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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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zehnten Klasse, abends mit Jungs ausgehen, aber das hielt sie natürlich nicht vom Flirten ab. Ihr kamen verschiedene Typen in den Sinn, die sich in letzter Zeit ziemlich für sie interessiert hatten. Da gab es sogar einen aus der Zwölften, der sich ein paarmal vor ihrem Spind mit ihr unterhalten hatte. Wäre das nicht Wahnsinn, wenn der sie zum Abschlussball einlud? Ihre Eltern würden sie einfach hingehen lassen müssen. Sie war so voller Vorfreude, dass sie Schwierigkeiten hatte, die Schleife zu lösen. Ihre Mutter löcherte sie dabei die ganze Zeit, von wem die Blumen denn sein könnten.
    »Keine Ahnung, Mom, hilf mir doch lieber, das hier aufzuknoten.« Gemeinsam gelang es ihnen, die Schachtel zu öffnen.
    »O Becky, das sind ja auch noch Rosen. Und was für schöne. Ein Dutzend langstieliger Rosen. In der Küche habe ich eine große Vase, in die du sie stellen kannst.«
    Becky folgte ihrer Mutter und legte die Schachtel auf die Arbeitsplatte in der Küche. Ihre Mutter füllte die Vase mit Wasser, und sie nahm die Blumen heraus und arrangierte sie sorgfältig.
    »Und, was steht auf der Karte?«, fragte ihre Mutter neugierig.
    Becky sah noch mal in die Schachtel und zerwühlte das Einwickelpapier. »Da ist keine Karte. Aber … ein Snickers. Mein Lieblingsriegel.«
    »Und du weißt wirklich nicht, von wem sie sein könnten?«
    Becky zuckte mit den Achseln.
    »Dann hast du wohl einen heimlichen Verehrer.« Ihre Mutter sah sie lächelnd und ein wenig tadelnd von der Seite an, als könnte Rebecca etwas dafür.
    Die Rosen waren wunderschön und dufteten intensiv. Becky nahm sie mit rauf in ihr Zimmer und rief, während sie das Snickers aß, alle ihre Freundinnen an, um stolz davon zu berichten.
    Am nächsten Tag rechnete sie damit, dass in der Schule jemand auf sie zukommen und sich zu erkennen geben würde, aber nichts passierte. Ihre Freundinnen erzählten überall herum, dass Becky sich gern bei jemand bedanken würde, aber auch daraufhin zeigte sich niemand. Der Abschlussball fand statt, und der einzige echte Hinweis war der Spottvers, den Mike Sylver in ihr Jahrbuch schrieb: »Roses are red / Violets are blue / If someone ›special‹ liked me / I’d snicker, too.«

    Edward vermutete, dass Rebecca inzwischen gegessen haben und von dem Zeug, das er in die Wasserflaschen getan hatte, müde geworden sein musste. Sie sollte es sich im besten Fall auf der Liege bequem gemacht haben und eingenickt sein, so sein Plan B, der zu funktionieren schien. Wer hätte gedacht, dass ein Eddie-Spasti so schlau, so durchtrieben und einfallsreich war? Und er hatte sogar noch einen Plan C und D in der Hinterhand.
    Zuversichtlich fuhr er weiter zu der Hütte und lehnte sein Fahrrad an die Steinwand. Er horchte. Er rief ihren Namen.
    Mit drei Schritten war er an der Tür. Ja, da lag sie auf der Seite zusammengerollt, ihr linker Arm hing kraftlos überm Matratzenrand. Den Schlafsack hatte sie unter dem Kopf, aber er wirkte zu dick aufgetürmt, um bequem zu sein. Er schlich näher, hob sie ein wenig an, zog den Schlafsack unter ihr weg und legte ihren Kopf behutsam auf den Stoff der Liege.
    Dabei fiel Edwards Blick auf ihr aufgescheuertes Handgelenk, er schüttelte überrascht den Kopf. Er kniete sich neben die Liege und öffnete den mitgebrachten Rucksack. Vorsichtig rieb er ein wenig Wundsalbe auf die offene Stelle und verband alles. Weil er nichts dabeihatte, um den Verband zu fixieren, nahm er Rebeccas Uhr von seinem Arm und schloss sie über dem Verband.
    Er strich ihr eine Locke aus den Augen und zart mit den Fingern über ihre Schläfe.
    »Ich liebe dich«, flüsterte er.
    Dann nahm er seinen Rucksack und das Vorhängeschloss vom Stuhl und verließ die Hütte. Er schloss die Tür und versperrte sie von außen. Unter einem losen Stein gleich am Eingang versteckte er den Schlüssel. Dann entschied Edward sich, einen Spaziergang zu machen und nach seinen Lieblingsblumen zu suchen.

    »Pass bloß auf, was du sagst.« Eddies Mutter war kurz davor, ihrem Sohn mal wieder eine Ohrfeige zu verpassen, sollte er noch einmal ein Schimpfwort benutzen.
    Eddie hatte still auf dem Fußboden gespielt. Und zwar eine Partie »Sorry. Bahn frei!« gegen sich selbst. Gelb gegen Rot. Sein Vater und er hatten das oft gespielt und immer die blauen und grünen Spielfiguren benutzt. Es erschien ihm falsch, diese Farben weiterhin zu verwenden.
    Jedes Mal, wenn er eine Sorry-Karte erwischte, murmelte er etwas, das er eigentlich nicht sagen sollte.

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