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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Eisenringe am Boden und schloss Rebecca auf diese Weise ein.
    »Das tue ich nur zu deinem Schutz, Becky«, flüsterte er.
    Er nahm ihre Schuhe mit zum Auto und öffnete den Kofferraum. Da lagen vier Paar Tennisschuhe. Er hielt immer einen davon an ihre eigenen Schuhe, um die richtige Größe herauszufinden. Bingo. Er griff das passende Paar, die anderen ließ er im Kofferraum. Die neuen stellte er in die Nähe der Falltür, damit er sie am nächsten Morgen nicht vergaß. Anschließend machte er sich auf den Weg, um ein paar Besorgungen zu erledigen. Er brauchte Lebensmittel, und vielleicht sollte er noch heute Abend ihre Schuhe als Paket verpacken, damit er sie morgen gleich mit dem Brief zusammen wegschicken konnte.
    Der kleine Gemischtwarenladen an der Ecke hatte bis elf Uhr abends auf. Er kaufte Cornflakes, Orangensaft, Erdnussbutter, Marmelade, Snickers, Wasser in Flaschen, zwei Dosen Thunfisch, Weißbrot, Müsliriegel und Eis. Vom Münztelefon draußen vor dem Laden führte er ein Ferngespräch. Er musste schließlich auch noch etwas als gestohlen melden.
    Er war schon wieder den ganzen Weg zu seiner Holzhütte zurückgefahren, als ihm einfiel, dass er die Milch vergessen hatte. Egal.
    Er schnappte sich die Tüte mit den Lebensmitteln und auch Rebeccas Handtasche und ging die paar Stufen zur Haustür hinauf. In der kleinen Küche räumte er rasch die Vorräte in die Schränke. Die Handtasche ließ er kurzerhand in der Einkaufstüte verschwinden und ließ diese dann auf der Anrichte stehen.
    Am Morgen würde er ihr Lieblingssandwich mit Erdnussbutter machen und dazu Müsliriegel und Snickers einpacken. Ach, das Wasser musste er ja auch noch präparieren. Vielleicht tat er das am besten gleich. Edward würde nämlich früh aufstehen und zu dem Steinhäuschen im Wald fahren müssen, um dort den schwarzen Rucksack mit den Nahrungsmitteln zu deponieren.

    »Wenn du so was noch ein einziges Mal machst, setzt es aber wirklich etwas, sodass du es dein Lebtag nicht mehr vergisst. Und es interessiert mich nicht, ob du dafür eigentlich schon zu alt bist.« Seine Mutter riss den Nagellackentferner und die Wattebäuschchen an sich und stapfte zurück ins Haus. Dabei zog sie Kraftausdrücke wie einen Drachenschwanz hinter sich her.
    Eddie hatte seine Mutter noch nie so wütend gesehen. Sie hatte es ihn nicht einmal erklären lassen. Das war unfair. Die sechste Klasse war auch so schon hart genug, ohne dass die eigene Mutter einem Prügel androhte.
    Eddie saß im Gras neben dem Werkzeugschuppen, außer Sichtweite des Hauses. Er hatte sie nicht kommen gehört. Sie musste bei der Vordertür hinausgegangen und auf der Suche nach ihm rund ums Haus gelaufen sein, aber ohne ihn zu rufen. Das tat sie in letzter Zeit häufiger. Sie versuchte, ihn dabei zu erwischen, wenn er etwas machte, das sie verboten hatte, scheinbar nur damit sie ihn anbrüllen konnte. Er hatte mit dem Nägelkauen inzwischen aufgehört, das schied als Grund also aus. Manchmal provozierte er sie aber auch tatsächlich absichtlich. Er wusste ganz genau, was er tun musste, damit sie explodierte. Doch das hier hatte er nicht gemacht, um sie zu ärgern.
    Am Morgen hatte er den Förderunterricht besucht. Jimmy und Pete arbeiteten mit Miss Wicks, während Roger und Andrew abwechselnd in der Nase bohrten. Miss Wicks bat Eddie immer, Sherry zu helfen, und das tat sie auch heute. Sherry saß im Rollstuhl, und ihr Kopf war ungewöhnlich groß. Sie war auch geistig behindert, aber sie konnte sich selber mitteilen und auch kurze Sätze von Eddie verstehen.
    Sherry malte das Bild eines Vogels aus, die Hälfte der blauen Farbe hatte sie dabei über die Linie gekritzelt. Eddie versuchte, ihr zu helfen, indem er seine Hände auf die Umrisse des Vogels legte.
    »Vogel«, sagte Sherry.
    Eddie nickte.
    »Vögel fliegen«, fuhr sie fort und berührte mit ihrer Wachsmalkreide Eddies kleinen Finger.
    »Vögel fliegen«, wiederholte Eddie.
    »Sherry mag Vögel. Sherry fliegt.« Sie hörte auf zu malen und sah aus dem Fenster. Eddie drehte sich ebenfalls um und versuchte, ihrem Blick zu folgen. Sherry deutete nach draußen, aber er konnte dort keine Vögel sehen.
    »Draußen Vögel?«, fragte er.
    Sherry schüttelte den Kopf und wandte sich wieder ihrem Bild zu, doch dabei kicherte sie. Miss Wicks sah herüber und lächelte. Eddie war so einfühlsam mit diesem Mädchen, dachte sie.
    Sherry lachte und begann leise zu singen: »Daddy liebt Vögel, Daddy liebt Vögel.« Eddie nahm seine

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