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Sommer wie Winter

Sommer wie Winter

Titel: Sommer wie Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith W. Taschler
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Familie hat und in Sölden lebt. Lang hat er ihr vorgemacht, dass er ein reicher Deutscher ist. Sie hat eine sehr hohe Summe von ihm gewollt. Damit der Anfang in Kalifornien leichter ist. Ja, da ist er ausgerastet. Sie haben sich gegenseitig angeschrien. Er hat sie geschüttelt. Auch kurz die Hände um ihren Hals gelegt. Sie hat sich freigemacht und wollte zur Tür raus. Dabei ist sie gestürzt. Sie ist mit dem Hinterkopf gegen den elektrischen Heizkörper gedonnert. Und sofort tot gewesen.
    Ich habe es nicht glauben können, was ich da gehört habe. Ich habe gedacht: Leck mich, ich bin im falschen Film! Die Frau ist damals wirklich gestorben!
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Und mein Vater ist dran beteiligt gewesen! Er hat sie zwar nicht umgebracht, aber er ist dabei gewesen! Bitte nicht, habe ich gedacht. Bitte lass es nicht wahr sein. Wenn’s nicht wahr ist, höre ich zu rauchen auf. Helfe meiner Mutter mein ganzes Leben lang. Bitte lass es einen Albtraum sein! Lass mich wieder aufwachen, habe ich gebetet. Ich habe meinen Vater vor mir gesehen. Wie ich auf seinen Schultern reiten darf. Wie er den Gast am Kragen packt und ihm sagt, er soll sich heimschleichen. Wie er mit mir Walzer tanzt und mich rumwirbelt.
    Der Alex hat geschrien und geweint. Alles gleichzeitig. Das werde ich nie vergessen, sein lautes Weinen. Es hat so verzweifelt geklungen. Der Vater hat gesagt: Ich weiß, ich hätte den Unfall melden sollen, damals, aber – der Alex hat ihn nicht ausreden lassen. Hat ihn angeschrien: Wo hast du sie hingebracht? Wo liegt ihre Leiche? Bei der Werkstatt?
    Der Vater hat nein gesagt. Ich habe die Leiche in einen Teppich eingewickelt, ins Auto getragen und habe sie mit auf den Hof genommen. So hat er gesagt. Der Alex hat geschrien: Wo? Wo liegt sie? Wo? Sein Wo? hallt mir heute noch in den Ohren. Und dann ist es passiert. Er hat rüber zum Lenkrad gegriffen. Sie haben gerangelt. Der Jeep ist von der Straße abgekommen. Und den Hang runtergerutscht.
    Der Jeep hat sich ein paar Mal überschlagen. Ich
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habe geglaubt, wir sterben jetzt alle drei. Ich habe eine Scheißangst gehabt! Ich kann das gar nicht – beschreiben, wie ich mich gefürchtet habe. Ich habe hochgegriffen. Mich ganz fest an der Kopfstütze von der Rückbank gehalten. Ich habe geschrien wie verrückt. Dann bin ich mit dem Kopf gegen die Seitenwand geknallt.
    Wie ich aufgewacht bin, habe ich gesehen, dass der Jeep auf der Beifahrerseite liegt. Der Vater ist weg gewesen. Der Alex ist bewusstlos dagelegen. Seine Stirn hat geblutet. Aus der Motorhaube sind schon Flammen gekommen. Ich habe gewusst, dass ich mich beeilen muss.

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Tiroler Tageszeitung
am 27. Dezember 1989
Tragischer Autounfall auf der B 186
    Sölden. In der Nacht von 26. auf den 27. Dezember ereignete sich ein tragischer Unfall auf der B 186 von Sölden Richtung Längenfeld. Aus bisher unbekannter Ursache raste ein Pkw mit überhöhter Geschwindigkeit mehrere Hundert Meter eine Böschung hinunter. Das Fahrzeug überschlug sich mehrmals, bevor es seitlich liegenblieb und schließlich Feuer fing.
    Der neunzehnjährige Beifahrer konnte in letzter Minute von der nur leicht verletzten gleichaltrigen Mitfahrerin aus dem brennenden Fahrzeug gerettet werden. Sie zog den Schwerverletzten an die hundert Meter weit, bevor sie zur Bundesstraße hochlief, um ein Auto anzuhalten. Die beiden wurden mit der Rettung in die Klinik Innsbruck gebracht. Vom 50-jährigen Fahrer, von dem die Polizei annimmt, dass er angetrunken war, fehlt jede Spur. Es wird nach ihm gefahndet.

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Tiroler Tageszeitung
am 4. Jänner 1990
Söldner Hotelbesitzer mit zehn Millionen verschwunden
    Sölden. In der Nacht von 26. auf 27. Dezember ereignete sich ein schwerer Autounfall kurz vor Längenfeld, wobei ein Neunzehnjähriger lebensgefährlich verletzt wurde und der Fahrer anschließend mit einem anderen Fahrzeug Fahrerflucht beging. Die TT berichtete darüber.
    Jetzt werden immer mehr Details über diesen Unfall bekannt. Nach Aussagen der Mitfahrerin Manuela W. und des Beifahrers Alexander S., die derzeit beide noch in der Klinik Innsbruck liegen, gestand der Fahrer Anton W. (50) während der Fahrt dem Beifahrer ein Verbrechen, welches er angeblich vor beinahe sechzehn Jahren begangen haben soll. Damals soll Paulina S., die leibliche Mutter von Alexander S., bei einem heftigen Streit mit Anton W. verstorben sein, woraufhin dieser den Unfall nicht meldete. Die Leiche habe er anschließend im Kofferraum seines Autos bis zu seinem Bauernhof in

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