Sommerflammen
es?«, fragte sie.
»Vermutlich nicht so schlimm, wie es aussieht. Alles wurde auf den Kopf gestellt, aber es ist weniger Schaden entstanden, als ich befürchtet habe. Vieles muss nur richtig zusammengelegt und neu gepackt werden.«
»Immerhin ein Lichtstreif am Horizont.« Sie zeigte auf Risse und Schlitze.
»Es gibt noch einen Lichtblick: Draußen werden Tische aufgestellt. Marge soll ein Barbecue vorbereiten, eine Ladung Spareribs wurde soeben geliefert.«
Rowan zeigte auf einen weiteren Riss. Männer, die an diesem Tag noch nicht mal zum Duschen oder Rasieren gekommen waren, sangen lauthals zu Musik von Taylor Swift. Das Ganze war fast schon surreal.
»Fast alle Schirme, die ohnehin gewartet und repariert werden mussten, sind fertig und fast gepackt. Jetzt geht es mit den Fallschirmtaschen weiter.« Rowan verstummte und erwiderte seinen Blick. »Sieht ganz so aus, als könnten wir zusammen laufen gehen.«
»Sag Bescheid, wenn du so weit bist.«
»Ich bin nur ungern im Unrecht.«
»Jeder, dem es anders geht, hat wahrscheinlich ein zu geringes Selbstwertgefühl. Und das kann viele Probleme verursachen, auch im sexuellen Bereich.«
»Zum Glück habe ich ein außergewöhnlich gutes Selbstwertgefühl«, konterte sie. »Aber ich dachte erst, sie hätte es auf mich abgesehen. Ich wünschte, es wäre so. Ein persönlicher Rachefeldzug wäre mir lieber als das hier.«
»Es nervt. Andererseits hat es auch was, Southern und Trigger im Duett Wanted Dead orAlive singen zu hören.«
»Sie waren gar nicht so schlecht. Nicht gerade Bon Jovi, aber immerhin.«
»Wenn dein Glas halb leer ist und einen Sprung hat, solltest du einfach zur Bar gehen und dir ein neues geben lassen. Ich muss zurück.«
Positiv denken. Ein Lichtstreif am Horizont. Vielleicht brauchte sie diesmal einfach nur etwas länger dafür. Höchste Zeit, dass sie ihr blödes Glas wegwarf. Sie kontrollierte jeden Zentimeter des Fallschirms, bevor sie ihn wegbrachte und begann dann mit dem nächsten. Sie war so sehr auf ihre Arbeit konzentriert, bei der es letztlich um Leben und Tod ging, dass sie gar nicht merkte, wie L.B. neben sie trat.
Seine Hände senkten sich auf ihre Schultern wie die des Absetzers an der Flugzeugtür. »Mach eine Pause.«
»Ein paar müssen komplett neu gewartet, aber die meisten nur ausgebessert werden.«
»Ich habe Neuigkeiten. Lass uns frische Luft schnappen.«
»Gut.« Durch die gebeugte Haltung und das angestrengte Gucken war sie völlig verspannt. Sie konnte es kaum erwarten, mit Gull laufen zu gehen. Dann roch sie die Spareribs auf dem Grill und merkte, dass sie das noch weniger erwarten konnte.
»Meine Güte, riecht das appetitlich. Marge weiß genau, womit sie uns was Gutes tun kann.«
»Warte nur, bis du das Maisbrot gesehen hast. Ich hatte gerade einen Anruf von der Polizei.«
»Wurde Dolly verhaftet? Nein«, sagte sie, noch bevor er etwas erwidern konnte. »Das sehe ich dir an. Verdammt noch mal, L. B.!«
»Sie behauptet, den ganzen Abend zu Hause gewesen zu sein. Ihre Mutter stützt diese Aussage.«
»Das wundert mich nicht.«
»Man kann ihr nicht nachweisen, dass sie nicht zu Hause war. Vielleicht finden sich im Lauf der Ermittlungen Beweise. Fingerabdrücke oder so etwas.«
Er steckte sich ein Bonbon in den Mund, in dem sich
bereits eines befand, und ihr wurde bewusst, dass er aus Stress fast zu einer Zigarette gegriffen hatte.
»Sie streitet alles ab«, fuhr er mit nach Kirschen riechendem Atem fort. »Die Polizei hat mit den Nachbarn gesprochen. Niemand kann beschwören, dass sie zu Hause war, aber eben auch nicht das Gegenteil. Und da sie niemand gesehen hat, kann man ihr nichts anhängen.«
L.B. blies die Backen auf. »Quinniock hat angedeutet, sie überlege, uns wegen Rufmords anzuzeigen.«
»Das gibt’s doch nicht!«
»Sie wird es schon nicht tun, Ro, aber er wollte uns wissen lassen, dass sie bei der Vernehmung ziemlich außer sich war.«
»Angriff ist die beste Verteidigung.«
»Das könnte natürlich stimmen.« Er sah zum Grill hinüber, und sie stellte sich vor, wie schwer er an seiner Verantwortung zu tragen hatte.
»Egal, sollen sich doch Polizei und Staatsanwaltschaft damit herumschlagen«, meinte Rowan.
»Hauptsache, wir sind einsatzbereit, wenn man uns anfordert. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir zwanzig Mann losschicken.«
»Zwanzig?«
»Einige Mechaniker haben das Bereitschaftsraum-Team verstärkt. Sie haben geschuftet wie die Tiere. Wir haben genügend Ausrüstung und
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