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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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sich für Familienausflüge zu alt gefühlt und sich geweigert, noch mit ihnen Urlaub zu machen. Sie ließ die Erinnerungen zurück und setzte ihren Weg fort.
    Sie trabte zügig weiter und stieß nach etwa fünfhundert Metern auf eine steinerne Schutzhütte. Die Holztür war mit einem Vorhängeschloss gesichert, doch der Schlüssel steckte. Sie drehte ihn, nahm das Schloss und stieß die Tür auf. Sie hatte weniger Sorge, dass sie ein wildes Tier anspringen könnte, aber sie würde sich ganz bestimmt vor Spinnen und ihren klebrigen Netzen in Acht nehmen müssen.
    Der Raum, der sich vor ihr auftat, war jedoch erstaunlich sauber, wenn auch kaum größer als ein normales Schlafzimmer. Es gab eine Liege an der hinteren Wand, darauf ein zusammengerollter Schlafsack. An der Wand rechts von ihr lehnte ein großer schwarzer Rucksack. Außerdem stand da noch ein kleiner roter Holzstuhl, auf dem ein Buch lag. Der Boden war nackter, gestampfter Lehm, und es gab auch hier kein Fenster. Aber irgendjemand musste diese Hütte als sein Zuhause betrachtet haben. Jemand, der vielleicht bald zurückkehrte.
    Rebecca legte das Vorhängeschloss auf den Stuhl.
    Was ihr dann ins Auge fiel, waren vier Flaschen Quellwasser auf einem Regalbrett. Der Durst, den sie plötzlich verspürte, war überwältigend.

    Edward war diesen Weg schon Dutzende Male mit dem Fahrrad gefahren. Als Kind war er jeden Sommer hier gewesen, wenn seine Mutter ihn in den Ferien zu seiner Tante und seinem Onkel gebracht hatte. Seine Cousins hatten sich kaum für ihn interessiert, aber er war es ja gewohnt, einsam zu sein, und hatte sich alleine beschäftigt.
    Im Sommer nach seinem ersten Jahr an der Highschool hatte er erstmals den Hauptweg verlassen und dadurch die kleine Steinhütte entdeckt. Danach hatte er jedes Jahr an seinem Versteck gearbeitet, es gesäubert, Vorräte hingebracht und sogar versucht, in dem harten Waldboden irgendwelches Gemüse anzubauen. Weil er mit der Zeit einen gut erkennbaren Pfad getrampelt hatte, musste er ihn an der Kreuzung zum Waldweg tarnen. Aber soweit Edward wusste, hatte bis jetzt noch niemand zu seiner Hütte gefunden.
    Er trat heftiger in die Pedale, während seine Gedanken nur Rebecca galten. Er wollte um die Lichtung herumfahren und von der anderen Seite zusehen, wie sie aus dem Wald herauskam und die Hütte entdeckte.
    Jetzt war er an der Stelle, an der er den Wegverlauf abgeändert hatte. Das Bonbonpapier lag jetzt zerknüllt an einer anderen Stelle. Hastig legte er sein Fahrrad ab und machte sich daran, den ursprünglichen Wegverlauf wiederherzustellen und die Abzweigung zur Hütte mit Geäst zu verdecken. Er wusste, dass er es nun zeitlich nicht mehr schaffen würde, ihr erstauntes Gesicht zu sehen, aber er war sich sicher, dass sie wenigstens kurzfristig in der Hütte bleiben und etwas essen würde. Er warf einen Blick auf seine Uhr und auf ihre: später Vormittag. Edward trug sein Rad um die aufgetürmte Tarnung herum und stellte es dann wieder ab auf den kleinen Pfad. Er stieg auf und radelte eilig weiter.

    Rebecca trank die ganze Flasche und inspizierte dann den Rucksack. Sorry, Mr. Camper, dachte sie, aber ich werde dir ein Sieben-Gänge-Menü spendieren als Entschädigung, was auch immer du Essbares da drin hast. Erstaunlicherweise fand sie ein Weißbrotsandwich mit Erdnussbutter. So was hatte sie in der Grundschule täglich gegessen. Und ganz unten im Rucksack lag eine Packung mit sechs ihrer Lieblingsschokoriegel, außerdem eine Packung mit Ahornsirup-Müsliriegeln der Marke, die sie seit ungefähr einem Monat täglich mittags aß. Verblüfft legte sie ein paar von den Riegeln auf die Pritsche und wickelte das Sandwich aus.
    Rebecca hatte wirklich in keiner Weise ein schlechtes Gewissen, weil sie das Brot von jemand anderem aß, aber etwas an allem hier kam ihr merkwürdig vor, während sie kaute. Etwas …

    »Komm mal bitte, Becky!«, rief ihre Mutter von der Haustür.
    Becky streckte den Kopf aus der Tür ihres Zimmers und maulte zurück: »Was ist denn?«
    »Da wurde was gebracht. Für dich. Komm und schau es dir an.«
    Sie konnte hören, wie die Haustür geschlossen wurde, trat auf den oberen Treppenabsatz und sah hinunter. »Was ist los?«
    Ihre Mutter lächelte zu ihr hinauf und hielt eine große längliche Schachtel in der Hand. »Jemand hat dir Blumen geschickt.«
    Becky flog geradezu die Treppe hinunter und stürzte sich auf die Schachtel. Sie durfte offiziell erst ab dem kommenden Jahr, also ab der

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