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Sommerfest

Sommerfest

Titel: Sommerfest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goosen
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zusammen, bekleckern uns mit Joghurttunke und kommen ins Gespräch. Schauspielhaus, sag ich, ist ja interessant. Und er so: Hilfsarbeiter, da kommt man sicher eine Menge rum. Ich denk noch, du Arsch, du hast doch von nix ’ne Ahnung, aber irgendwie bleiben wir im Gespräch, und ich schlepp ihn noch ins Ehrenfelder Stübchen, und er erzählt mir, wo er gelernt hat und so und was er bisher gemacht hat, und dann kommen wir auch auf Frauen und so. Und ich sag: Bei euch laufen doch bestimmt ein paar ganz schön kaputte Weiber rum! Und er: Ja, aber auch Männer. Ich wieder: Das ist nich meine Baustelle. Darauf er: Muss man alles mal gemacht haben. Wie?, sag ich. Und er …« Toto macht eine Pause, hebt den Kopf und fährt übertrieben gestelzt fort: »Selbstverständlich hatte ich inmeinen Zwanzigern meine schwule Phase!« Toto sackt wieder in die Toto-Starek-Haltung zurück und umklammert das Lenkrad etwas fester. »Ich dachte, was wird das denn? Baggert der mich an, oder was? Schwule Phase! Das hört sich an, als muss man das machen, sonst ist man kein richtiger Mensch. Na ja, ich hab dann ausgetrunken und bin nach Hause, bevor mir das zu warm wurde.«
    »Also mal ehrlich«, sagt Stefan. »Was war denn früher bei diesen bescheuerten Spielen auf dem alten Bahngelände? Diggo und du und Frank Tenholt und ich! Pimmel raus und Schwanzvergleich und Weitpissen!«
    »Das war doch was ganz anderes!«
    »Ja nee, ist klar …«
    »Ich weiß nur noch, dass der Tenholt abgehauen ist, der feige Hund!«, sagt Toto. »Der hatte doch so ein kleines Ding, damit konnte der sich noch nicht mal auf die Schuhe lullern! Dem wäre es doch einfach das Bein runtergelaufen.«
    Stefan grinst. Es geht doch nichts darüber, mit einem alten Freund ein paar Erinnerungen aufzufrischen.
    »Okay, Toto, ist klar. Aber in welchem Etablissement nehmen wir denn jetzt unser Mittagsmahl?«
    »Ey, ehrlich, Stefan, hör auf, du machst mich ganz verrückt, wenn du so redest.«
    Stefan kann nicht anders, er legt Toto eine Hand aufs Bein und gurrt: »Toll, dass ich dich nach all den Jahren noch verrückt machen kann!«
    Toto stößt seine Hand weg.
    »Ey, bist du bescheuert? Ich wär beinahe durch die Leitplanke geknallt! Lass den Scheiß! Ich brauch so eine Phase nich!«
    »Komm mal wieder runter! War nur Spaß!«

    »Kann ich nicht drüber lachen!«
    »Wenn man sich so heftig gegen etwas wehrt, dann deutet das auf unterdrückte Bedürfnisse hin!«
    »Ich unterdrücke gar nix. Und wenn dann nur Kohldampf. Und deshalb gehen wir jetzt zum Hassan!«
    »Kenn ich nicht.«
    »Der Einzige, der Döner UND Currywurst kann. Weil, ich brauch Hammelbrötchen. Aber vielleicht auch Currywurst. Und du?«
    »Mal sehen.«
    An der Ausfahrt Kley grüßt protzig das IKEA – Schild, und ohne jeden Zusammenhang fragt Stefan sich plötzlich, wieso die Ausfahrten nicht mehr Ausfahrten heißen, sondern Anschlussstellen. Wahrscheinlich aus psychologischen Gründen. Ausfahrt, das hört sich an, als ginge es da nirgendwohin, oder schlimmer noch: ins Nichts, in den Tod, die Bedeutungslosigkeit. Anschlussstelle ist da viel positiver. Wer sucht nicht nach Anschluss in seinem Leben! Irgendwie muss es immer Anschluss geben, irgendwie muss es immer weitergehen, niemand geht verloren. Trost entlang der Bundesautobahn.
    Am Stadion fahren sie raus, rollen dann über die Castroper zum Ring. Einmal noch biegt Toto ab, dann hält er direkt vor einem Imbiss.
    »Traumparkplatz!«, schwärmt Toto. Der Tag ist für ein paar Sekunden sein Freund.
    Der Imbiss ist zweigeteilt. Ursprünglich waren hier mal zwei Ladenlokale, die man mittels eines Durchbruchs zu einem zusammengefügt hat.
    »Hassan, alter Grieche!«, ruft Toto dem Mann hinter dem Tresen zu. »Mach mal zwei Curry Pommes Schlamm!«
    Hassan ist vielleicht einsfünfundsiebzig groß, etwasrundlich und trägt ein dunkelblaues T-Shirt mit dem Namen seines Etablissements. Er lächelt zurück und sagt: »Du musst dich mal gesünder ernähren, Toto!«
    »Dann gehst du doch pleite!«
    »Und nenn mich nicht Grieche!«
    »Wie, steht draußen nicht Akropolis-Grill dran?«
    »Was heißt Schlamm?«, will Stefan wissen.
    »Ketchup und Mayo, beides«, sagt Hassan.
    »Was brauche ich Ketchup, wenn ich schon Currysoße habe?«, fragt Stefan.
    »Du bist einfach kein Genießer!« Toto Starek schüttelt den Kopf.
    »Für mich einfach Currywurst, Pommes, Mayo«, sagt Stefan.
    »Und für mich mit alles und außerdem zwei Kurze, Hassan, aus der Spezialpulle.«
    »Gibt

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