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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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weiter.

    Rebecca hielt den Kopf gesenkt und hatte sich den Rucksack vor den Körper geschnallt, mit dem einen noch intakten Träger schräg über den Rücken. Das Geräusch des Regens wurde lauter, doch vorläufig schützten die großen Blätter der alten hohen Bäume sie noch davor, völlig durchnässt zu werden.
    Sie lief parallel zu den Kurven der Zufahrt und sah immer wieder auf, um nach einem Wagen Ausschau zu halten.
    Plötzlich ließ sie sich auf die Erde fallen, den Rucksack unter sich, als auch schon der Strahl eines Scheinwerfers durch die Bäume leuchtete. Langsam, ganz langsam kroch ein Auto die Zufahrt hinauf. Rebecca war dankbar für das dunkle Sweatshirt. Sie zog die Knie an und zerrte es über ihre Beine, um die helle Hose zu verbergen. Dann lag sie ganz still, während die Scheinwerfer zurück auf den Weg schwenkten und das Auto vorbeifuhr.
    Das war er! Derselbe Wagen. Sie war hin- und hergerissen zwischen Wegrennen und Verharren. Es bestand die Chance, ins Auto zu hechten und davonzurasen, sobald er ausgestiegen wäre. Aber war die Chance groß genug, dass er so unvorsichtig war? Sie tastete in ihrer Tasche nach dem Schlüssel und fand zwei. Einen Moment lang verwirrt zog sie erst beide heraus und schob dann den der Hütte wieder zurück.

    Edward hielt wieder an, ließ den Motor noch weiterlaufen. Die Scheinwerfer strahlten die Vorderseite des Hauses an, und er suchte nach Beckys Schatten hinter einem der Fenster. Als ein Blitz aufflammte und sofort danach ein ohrenbetäubender Donnerschlag folgte, zuckte er zusammen. Seine Angst vor Gewitter hatte er nie abgelegt, und es machte ihn extrem nervös, draußen zu sein. Er musste aus diesem beengten Raum und ins Haus. Becky würde ihn einfach reinlassen müssen.
    Er stellte den Motor ab und griff nach den Sachen auf dem Beifahrersitz. Dann sprang er hinaus und knallte die Tür genau in dem Moment zu, als ein weiterer Blitz den Himmel und die Gestalt einer jungen Frau, die sich hinter einem Baum duckte, erleuchtete. Doch Edward hatte den Kopf gesenkt und war in zwei großen Sätzen auf der Veranda. Er klopfte zweimal.
    »Hallo! Bitte lass mich rein.« Er versuchte, durch die Spalten zwischen den Vorhängen hineinzusehen. Da brach ein noch heftigerer Regenguss los. Edward stürmte zur Tür zurück, ruckelte am Türknauf und rief Beckys Namen. Er flehte sie an, doch die Tür zu öffnen.
    Rebecca hockte weiter hinter dem Baumstamm. Sie hielt sich die Kapuze über den Kopf und schützte ihr Gesicht mit den Händen. Warum schloss er die Tür nicht einfach auf? Oder brach sie auf? Wenn er das Haus nach ihr durchsuchte, würden ihr nur wenige Momente bleiben, um zum Auto zu rennen. Aber dann könnte sie endgültig entkommen.
    Ein weiterer Donnerschlag, und sofort danach flammte ein weißer Blitz auf und zeigte Rebecca für einen Sekundenbruchteil die Gestalt des Mannes auf der Veranda. Das Bild von Mike Sylvers Rückenansicht brannte sich in ihre Netzhaut. Sie hätte ihm so ein Spiel niemals zugetraut. Inzwischen drang der Regen bis auf ihre Haut durch, sie begann zu zittern.
    Edward war mit seiner Geduld am Ende und suchte am Schlüsselbund nach dem Haustürschlüssel. Er schloss auf, öffnete die Tür so langsam und vorsichtig, wie er konnte. Er murmelte weiterhin beruhigende Beteuerungen, als wollte er versuchen, ein wildes Tier zu zähmen. Er schloss die Tür hinter sich und schaltete das Licht in der Küche ein.
    Sobald im Haus das Licht anging, sprintete Rebecca zum Wagen. Heftig prasselte der Regen auf sie nieder. Sie hatte den Ersatzschlüssel, um die Tür zu öffnen, falls er sie verschlossen haben sollte, doch sie war offen. Ihr Blick blieb unentwegt auf die Haustür der Hütte gerichtet. Die Innenbeleuchtung des Wagens ging an, als sie die Tür aufriss und den Rucksack hineinschleuderte. Sie sprang panisch hinein und steckte den Schlüssel in dem Moment ins Zündschloss, als sie ihn den Vorhang zurückziehen sah. Sie konnte ihn nur schemenhaft durch die Scheibe erkennen. Die linke Hand hatte sie an der Tür, um sie zuzuschlagen.
    Edward wusste in dem Moment, als er das Licht einschaltete, dass das Haus leer war. Sie war fort. Sie war draußen in dem schrecklichen Unwetter. Er griff nach dem Vorhang, um nach draußen zu schauen, und entdeckte sie in seinem Wagen. Er hatte den Schlüsselbund noch in der Rechten und drückte den Panikknopf genau in dem Moment, als Rebecca die Tür zuschlug.
    Die Verriegelung wurde aktiviert, und die Hupe ging los. Die

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