Sommerfalle
dass er sich im Krankenhaus befand, und erinnerte sich wieder an den Unfall. »Eine Krankenschwester kommt gleich und bringt dir alles, was du brauchst.« Er ließ Josh keine Zeit, irgendetwas zu erwidern, schenkte ihm nur ein routinemäßiges Lächeln, bevor er aus dem Zimmer verschwand.
Josh betrachtete die Uhr an der Wand, deren Zeiger sich ungewöhnlich schnell zu bewegen schienen. Er döste eine Stunde lang immer wieder ein, bevor die Schwester schließlich reinkam.
»Wie geht’s dir? Besser?«, fragte die Engelsstimme, an die er sich noch erinnerte.
Josh konnte sich die Frage »Wo bin ich hier?« nicht verkneifen.
»Du bist im besten Krankenhaus der Gegend. Mach dir keine Sorgen. Du bist bald wieder fit. Wir werden uns gut um dich kümmern.«
»Wie weit weg von Indian River?«
»Ach, ungefähr eine halbe Stunde über die Schnellstraße. Natürlich bei angemessener Geschwindigkeit«, sagte sie lachend. »Warum hattest du es so irrsinnig eilig?«
Josh sah sie an und sagte mit flehendem Blick: »Ich muss hier raus. Meine Freundin wurde entführt. Ich habe versucht, sie zu finden.«
Die Krankenschwester hielt erschrocken inne und starrte ihn an. Ob er wohl delirierte? Eine Entführung war ansonsten wohl ein glaubwürdiger Grund für die panische Raserei auf der Interstate. »Weiß die Polizei davon?«
Josh dachte an den Polizisten Mike Sylver und seinen Sohn, den er von der Schule her zumindest oberflächlich kannte. Dann dachte er an Beccas Eltern. Er wollte ihnen nicht noch mehr Kummer bereiten. »Ja«, sagte er. »Die sind an der Sache dran.«
Aber was konnte er jetzt tun? Selbst wenn er sofort von hier verschwand, hatte er kein Auto. »Warten Sie«, rief er der Schwester nach, die gerade zur Tür ging. »Könnten Sie meine Versicherung anrufen?« Er warf einen Blick auf das Nachtkästchen. »Ich bräuchte nur kurz noch meine Brieftasche.«
Sie zog die Schublade auf und gab ihm die Tasche. Sein Versicherungsmann, Tom Blakeley, war sein direkter Nachbar. Er war sich sicher, dass der alle Hebel in Bewegung setzen würde, um ihm am nächsten Morgen gleich als Erstes irgendeinen fahrbaren Untersatz zur Verfügung zu stellen. Die konnten ihn nicht zwingen, vierundzwanzig Stunden hier auszuharren.
Ed konnte den Pyjama unter Beccas Bademantel erkennen. Zum Glück hatte sie sich etwas zum Anziehen genommen. Ihm fiel ein, dass sie ihn gebeten hatte, ihre Kleidung waschen zu dürfen. Am liebsten würde er sie ja wegwerfen, er hatte ihr doch reichlich neue Sachen gekauft. Aber vielleicht hing sie daran, so wie er an seinen Lieblingssachen.
»Du wolltest doch deine Kleidung waschen. Das kann ich jetzt tun.«
»Das mache ich selbst. Wo steht denn die Waschmaschine?« Sie hatte keine weitere Tür entdeckt, außer der in der Küche, doch die führte vermutlich in die Garage.
»Nein«, sagte Ed, »kein Keller. Sie ist in der Garage.« Er deutete mit dem Kopf auf die Tür in der Küche. Aber dann fiel ihm das Fahrrad ein, das er dort untergestellt hatte, und er wusste nicht, wie sie darauf reagieren würde, wenn sie es dort wiederentdeckte. Er wünschte, er hätte es zu seinem Motorrad unter die Plane getan. »Aber da gehst du lieber nicht rein. Ich kümmere mich darum.«
Rebecca zuckte mit den Achseln: »In Ordnung. Dann hole ich mal meine Wäsche.« Sie hatte keine Lust, mit ihrem Gastgeber zu streiten. Er konnte wirklich seltsam sein, vielleicht wollte er sie nicht in der Garage haben, weil es dort zu schmutzig war oder zu sehr stank oder sonst was. Oder, fiel ihr dann ein, vielleicht hatte er einen zweiten Hund dort. Sie hatte schon fast das gelbe Schlafzimmer erreicht, da rief sie ihm über die Schulter zu: »Hey, Ed, was für eine Rasse ist dein Hund eigentlich?« Sie klaubte die schmutzigen Klamotten vom Boden auf und kam zurück.
»Ich habe keinen Hund, aber …« Er sah, wie sie auf ihn zuging.
Sie gab ihm die Kleider. Natürlich hatte er einen Hund. Hatte er den nicht gesucht, als er sie gefunden hatte?
Rebecca sah ihn verwirrt an. »Aber ich dachte, du hättest deinen entlaufenen Hund gesucht?«
»Das habe ich«, stotterte er, »also habe ich jetzt keinen.«
Schnell schob er nach: »Früher hatte ich Katzen. Die habe ich geliebt.« Er öffnete die Tür zur Garage und ließ sie sofort wieder ins Schloss fallen. Rebecca setzte sich an den Tisch und wartete.
»Und wie hießen deine Katzen?«
Officer Sylver beschloss, das Auto zu holen. Es würde bald stockdunkel sein, und er wollte nicht allein
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