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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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vergangenen
    Nacht waren einige nur schwer aus dem Bett gekommen - sie war da nicht die Einzige.
    Sie erkannte Gull nicht nur an seiner Statur, sondern auch an seinem Tempo. Ganz schön flott, dachte sie erneut. Tequilas und eine Kneipenrauferei schienen ihn nicht einbremsen zu können. Sie bewunderte ihn dafür.
    Als sie näher joggte, sah sie, dass er trotz der kühlen Außentemperatur gehörig schwitzte. Ein dunkles V zierte sein verwaschenes T-Shirt. Auch das bewunderte sie. Sie mochte Männer, die ihre Grenzen austesteten und überwanden, auch wenn keiner sie sah.
    Obwohl sie bereits Lockerungsübungen gemacht hatte, absolvierte sie noch ein paar Dehnungen, bevor sie sich aus ihrer Jacke schälte. Sie achtete darauf, die Laufbahn genau in dem Moment zu betreten, als er vorbeikam.
    »Wie viel hast du schon?«
    Anstelle einer Antwort hielt er zwei Finger hoch.
    »Als Nächstes Runde drei?« Als er nickte, fragte sie sich, ob er dieses mörderische Tempo wohl durchhalten konnte. »Das habe ich mir auch vorgenommen. Saus los, ich kann nicht mithalten.«
    Sie fiel in ihr eigenes Tempo, fand ihren eigenen Rhythmus, vergaß ihn und konzentrierte sich ganz auf ihren Körper. Sie machte ihren Kopf ganz leer, damit er sich erneut mit Gedankenfetzen füllen konnte.
    Eine Einkaufsliste schreiben, die Zeit finden, ein paar Fallschirmtaschen zu nähen, Gulls Mund, Dobie. Sie sollte ihren Vater anrufen. Wenn sie Bereitschaftsdienst hatte, konnte sie ihn nicht besuchen. Warum lackierte sich Janis die Zehennägel, wo sie doch ohnehin niemand sehen konnte? Gulls Zähne, die ihre Unterlippe streifen.
    Arschlöcher, die auf einen kleinen Kerl losgehen. Gull, der ihnen auf einem dunklen Parkplatz gehörig in den Arsch tritt.
    Gulls Arsch. Schön knackig.
    Sie ermahnte sich, an etwas anderes zu denken, die erste Runde lag bereits hinter ihr. Aber nichts fesselte sie so wie er. Außerdem war Denken ja noch nicht gleich Handeln.
    Wie alle anderen Feuerspringer wünschte sie sich, dass die Sirene losging. Dann wäre sie zu beschäftigt, um sich ihren Fantasien hinzugeben. Denn es waren bloße Fantasien, schließlich hatte sie nicht vor, sich mit einem Kollegen einzulassen.
    Schade, dass sie ihn nicht im Winter kennengelernt hatte. Aber wie hätte das gehen sollen, er lebte schließlich in Kalifornien. Mal angenommen, sie hätte dort Urlaub gemacht, wäre in der Spielhalle gewesen. Hätte es dort auch zwischen ihnen gefunkt, wenn sie sich auf einer Bowlingbahn oder bei einem spannenden Ballerspiel begegnet wären?
    Schwer zu sagen.
    Ausgesehen hätte er dort genauso gut. Aber ob sie Schmetterlinge im Bauch gehabt hätte, wenn sie beim Kauf von Spielmünzen in seine Augen gesehen hätte?
    Hatte es nicht auch deshalb zwischen ihnen gefunkt, weil sie zusammen als Feuerspringer arbeiteten und trainierten? Weil sie gemeinsam schufteten, dieselbe Vorfreude, dieselbe tiefe Befriedigung darüber empfanden, dass sie die harte Ausbildung geschafft hatten, zu einer Elitetruppe gehörten?
    Aber hallo! War das nicht genau der Grund, warum sie sich Sex oder eine Affäre mit anderen Feuerspringern verbot? Denn wie kann man sich noch auf sein Gefühl verlassen, wenn man sich im Liebesrausch befindet? Und wenn es aus war, was mit Sicherheit passieren würde, was dann? Dann musste man weiterhin zusammenarbeiten, vielleicht sogar dem anderen sein Leben anvertrauen. Jemandem, mit dem man geschlafen hatte, aber mit dem man nicht mehr zusammen war. Und einer von beiden würde bestimmt ziemlich wütend darüber sein. Nein, da war es doch deutlich besser, eine unkomplizierte, zeitlich begrenzte Beziehung mit einem Außenstehenden einzugehen. Zum Beispiel mit jemandem, der in einer Spielhalle arbeitete. Und sich anschließend wieder dem zu widmen, was wirklich wichtig ist.
    Sie steigerte ihr Tempo bei der letzten Runde und lief dann noch langsam weiter, um sich abzukühlen. Als Gull neben ihr hertrabte, hob sie fragend die Brauen. »Bist du immer noch da?«
    »Ich bin fünf Runden gelaufen. Das hat gutgetan.«
    »Hast du keinen Kater?«
    »Ich bekomme nie einen Kater.«
    »Niemals? Was ist dein Geheimnis?« Als er nur lächelte, schüttelte sie den Kopf.
    »Ja, ja, wenn ich mit dir schlafe, verrätst du es mir. Wie geht’s dem Kiefer und so?«
    »Gut.« Er pochte zwar wie wild nach den fünf Runden, aller das würde bald wieder nachlassen.
    »Wie ich hörte, steht Dobie unter Beobachtung. L.B. hat ihn von der Sprungliste genommen, bis er wieder fit ist.«
    Gull

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