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Sommerfalle

Sommerfalle

Titel: Sommerfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debra Chapoton
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Rebecca wusste nicht, ob das bedeutete, dass sie zusammen mit den Eltern gestorben war oder sonst etwas. Sie hätte gern nachgefragt, doch da sah er schon wieder zu Boden, und sie interpretierte es daher so, dass, falls es eine Schwester gegeben hatte, diese jedenfalls auch tot war. Wie furchtbar traurig. Sie musste unbedingt das Thema wechseln.
    »Was ist eigentlich mit deinem entlaufenen Hund?«
    »Er wird schon zurechtkommen.«
    »Was machst du eigentlich so, Ed, hier im Wald?«
    »Immobilien. Ich kaufe und verkaufe Häuser, Apartmenthäuser und Grundstücke. Vor allem Grundstücke.«
    »Okay. Mein Dad besitzt weiter im Süden ein Apartmenthaus.« Sie verdeutlichte ihm die Gegend mit ihrer Hand als Landkarte, so wie er es zuvor getan hatte. »Kennst du dich dort auch aus?«
    Ed nickte zögernd. Natürlich kenne ich mich dort aus, hätte er am liebsten ausgespien. Eddie Burling kennt sich dort aus. Eddie-Spasti. Er wollte, dass sie sich an ihn erinnerte, und zugleich wollte er, dass sie sich ganz unbefangen in den verliebte, der er jetzt war. Er musste irgendetwas sagen. »Ich kaufe dir jedes Haus.«
    Rebecca war sich nicht sicher, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Sie sollte irgendwie darauf reagieren, doch die Müdigkeit bremste sie. Normalerweise war sie kommunikativ und lebhaft. Doch von diesem Mädchen schien nichts mehr übrig zu sein. »Das ist ein hübsches Haus. Mir gefällt die Einrichtung.«
    »Danke schön.« Ed hatte das Gefühl, als wenn das Dach immer tiefer herabsänke, und wenn es ihm nicht bald gelänge, sich besser mit ihr zu unterhalten, dann würde noch das ganze Haus über ihm einstürzen. »Warum hast du ihn ausgesucht?«, stieß er hervor.
    Rebecca war verwirrt, drehte und wendete die Frage in ihrem Kopf, um herauszufinden, was genau er wohl von ihr wissen wollte. »Wie bitte?« Sie lächelte schief und setzte sich dann so, dass sie aus dem Fenster auf die langen Schatten schauen konnte, die die Bäume jetzt auf die Zufahrt warfen. Einige Vögel schrien ihren Gesang geradezu heraus, so als wollten sie andere übertönen. Im Raum herrschte eine seltsame Stimmung, sie hatte das ungute Gefühl, als wenn ihr irgendetwas entging.
    Ed nahm sich einen Augenblick Zeit, um seine Frage neu zu formulieren, doch dann überlegte er es sich anders und murmelte nur: »Ach, nichts.«
    »Doch, was hast du gefragt?«
    »Erzähl mir doch einfach was über dich.«
    Sie sprach über die Dinge, die ihr als erstes einfielen, und bemerkte seinen eigenartigen Blick, während sie von sich erzählte. Spürte auf einmal seine Traurigkeit. Daraufhin sah sie bewusst an ihm vorbei, erzählte von ihren Freunden, vor allem von Josh. Ed saß da und litt Höllenqualen, während ihre Worte sein Herz wie Giftpfeile durchbohrten. Nicht ein einziges Mal sah sie ihn direkt an.
    Als Rebecca geendet hatte, hörte sie ein Wimmern und warf einen raschen Blick zu ihm hinüber. Vielleicht hatte das unermüdliche Geplapper über ihre Freunde ihm seine eigene Einsamkeit vor Augen geführt. Er hatte den Kopf in den Händen vergraben und schien zu weinen.
    »Tut mir leid«, sagte Rebecca erschrocken und ging zu ihm. Sie setzte sich neben ihn und legte eine Hand sanft auf seinen Rücken. »Was habe ich getan? Ich wollte dich mit meinen Worten nicht verletzen.« Sie wartete auf irgendeine Reaktion.
    Doch es kam nichts.

    Mike fand die beiden einander gegenüberliegenden Zufahrten und entschied sich für die stärker zugewachsene. Sie führte schnurgerade zu einer kleinen Lichtung, wo er auf einen alten Wohnwagen stieß. Er sah verlassen aus, doch das täuschte. Er ging einmal rundherum und bemerkte, dass die Tür offen stand. Er spähte hinein und sah, dass die aktuellen Bewohner ihre Hinterlassenschaften nicht gerade gewissenhaft beseitigt hatten. Wahrscheinlich handelte es sich um Waschbären, definitiv auch um Mäuse. Ganz sicher nicht um Menschen.
    Er rannte die Zufahrt wieder zurück, überquerte den Weg und nahm die andere Zufahrt, ebenfalls eine mit zwei Fahrrillen. Sie schlängelte sich noch ein gutes Stück durch den Wald, schien erst kürzlich befahren worden zu sein. Als er vor sich irgendetwas Reflektierendes aufblitzen sah, verlangsamte er sein Tempo. Er schlich um die letzte Biegung, entdeckte erst das Auto, dann das Holzhaus mit den Schaukelstühlen davor. Sein Herzschlag setzte kurz aus, als er das Kennzeichen rasch in seinem Kopf mit dem abglich, das er in ihrem Auto auf ein Stück Papier gekritzelt die ganze Zeit

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