Sommerflammen
beide Hände. »Und ich habe nicht mal gemerkt, dass du unglücklich warst.«
»Ich war nicht unglücklich, mein Schatz.«
»Im Moment bist du jedenfalls glücklicher. Aber sie ist nicht die Einzige, die dich liebt«, sagte sie und küsste seine Wangen. »Aber da ich mein Kissen mit den blauen Hundewelpen habe, geht das in Ordnung.«
»Wrst du dir die Zeit nehmen, sie besser kennenzulernen, sobald das möglich ist?«
»Ja. Gull findet sie scharf.«
Lucas zog die Brauen hoch. »Ich auch. Aber dass er ja nicht auf falsche Gedanken kommt.«
»Dafür werde ich schon sorgen.«
»Du hast dich auch verändert, seit du ihn kennst.«
»Wahrscheinlich. Das ist wirklich eine furchtbare Saison. Gull glaubt, jemand vom Fliegerhorst könnte der Täter sein, nicht Brakeman.«
»Ach ja?«
»Ja. Und gründlich wie Gull ist, hat er eine Tabelle mit Namen, Fakten und Vermutungen angelegt. Ich finde das krank, aber als ich sie mir angesehen habe, wurde ich doch nachdenklich. Und nun weiß ich gar nicht mehr, was ich glauben soll. Ich hasse das.«
Sanft strich Lucas ihr über den Scheitel. »Am besten,
du hältst Augen und Ohren offen und bleibst aufmerksam.«
»Ersteres ist einfach, Letzteres schon schwieriger. Alle sind ziemlich nervös, und keiner will sich was anmerken lassen. Wir hatten schon doppelt so viele Einsätze wie letztes Jahr zur selben Zeit. Die Erfolgsquote ist hoch, es gab auch keine gravierenden Verletzungen bisher. Aber sonst? Diese Saison ist einfach völlig verkorkst, und das geht an niemandem spurlos vorbei.«
»Tu mir einen Gefallen und bleib in der Nähe deines Feuerwehrmannes. Tu es mir zuliebe«, fügte Lucas hinzu, bevor sie protestieren konnte. »Nicht, weil ich glaube, dass du nicht selbst auf dich aufpassen kannst. Aber ich mache mir weniger Sorgen, wenn ich weiß, dass du Rückendeckung hast.«
»Er ist ohnehin schwer abzuschütteln.«
»Gut.« Er tätschelte ihr Bein. »Begleite mich nach draußen.«
Sie stand mit ihm auf und ließ sich ihr Gespräch durch den Kopf gehen. »Ist es anders mit Ella als mit meiner Mutter? Und damit meine ich nicht die äußeren Umstände, die persönliche Reife oder so.« Sie legte eine Hand aufs Herz. »Ich kann mit jeder Antwort leben, aber ich möchte es einfach wissen.«
Er überlegte kurz, und sie wusste, dass er nach den richtigen Worten suchte.
»Deine Mutter hat mich völlig umgehauen, mich regelrecht überwältigt. Ich fand sie wahnsinnig aufregend. Als sie mir erzählt hat, dass sie schwanger ist, habe ich sie geliebt. Weil ich geliebt habe, was in ihr heranwuchs, obwohl wir im Grunde eine ganz unverbindliche Beziehung hatten. Vielleicht hat sie das lange vor mir ge-spürt. Das muss wehgetan haben. Ich habe mich um sie gekümmert, Rowan, mein Bestes gegeben. Im Grunde habe ich aber eher dich geliebt. Ella hat mich auch umgehauen, mich überwältigt. Ich finde sie aufregend, aber auf eine andere Art. Heute weiß ich, was ich für deine Mutter nie empfinden konnte. Bei Ella empfinde ich es.«
»Was denn?«, fragte sie. »Ich kann mir einfach nichts darunter vorstellen.«
Er räusperte sich. »Vielleicht solltest du lieber eine Frau danach fragen.«
»Aber ich frage dich.«
»Puh.« Iron Man, der große Held, scharrte verlegen mit den Füßen. »Ich werde nicht mit dir über Sex reden, denn das habe ich bereits. Und das war furchterregender als jedes Feuer, in das ich gesprungen bin.«
»Und peinlicher. Ich will nichts über Sex wissen, Dad, damit kenne ich mich aus. Du sagst, dass du sie liebst, und das sieht man dir auch an. Ich weiß nur nicht, wie sich das anfühlt. Wie es sich anfühlen sollte.«
»Dazu gehört vieles: Vertrauen, Respekt.« Er räusperte sich erneut. »Dass man sich zueinander hingezogen fühlt, sich mitsamt seinen Stärken und Schwächen annehmen, Hoffnungen und Träume miteinander teilen kann. Und dann springt ein Funke über und entzündet ein Feuer. Manchmal lodert es hell auf, und manchmal glimmt es nur. Aber es spendet Wärme und Licht, außerdem sind da die vielen Farben, all das, was dieses Feuer nährt. Feuer ist nicht nur zerstörerisch, Rowan. Manchmal erschafft es auch Dinge. Wenn die Liebe brennt oder glimmt wie ein Feuer, sollte sie etwas Neues erschaffen, etwas zum Vorschein bringen, das vorher nicht da war.«
Er verstummte und wurde rot. »Ich weiß auch nicht w j e ich das erklären soll.«
»Das ist das erste Mal, dass mir das jemand verständlich erläutert, Dad.« Sie nahm seine Hände, sah j n die
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