren Jimmys einzige noch lebende Verwandten und Jimmy hatte nur Verachtung für sie übrig. Er unterstützte sie zwar finanziell und half immerzu einem von beiden aus der Patsche, doch er verabscheute sie. Einmal sah Jimmy mich so merkwürdig an, und ich fragte ihn, an was er gerade dachte. »Sie werden dich bei lebendigem Leibe verspeisen«, sagte er. »Das hört sich interessant an«, erwiderte ich und lächelte ihn an. Doch Jimmy lächelte nicht zurück. »Wenn ich sterbe, werden Atlanta und Ray sich mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln auf dich stürzen. Und sie werden sich Anwälte suchen, die auf Erfolgsbasis arbeiten.«
    Die immer häufigeren Anspielungen Jimmys auf sein Ableben gefielen mir gar nicht. »Erfolg wobei?«, fragte ich immer noch lächelnd. »Darin, wie viel sie dabei rausschlagen können, wenn sie dich gründlich verklagen«, antwortete Jimmy mit gerunzelter Stirn. Ich wollte nichts davon hören, daher tat ich es mit einer Handbewegung ab und sagte: »Phillip wird sich schon um sie kümmern.«
    »Habgier von dieser Größenordnung ist Phillip nicht gewachsen.« Darauf konnte ich nichts entgegnen, denn ich war derselben Ansicht. Ganz gleich, wie viel Jimmy Atlanta und Ray gab, sie wollten immer noch mehr. Einmal, als Jimmy unerwartet wegmusste, ertappte ich Atlanta dabei, wie sie in meinem Wandschrank meine Schuhe zählte. Es war ihr nicht im Geringsten peinlich, als ich sie dort fand. Sie schaute zu mir hoch und sagte: »Du hast drei Paar mehr als ich.« Der Ausdruck auf ihrem Gesicht jagte mir solche Angst ein, dass ich mich umdrehte und aus meinem eigenen Schlafzimmer floh.
    »Was meinen Sie damit, dass er alles ihnen hinterlassen hat? Was alles?«, fragte ich Phillip. Ich wollte nicht daran denken, wie mein Leben ohne Jimmy aussehen würde.
    »Ich meine, dass James all seine Aktien, seine Häuser und Immobilien überall auf der Welt, die Fluglinien, dass er das alles Ihrem Schwager und Ihrer Schwägerin vermacht hat.«
    Da ich jedes einzelne der Häuser, die Jimmy gekauft hatte, verabscheute, sah ich nicht ein, was daran so schlimm war. »Zu viel Glas und Stahl für meinen Geschmack«, sagte ich und lächelte Phillip schwach zu.
    Phillip starrte mich an. »Lillian, es steht schlimm um Sie, und Jimmy ist nicht mehr da, um Sie zu beschützen - und es liegt nicht in meiner Macht, auch nur irgendetwas zu unternehmen. Ich weiß nicht, warum er es getan hat, Gott weiß, dass ich versucht habe, es ihm auszureden, aber er hat gesagt, er würde Ihnen geben, was Sie brauchen. Das ist alles, was ich erreichen konnte.«
    Phillip erhob sich. Er brauchte einen Moment, um sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Jimmy hatte immer gesagt, was ihm an Phillip so gefiel, sei die Tatsache, dass nichts auf der Welt ihn aus der Ruhe bringen könne. Doch das hier hatte ihn aus der Ruhe gebracht.
    Ich bemühte mich, die Gedanken über meine Zukunft aus meinem Kopf zu verjagen, versuchte, nicht mehr über ein Leben ohne Jimmys Lachen und den Schutz seiner starken Schulter nachzudenken, und sah erwartungsvoll zu Phillip hoch. »Wollen Sie mir erklären, ich sei jetzt mittellos?« Ich bemühte mich, nicht zu schmunzeln. Der Schmuck, den Jimmy mir über die Jahre geschenkt hatte, war Millionen wert.
    Phillip holte tief Luft. »Mehr oder weniger. Er hat Ihnen eine Farm in Virginia vermacht.«
    »Na also, das ist doch was«, sagte ich, dann verkniff ich mir jeglichen Humor und wartete darauf, dass er fortfuhr.
    »Es war zwar ein Verstoß gegen mein Berufsethos, aber nachdem ich sein Testament für ihn aufgesetzt hatte, schickte ich jemanden nach Virginia, um das Grundstück zu begutachten. Es ist ... nichts Besonderes. Es ist ...« Er wandte sich für einen Moment ab, und ich glaubte ihn murmeln zu hören: »Bastard«, doch das wollte ich nicht hören, also achtete ich nicht

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