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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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Asphalt bewegen. Wenn man Glück hat, kann man hier sehen, wie ein Stau entsteht: Ganz vorne wechselt einer unvermutet die Spur, beim nächsten Wagen leuchten die Bremslichter auf, und das erzeugt eine Kettenreaktion. Manche sehen sich Sonnenuntergänge über verschneiten Berggipfeln an, andere lieben den Moment, da zäh fließender Verkehr in einen handfesten Stau umschlägt.
    Toto drückt eine Zigarette im Aschenbecher aus, wobei er eine gewisse Fingerfertigkeit beweist, denn dieser Aschenbecher ist eigentlich schon vor schätzungsweise sechs Tagen an die Grenze seines Fassungsvermögens gekommen.

    »Die sind drauf hier, was?«
    »Die anderen Autofahrer?«
    »Die auch. Aber ich meine Diddi und Jutta und die.«
    »Ja, ja, die sind echt drauf.«
    »Ich hab da noch ’ne Story! Ist auch in Dortmund passiert, deshalb komm ich drauf. Hat aber nix mit Diddi und Jutta und so zu tun. Da war ein Mann, also alt, ich meine so siebenundsiebzig oder so, der geht abends mit seinem Dackel spazieren. Ey, Dackel! Gibt es bescheuertere Viecher als Dackel?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Die gucken einen immer an, als wüssten sie genau, was sie eines Tages mit einem machen würden. Hinterhältige Biester sind das. Dackeln kannst du nicht trauen, egal ob in Dortmund oder sonst wo!«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Jedenfalls geht der Alte mit seinem Dackel spazieren und fühlt auf einmal hinten so einen Schlag oder so. Klare Sache: Überfall! Da will einer dem Oppa ans Geld! Der Oppa tut so, als hätte er ein Handy und schreit: Ich ruf die Polizei! Der andere war so ein Junkie, und der haut ab. Oppa geht nach Hause. Und was ist da? Was meinst du, was da ist, als der Oppa nach Hause kommt?«
    »Keine Ahnung, Toto.«
    »Der Oppa kriegt seine Jacke nicht aus!« Toto lacht triumphierend.
    »Der kriegt seine Jacke nicht aus?«
    »Der kriegt seine Jacke nicht aus! Und was macht er, der Oppa?«
    »Lässt er die Jacke an?«
    »Keine Spur! Er ruft seinen Sohn an. Der kommt angedackelt … Also, das ist jetzt blöd, von wegen an gedackelt und Dackel sind fiese Viecher, aber der Sohn ist in Ordnung. Ich meine, da ruft der Vater an und sagt, komm mal vorbei, ich krieg die Jacke nicht aus. Und der Sohn sagt nicht, der Alte soll damit selber klarkommen, sondern er fährt da hin.«
    »Guter Junge, der Sohn!«
    »Jedenfalls hilft er seinem Vater aus der Jacke, und was sieht er da?«
    »Sag’s mir, Toto!«
    »Er sieht, dass sein Vater ein Messer im Rücken hat!«
    »Echt jetzt?«
    »Voll! Der Junkie hat ihm ein Messer hinten reingehauen! Und der Alte geht nach Hause und wundert sich nur, dass er die Jacke nicht auskriegt! Und was macht der Sohn?«
    »Bringt den Vater ins Krankenhaus?«
    »Keine Spur! Der sagt nur: Vatta, du hast ein Messer im Rücken – und zieht ihm das Ding raus! Und dann erst bringt er ihn ins Krankenhaus!«
    »Hammer-Geschichte!«
    »Ja, oder? Ich meine, der spürt einen Schlag, verscheucht den Räuber und geht mit dem Messer im Rücken nach Hause, als wäre das nichts! Der muss doch bei Hoesch oder unter Tage gewesen sein! Solche Fähigkeiten erwirbst du nicht am Schreibtisch!«
    Toto lacht und schlägt mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Storys!«, sagt er. »Echt, du glaubst es nicht! Die liegen auf der Straße rum, die muss man nur aufheben.«
    »Und wohin führst du mich jetzt aus, Schatz?«, fragt Stefan.
    Der Unterton von Ironie und guter Laune geht irgendwo zwischen ihnen verloren. Toto sieht ihn an, als habe Stefan ihn tief verletzt. Dann lacht Toto doch noch.

    »Jag mir nicht so einen Schrecken ein! Bei euch Schauspielern weiß man nie!«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Na komm, ich kannte mal einen, also ich würde sagen, ich bin mal einem übern Weg gelaufen, nicht dass man das falsch versteht, aber das war einer vom Schauspielhaus, mit dem habe ich mal ein Bier getrunken und einen Döner gedrückt, da beim Sultan , also wo früher der Sultan war, am Südring, wo früher das Paprika war, dieser Stripschuppen …«
    »Ich weiß, wo der Sultan ist.«
    »Und da hab ich mal mit einem gestanden, drei, vier Uhr morgens, also Samstagnacht, da war ich in der Altstadtgasse gewesen, da kriegst du ja noch um vier Uhr Braten mit Soße und Kartoffeln, aber ich hatte Lust auf Döner. Wieso soll ich beim Saufen essen, was ich mittags bei Muttern noch mal auf den Teller kriege! Ich jedenfalls raus und rüber zum Sultan . Steht da einer, der auch auf sein Hammelbrötchen wartet, auch extra scharf, genau wie ich, und schon stehen wir

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