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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Obwohl sie klein und zierlich war, fand sie rasch zu der coolen Clique Anschluss, in der auch ältere Jungs waren. Sie wäre gern Cheerleader geworden, aber Gymnastik war noch nie ihre Stärke gewesen, jedoch eine der Voraussetzungen war, um sich für einen Platz im Team zu bewerben. Stattdessen spielte Rebecca Basketball, wusste aber schon jetzt, dass sie das nur ein Jahr machen würde, weil ihr dann die anderen Mädchen größen- und kräftemäßig über den Kopf gewachsen wären. Im Frühling startete die Leichtathletiksaison, und jeder durfte dort mitmachen. Und das war genau das Richtige für sie. Denn wie sich herausstellte, konnte sie laufen und laufen und laufen …

    Rebecca hatte sich so weit entfernt wie möglich vom Auto gehalten und nicht erkannt, wer darin saß. Hätte sie gewusst, dass die Richtung, die sie einschlug, sie immer weiter von der Landstraße und möglicher Hilfe wegführte, dann hätte sie es womöglich riskiert, um den Wagen herumzuschleichen. Aber sie wusste es nicht, konnte es nicht wissen. Sie sah noch zwei Mal zurück, bevor sie den Wald betrat, dann begann sie einfach geradeaus zu rennen. Bald stieß sie auf einen Trampelpfad. Sie wollte ihr Tempo aber lieber nicht vermindern; zum Glück, fiel ihr jetzt irrsinnigerweise ein, war sie in Topform; fast hätte sie die Meisterschaft des Bundesstaats gewonnen, jetzt beschleunigten zusätzlich Angst und Adrenalin ihre Schritte.
    Wie gut, dass sie die Schuhe gefunden hatte, auch wenn sie Blasen bekommen würde, weil sie ohne Socken lief. Abrupt blieb sie stehen und sah zu Boden. Ihr war gerade in den Sinn gekommen, dass die Schuhe ein Geschenk ihres Entführers sein mussten. Aber wieso? Wollte er, dass sie lief? Sie zog sie aus und untersuchte sie genau. Sie hatte genug Filme gesehen, um ein verstecktes Ortungsgerät zu vermuten. Also bog sie die Sohlen und das Obermaterial und tastete jeden Zentimeter ab. Ich bin paranoid, dachte sie – aber nicht ohne Grund. Was war besser: entweder in möglicherweise manipulierten Schuhen laufen oder barfuß? Der Boden war hier weich, es war ein relativ ebener Weg, andererseits wusste sie nicht, wie weit sie überhaupt würde rennen müssen. Also beschloss sie, das Risiko einzugehen. Sie zog die Schuhe wieder an und schnürte sie fest. Sie beschloss, immer auf dem Weg zu bleiben. Zu groß war die Gefahr, sich sonst zu verirren.
    Aber, dachte sie bei sich, konnte man sich überhaupt noch verirren, wenn man gar nicht wusste, wo man sich befand?

    »Sitz endlich still«, sagte Eddies Mutter wohl schon zum zwanzigsten Mal. Sie hatte es für eine gute Idee gehalten, mit ihm ins Kino zu gehen. Wenigstens gab es dort eine Klimaanlage. Das war eine Wohltat, wo sie doch so sehr litt unter der Hitzewelle, die in diesem August herrschte. Eddie schien durch die kühle Luft einen ungesunden Energieschub bekommen zu haben.
    Es wurde auch nicht gerade besser dadurch, dass sie einen Film ausgesucht hatte, den sie gerne sehen wollte und der für einen Achtjährigen ungeeignet war. Eddie war zappelig. Der Film für Erwachsene langweilte ihn nicht, vielmehr machte er ihm Angst. Die Handlung ließ ihn immer nervöser werden, er sorgte sich um das Schicksal der männlichen Hauptfigur. Zu allem Überfluss sah der Schauspieler auch noch seinem Vater ein wenig ähnlich.
    Unruhig rutschte er herum.
    »Still.« Seine Mutter schnippte mit den Fingern gegen seinen Arm.
    Eddie runzelte sorgenvoll die Stirn und sah von der Leinwand weg. Am liebsten hätte er an den Fingernägeln gekaut, aber stattdessen presste er die gespreizten Finger auf seine Oberschenkel und starrte sie an.
    »Eddie, ich will mir den Film ansehen.«
    Er seufzte und setzte sich auf seine Hände. Er zählte alle Besucher vor sich. Vierundsechzig. Dann starrte er auf die mit EXIT gekennzeichneten Schilder der Notausgänge und dachte sich Wörter aus, die mit diesen Buchstaben anfingen. Das X erinnerte ihn an ein Kreuz, und da musste er an seinen Vater denken, der im Sterben mit den ausgebreiteten Armen auch wie ein X ausgesehen hatte.
    Er spürte, wie seine Augen feucht wurden und sich in seinem Hals ein Kloß bildete. Er hüpfte ein wenig hoch, um die Hände unter seinen Beinen hervorzuziehen, als seine Mutter ihm ohne Vorwarnung einen Klaps auf den Kopf verpasste.
    »Das war das letzte Mal!«

    Edward wachte abrupt auf, als eine Eichel auf die Motorhaube seines Wagens fiel. Er schaltete den Motor aus und blickte auf seine Uhr, oder besser: auf ihre Uhr. Er trug

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