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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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der Murat, aber er hat gesagt, er ist Bochumer, und er würde vielleicht für Real Madrid spielen oder Barcelona oder wenigstens für die Bayern, aber niemals für Schalke oder Dortmund! Wo gibt es denn so was heute noch!«
    Murat und sein Vater blicken zu Toto und Stefan herüber und lachen.
    »Ey, Murat«, ruft Toto. »Das mit dem verschossenen Elfer, das hat den Stefan nicht mehr losgelassen! Der ist nie wieder auf die Füße gekommen als Fußballer!«
    »Das stimmt doch gar nicht!«
    »Jedenfalls ist aus dem Stefan kein Fußballer geworden, der muss sich als Schauspieler durchschlagen.«
    Das weckt Murats Interesse. »Echt jetzt? Muss man dich kennen?«
    »Keinesfalls.«
    »Ist egal. Schauspieler ist cool.«
    »Und was macht die Schule?«, will Toto jetzt wissen.
    »Geht mir zirka so auf den Sack wie du!«, antwortet Murat.
    »Der Hassan ist nämlich nicht blöd im Kopf«, sagt Toto etwas gedämpft zu Stefan. »Der besteht darauf, dass der Murat Abi macht. Der ist jetzt nicht die Leuchte in der Schule, aber Abi ist wohl kein Problem. Der Verein achtetda auch drauf. Ich meine, in zwei Jahren haut ihn so ein van Bommel um, und dann ist vielleicht Schluss mit lustig, und was dann? So oder so, er muss jedenfalls nicht die Pommesbude von seinem Alten übernehmen. Dem wird es mal besser gehen, dem Murat. Hätte mein Alter sich mal so Gedanken über mich gemacht! Aber ich kann nix, und dann wird man eben auch nix. Ich habe nicht so ein Glück wie der Murat. Und weißt du, was das Beste ist? Weißt du, was das Beste ist?«
    »Sag es mir, Toto!«
    »Heute Nachmittag spielt der Murat beim Sommerfest noch mal für die Spielvereinigung! Der hat nicht vergessen, wo er herkommt! Ist ein guter Junge.«
    Murat grüßt sie mit erhobener Hand und verschwindet wieder. Er geht schon ein bisschen o-beinig, wie man das von Fußballern kennt.
    Toto vertilgt die gesamte Substanz auf seinem Teller, rülpst laut und vernehmlich und wedelt sich mit der Hand vor dem Mund herum. »Mann, das finde ja sogar ich selber ekelhaft! Ich verfaule von innen!« Dann zahlt er bei Hassan, und sie gehen wieder zum Wagen, schließlich haben sie noch einen Schrank auszuliefern.

[Menü]
8
     
    8 Stefan sieht auf die Uhr. Um fünf trifft er sich mit dem Makler. Zeit genug, um den Schrank abzuliefern und beim Sommerfest vorbeizuschauen.
    Toto Starek labert weiter vor sich hin, vor allem über Murat und dass der allen Freikarten für die WM in Brasilien 2014 besorgen wird.
    Stefans Telefon meldet sich. Es dauert ein bisschen, bis er das Gerät aus der Hosentasche gefummelt hat, und in diesen Sekunden denkt er, ob das wohl Charlie ist und was das bedeutet, dass sie ihn anruft anstatt umgekehrt, aber dann sieht er auf dem Display, dass es doch nur Anka ist. Bevor er auf »Abweisen« drücken kann, hat sein Finger schon auf »Annehmen« getippt. Der Körper macht manchmal, was er will, denkt Stefan.

    »Hallo«, sagt sie. »Störe ich?«
    »Nein, nein. Schon in Ordnung.«
    »Oh, danke, wie gnädig.«
    »Hm.«
    »Wieso ist das so laut?«
    »Ich sitze im Auto.«
    »Du hast doch da gar keins.«
    »Ist nicht mein Auto.«
    »Verstehe. Wem gehört das Auto? Deiner Jugendliebe?«
    »Interessanter Gedanke. Toto bist du meine Jugendliebe?«
    Toto Starek findet solche Scherze noch immer nicht gut. »Lass das!«
    »Ja, Anka, das könnte man so sagen. Toto Starek, die Jugendliebe, die ich mir nie eingestehen wollte. Wir sind gerade dabei durchzubrennen, in einem Rutsch durch bis an den Atlantik.«
    »Sei nicht so.«
    »Wir lassen uns in einem kleinen französischen Fischerdorf nieder. Toto wird töpfern und ich eine Laien-Theatergruppe leiten.«
    »Hör auf mit dem Scheiß«, sagen Toto und Anka praktisch gleichzeitig.
    Ein paar Sekunden schweigen alle drei. Zwischen ihnen rauscht kein Meer, sondern eine Autobahn.
    Dann sagt Anka: »Was willst du von mir?«
    »Du hast angerufen.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Stefan hat noch nie verlassen, ist immer verlassen worden. Mit dieser Tradition möchte er nicht brechen.
    »Ist gerade schlecht. Ich muss noch einen Schrank ausliefern.«

    »Willst du mich verarschen?«
    »Nein, nein, meine heimliche Jugendliebe und ich, wir brauchen Geld für unsere Flucht zum Atlantik, und deshalb machen wir eine Zeit lang Möbelspedition.«
    Anka legt auf. Stefan schiebt das Telefon wieder in seine Hosentasche.
    »Dicke Luft, was?«, sagt Toto und sieht ihn an.
    »Guck auf die Straße, Toto!«
    Toto will noch was sagen, muss aber abbiegen, was

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