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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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ebenfalls, da sie damals kurz mit ihm zusammen gewesen war. Sie wollte etwas sagen, verzichtete jedoch darauf, als ihr klar wurde, dass sie nicht reden wollte, solange es sich irgendwie vermeiden ließ.
    Der Anblick der zerfetzten, zertrampelten, zerrissenen und völlig zerstörten Ausrüstung steigerte ihre Wut zusätzlich. Sie steckte die Hände in die Taschen der Kapuzenjacke, die sie über ihren Schlafanzug gezogen hatte. Als sie das Büro fast erreicht hatte, lief Gull ihr über den Weg und gab ihr eine Cola. »Die kannst du bestimmt gebrauchen.«
    »Ja, danke. Ich dachte, du wolltest was frühstücken.«
    »Das tue ich auch. Es hat nichts zu bedeuten, Ro.«
    »Wie bitte?«
    »Das dort.« Er zeigte hinter sich auf den Bereitschaftsraum. »Es hat nichts zu bedeuten. Es ärgert einen, wirft einen aber nicht aus der Bahn. Derjenige, der das getan hat, hat rein gar nichts erreicht, außer die Leute auf dem Fliegerhorst noch viel mehr zusammenzuschweißen.«
    »Für dich ist das Glas also halb voll?« Sie wusste auch nicht, warum ihr diese Einstellung so auf die Nerven ging. »Im Moment ist mein Glas nicht nur so gut wie leer, sondern es hat auch einen Sprung. Ich kann das Ganze längst nicht so optimistisch sehen - nicht, bevor diese rachedurstige Irre im Gefängnis sitzt.«
    »Ich nehme an, dass sie die Ranger oder die Bundespolizei hinzuziehen müssen. Immerhin wurde Staatseigentum zerstört, also ist es vermutlich eine Straftat. Ich weiß nicht genau, wie das funktioniert.«
    Sie hielt kurz inne. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. »L. B. hat die hiesige Polizei verständigt. Die Bundespolizei wird sich doch mit so etwas nicht beschäftigen.«
    »Keine Ahnung. Aber wenn sich jemand so richtig dahinterklemmt, vielleicht schon: mutwillige Zerstörung von Staatseigentum. Das könnte sie ins Gefängnis bringen. Doch im Grunde braucht sie eine Therapie.«
    Der Mann war schwer in Ordnung, dachte sie. Trotzdem wäre sie bei diesem Satz am liebsten auf ihn losgegangen. »Das sagst du nur, weil du hören willst, ob ich sie im Gefängnis sehen will.«
    »Und, willst du das?«
    »Im Grunde ist mir das scheißegal - Hauptsache, sie verschwindet.«
    »Das kann ich gut verstehen. Egal, wer den Bereitschaftsraum so verwüstet hat: Die Person hat ein ernsthaftes Problem.«
    »Du hast Dolly nur wenige Wochen gekannt. Ich kenne sie schon mein halbes Leben und habe einfach keine Lust mehr, mir von ihr Probleme machen zu lassen.«
    »Auch das kann ich gut verstehen.« Er legte seine Hand um ihren Nacken und überraschte sie mit einem Kuss. »Vielleicht schaffen wir es nachher, gemeinsam laufen zu gehen. Mir würde das guttun.«
    »Würdest du bitte damit aufhören, mich beruhigen zu wollen?«
    »Nein! Ganz einfach deshalb, weil du nicht mit einem Polizisten reden solltest, wenn du so wütend bist. Sonst gehst du ihm gleich an die Kehle, sobald er was Falsches sagt.« Er packte sie an den Schultern, und ihr fiel auf, dass sein Blick längst nicht so gelassen und geduldig war.
    »Du bist doch intelligent. Also verhalte dich auch so. Das mit dem Bereitschaftsraum war kein Angriff gegen dich. Das war eine hinterhältige Attacke gegen uns alle. Vergiss das nicht.«
    »Sie ist…«
    »Sie ist ein Niemand! Konzentrier dich lieber darauf, was wirklich wichtig ist. Sag dem Polizisten, was er wissen muss, und widme dich dann wieder den Aufräumarbeiten. Und anschließend gehen wir zusammen laufen.«
    Er küsste sie erneut, kurz und intensiv, danach ging er.
    »Laufen! Ich werd dir schon Beine machen«, murmelte sie. Sie ging zu L.B.s Büro und musste sich eingestehen, dass Gull sie genauso verunsicherte wie Dollys plötzliche Gewaltausbrüche.
    Lieutenant Quinniock saß mit einem Becher Kaffee und einem Notizblock an L. B.s überfülltem Schreibtisch. Eine schwarze Brille saß ganz vorn auf einer langen, scharfkantigen Nase, und hellblaue Augen spähten darüber hinweg. Seinen rechten Wangenknochen zierte eine kleine Narbe, ein blasses U in seinem verwitterten Gesicht. Sie hatte ihn schon einmal irgendwo gesehen, dachte Rowan. In einer Bar, einem Laden oder so. Ein Gesicht, das man nicht so schnell vergisst.
    Er trug einen feinen Nadelstreifenanzug wie ein Manager. Einen gebügelten Maßanzug und dazu eine perfekt gebundene knallrote Krawatte. Der Anzug stand in einem merkwürdigen Kontrast zu seinem Gesicht. Ob das wohl Absicht war? Der Lieutenant erhob sich, als sie den Raum betrat. »Ms. Tripp?«
    »Ja, Rowan Tripp.«
    »Danke, dass

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