Sommerfalle
recherchiert hatte, beschloss er, seinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten, dass er Grundstücke kaufte und verkaufte sowie Immobilien erwarb und vermietete.
Diese Art des Geldverdienens schien wie für ihn geschaffen, konnten doch viele Transaktionen postalisch, nötigenfalls telefonisch oder auch per E-Mail und Fax erledigt werden. Außer mit seinem Anwalt brauchte er mit kaum jemand sprechen. Nötige Unterschriften leistete er im Büro seines Anwalts am Tag, bevor Verkäufer oder Käufer dort ihre Termine wahrnahmen. Das entsprach ganz seinem Wesen und seiner Unbeholfenheit im Umgang mit Menschen.
Er begann, sich etwas aufzubauen, indem er für 60 000 Dollar ein Vier-Parteien-Haus kaufte. Die regelmäßigen Einkünfte daraus würden alle Kosten abdecken, sodass er während der Zeit auf dem College nicht zu jobben brauchte.
In den Frühlingsferien studierte Edward die Immobilienangebote in den nördlichen Waldregionen, wo er früher die Sommer verbracht hatte. Er suchte speziell nach entlegenen Häuschen an unbefestigten Wegen. Letztlich erwarb er fünfhundert Morgen Land mit einer Reihe von Forsthäusern sowie ein paar sehr annehmbaren Objekten zur Vermietung. Als er aus den Ferien zurückkam zur Schule und erfuhr, dass Rebecca sich mit Josh Hartford eingelassen hatte, verfiel er in tiefe Depressionen. Er fasste sich erst wieder, als er einen Plan zu entwickeln begann. Es würde vielleicht ein bisschen dauern, aber er würde Beckys Herz für sich gewinnen, koste es, was es wolle.
Mike Sylver versuchte, über seine Schwärmerei für Becky hinwegzukommen. Er ging mit verschiedenen Mädchen aus und begann, sich den Ruf eines Weiberhelden zuzulegen. In Wahrheit aber konnte es einfach keine mit Becky aufnehmen. Er verhielt sich den meisten Mädchen gegenüber cool und selbstsicher, aber bei ihr geriet er ins Stottern oder erzählte totalen Blödsinn. Er war sich sicher, sie müsste ihn für einen kompletten Idioten halten.
Mike war ziemlich frühreif gewesen und hatte bald die Statur eines Bodybuilders. Er lief täglich ein paar Meilen und stemmte im Keller Gewichte. Bei einem seiner Workouts, er hörte dabei laute Musik und war fast mit den Push-ups fertig, kam unerwartet sein Vater nach unten und stellte ihm einige Fragen. Officer Mike Sylver senior sprach zu Hause eigentlich nie über seine Arbeit, und Mike staunte, dass er seinem Sohn jetzt davon erzählte, dass jemand aus seinem Jahrgang vermisst wurde. Als er Rebeccas Namen hörte, blieb ihm fast das Herz stehen.
Rebecca durchsuchte das Schlafzimmer. In den Schrank hatte sie zwar schon einmal hineingesehen, aber dieses Mal ging sie systematisch vor. Hinten unten fand sie eine Schachtel. Sie war schwer, und so kniete sie sich hin und zog sie nach vorn. Es war eine Box mit Munition. Sie hatte zwar keine Ahnung von Waffen und Patronen, aber vernünftigerweise konnte man annehmen, dass dort, wo es Rauch gab …
Sie tastete den Boden ab und durchsuchte anschließend die Taschen der aufgehängten Kleidungsstücke. Oben gab es noch zwei Einlegböden, aber sie war zu klein, um darauf schauen zu können. Dafür würde sie sich einen Stuhl aus der Küche holen müssen. Aber vorher sah sie noch unters Bett. Keine Waffe. Nur Staubflusen und eine Extradecke. In der Ecke des Zimmers hing noch ein kleines Bord, auf dem eine Laterne und ein Fernglas standen. Oben auf einer Kommode mit vier Schubladen lag eine Zigarrenkiste. Sie hob den Deckel und fand darin einen Autoschlüssel, Kleingeld, ein paar Briefmarken und ein Dutzend Fotos.
Auf dem Bett sitzend blätterte sie die Bilder durch. Sie erkannte das Gebäude auf den ersten sechs Abzügen sofort: Es war die Rückseite ihrer Highschool, von dem kleinen Wäldchen aus aufgenommen, mit dem Football-Feld und der Laufbahn im Vordergrund. Überall waren zwei bis zwanzig Schüler zu sehen, doch eine Person war auf allen Fotos eingekreist. Im Zimmer war es zu dämmrig. Alarmiert schlich sie ins Bad, schloss die Tür und schaltete das Licht ein.
Alle Bilder sind ein bis drei Jahre alt, dachte sie, denn ich erinnere mich an die Jacke, die ich auf diesem einen trage, die ich inzwischen gar nicht mehr besitze. Nacheinander sah sie alle Fotos durch. Auf einem stand Josh neben ihr. Der Stift, der sie eingekreist hatte, war zwar mitten über sein Gesicht gefahren, aber sie erkannte ihn trotzdem. Dieser Perverse hatte sie ausspioniert, ohne dass sie auch nur das Geringste geahnt hatte.
Oder? Hatte es irgendwelche Indizien
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