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Sommerflammen

Sommerflammen

Titel: Sommerflammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine
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Essen ausführen. Sie nickte ihrem Spiegelbild zu und ließ den Lippenstift wieder in ihrer Handtasche verschwinden.
    »Danke, Darrin«, sagte sie in Gedanken an ihren Ex-mann. »Dieser Tritt in den Unterleib war anscheinend nötig, um mich aufzurütteln.« Sie brachte ihre Frisur in Ordnung und vollführte eine halbe Drehung vor dem Spiegel.
    »Und jetzt sieh mich an: Ich bin hellwach.«
    Rowan konnte sich gerade noch davon abhalten, ihren Vater auf dem Handy anzurufen oder ihm eine SMS zu schicken. Bei ihm vorbeizufahren ging erst recht nicht. Stattdessen wählte sie seine Festnetznummer. Sie ging davon aus, dass er drangehen würde. Sie hatte bis neun, halb zehn gewartet und sich so lange mit Papierkram abgelenkt. Oder es wenigstens versucht. Als sein Anrufbeantworter ansprang, war sie erst ratlos. Sie musste auf die Ausrede zurückgreifen, die sie sich mühsam zurechtgelegt hatte.
    »Oh, hallo. Mir ist eingefallen, dass ich noch gar keine Gelegenheit hatte, dir von meinen hervorragenden Leistungen als Einsatzleiterin zu berichten. Ich werde noch etwa eine Stunde beschäftigt sein und anschließend einen Spaziergang machen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Ruf mich an! Hoffentlich ist dein Termin gut gelaufen.« Sie verdrehte die Augen und legte auf. »Termin! Dass ich nicht lache«, murmelte sie. »Wenn man mit einem Kunden was trinken geht, dauert das keine zweieinhalb Stunden.«
    Sie grübelte eine Weile. Natürlich hatte ihr Vater ein Recht auf ein Privatleben. Doch Lucas Tripp sah gut aus und war ein interessanter, erfolgreicher Geschäftsmann. Also ein ideales Opfer für eine berechnende Frau. Als Tochter hielt sie es für ihre heilige Pflicht, auf ihren alleinstehenden, erfolgreichen, aber naiven und viel zu vertrauensseligen Vater aufzupassen. Sie wünschte sich sehnlichst, dass er nach Hause käme und sie anriefe, damit sie genau das tun konnte.
    Vielleicht konnte sie ihn doch auf dem Handy anrufen. Nein, nein, nein, befahl sie sich. Das grenzte an Einmischung. Er war sechzig, um Himmels willen! Für ihn galt keine Sperrstunde. Sie würde einfach diesen blöden Bericht fertig schreiben und dann spazieren gehen. Bis das geschafft war, würde er bestimmt anrufen.
    Sie schrieb den Bericht fertig und machte einen langen Spaziergang, bevor sie sich bettfertig machte. Verärgert über sich selbst löschte sie das Licht. Während sie noch hin- und hergerissen war, ob sie ihren Vater nach Mitternacht auf dem Handy anrufen durfte, schlief sie ein.
    Stimmengewirr direkt vor ihrem Fenster und vor ihrer Tür weckte Rowan. Kurz glaubte sie, wieder von Jims tragischem Sprung zu träumen, davon, wie alle laut schreiend auf und ab gelaufen waren. Aber als sie in der Dämmerung die Augen öffnete, waren die Stimmen nach wie vor zu hören. Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie, sprang aus dem Bett und rannte noch verschlafen auf den Flur.
    »Was zum Teufel ist los?«, fragte sie, als Dobie an ihr vorbeieilte.
    »Jemand hat im Bereitschaftsraum gewütet. Gibbons sagt, es sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«
    »Was?« Aber Dobie war schon weitergeeilt, weil er es mit eigenen Augen sehen wollte. In Schlafanzughose und Trägerhemdehen rannte Rowan barfuß nach draußen. Morgendliche Kühle schlug ihr entgegen, aber als sie die Gesichter ihrer Kollegen sah, wurde ihr sofort ganz heiß. Irgendetwas stimmt nicht, dachte sie und beschleunigte ihre Schritte.
    Gleichzeitig mit Dobie stieß sie die Tür zum Bereitschaftsraum auf. Eine Bombe hätte kaum größeren Schaden anrichten können. Die so mühsam und sorgfältig gepackten Fallschirme lagen wie ein unentwirrbares Knäuel auf dem Boden. Werkzeug lag wild verstreut auf der zerfetzten Fallschirmseide, während das Gurtzeug aus den Spinden hing. Anscheinend hatte jemand die sorgfältig gesäuberten und verstauten Werkzeuge benutzt, um Fallschirmtaschen, Kombis und Stiefel aufzuschlitzen. Alles, was ein Feuerspringer für seine Arbeit braucht, war beschädigt oder zerstört.
    An die Wand hatte jemand mit blutroter Farbe gesprüht: Springt und sterbt! Schmort in der Hölle!
    Rowan musste an das Schweineblut denken. »Dolly.«
    Mit geballten Fäusten starrte Dobie auf das Bild der Zerstörung. »Sie muss völlig durchgeknallt sein.«
    »Vielleicht ist sie das.« Rowan ging in die Hocke und steckte ihre Hand in den Schlitz in der Seide. »Vielleicht ist sie das.«
    II. FLACHENBRAND
    Leicht wird ein kleines Feuer ausgetreten, das, erst geduldet, Flüsse nicht mehr

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