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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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übergeben zu müssen, konnte ihre Füße aber nicht von der Stelle bewegen. In der Ferne hörte sie, wie wieder jemand ihren Namen rief.
    Ungefähr eine Minute verging, und sie hörte ihn erneut, ein wenig lauter diesmal, als riefe er in ihre Richtung. Falls sie wieder flüchten musste, war es sicher klüger, sich anzuziehen. Ihre eigene Kleidung war noch in der Waschmaschine, stellte sie fest.
    Was nun? Sie müsste etwas aus dem gelben Schlafzimmer nehmen. Bevor sie die Küche verließ, kontrollierte sie noch einmal, ob die Tür der Küche auch wirklich abgeschlossen war, und überprüfte auch die Vordertür, bevor sie zum Kleiderschrank eilte.
    Sie entschied sich für Jeans, ein Hemd und einen Pulli. Dann zog sie noch die dreckigen Tennisschuhe wieder an und ergriff den Rucksack. Sie würde ihn mitnehmen; wegen der Waffen und der Beweise.
    Rebecca warf ihn sich über die Schulter und schlich zurück ans Küchenfenster. Sie horchte, bevor sie ein Auge an den schmalen Schlitz schob, wo die beiden Stoffbahnen der Vorhänge sich nicht ganz berührten. Immer noch keine Spur von Ed. Und keine Spur von diesem Perversen.

    Mike bog um die Kurve und lief weiter in Richtung der Straßensperre. Er wusste, dass vorher noch eine weitere Zufahrt kam, und fragte sich, ob er auf seinen Dad warten oder sie einfach zu Fuß abgehen sollte. Sein Dad hatte angerufen, bemerkte er, als er auf sein Handy sah. Mike beschloss, es zu ignorieren. Er brauchte eine Waffe, wenn er Becky befreien wollte. Er hatte weder eine Taschenlampe noch eine Pistole, und die Handtasche, die er umklammert hielt, würde wohl kaum als Waffe nützen. Er meinte, Rücklichter aufblitzen zu sehen. Demnach hatte sein Dad das Auto bereits wiedergeholt und suchte ihn. Es würde wohl noch eine Weile dauern, bis er hierher zurückkäme.
    Er hatte mit einer weiteren Holzhütte auf der nächsten Lichtung gerechnet und staunte über das kleine, weiße Haus. Die Garage war abgeschlossen, alle Vorhänge zugezogen. Auf dem Boden lag eine Leiter, die das hohe Unkraut zerdrückt hatte. Mike musterte das Haus konzentriert. Wenn jemand da wäre, würden doch mindestens ein, zwei Lichter brennen. Das ganze Gebäude aber lag im Dunkeln.
    »Becky!«, rief er trotzdem.

    Rebecca sprang von den Küchenvorhängen weg, als sie hörte, wie vor dem Haus ihr Name gerufen wurde. »Er ist hier!«, flüsterte sie zu sich selbst.

Edward erkannte sofort, dass die Papiertüte leer war. Er wusste nicht, was er tun sollte, so sehr ärgerte er sich. Er riss das Papier in Fetzen, kniete sich danach auf den Boden und sammelte die Schnipsel wieder ein. Er knüllte sie fest zusammen und behielt sie sitzend in seinem Schoß. Was sollte er jetzt bloß tun? Er hätte am liebsten laut geweint. Oder gelacht. Nun grinste er in sich hinein. Er hatte mehr mit Becca gemeinsam, als er gedacht hatte. Zwei Menschen, die am selben Tag einen hysterischen Anfall bekamen. Wenn das nicht Liebe war. Er warf das Papier in den Müll und ging ins Schlafzimmer, um die Pistole zu holen. Der Zorn erfüllte seinen gesamten Körper, als er feststellen musste, dass auch die Waffe verschwunden war. Der Eindringling hatte die also auch gestohlen, dachte er. Jetzt wurde es erst recht gefährlich.
    Er schloss die kleine Hütte ab und machte sich eilig auf den Rückweg.

    Mike griff nach einem großen Stock und ging entschlossen auf die Haustür zu. Klingel gab es keine, also klopfte er laut. »Jemand zu Hause?« Er lauschte auf Schritte. »Becky?«, rief er und rüttelte am Türknauf. Abgeschlossen. Er versuchte, durchs Fenster zu schauen, doch er erspähte nicht mehr als den Teppich. Er tastete über der Türleiste entlang nach einem Ersatzschlüssel, sah sich nach einem auffälligen Stein oder Blumentopf um, unter dem dieser liegen mochte.
    Mit dem Stock in der einen Hand und der Handtasche über der anderen Schulter musste er reichlich dämlich aussehen. Na klar, ein Handtaschen tragender Sohn eines Cops jagte manchen Leuten vielleicht Angst ein. Besser, er rief zusätzlich auch eine Erklärung.
    »Becky! Ich habe deine Handtasche. Bist du da drin, Becky?«

    Rebecca machte sich so klein wie möglich und schauderte. Seine Stimme war nahe, direkt vor der Haustür. Er konnte die Tür einfach eintreten. Ein Irrer. Irre Leute taten irre Sachen. Wenn doch nur Ed zurück wäre, betete sie.
    Sie dachte auch an Josh. Wo magst du jetzt sein? Hast du meine E-Mail gelesen? Holst du Hilfe? Bist du auf dem Weg hierher? Ist die Polizei auf

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