Sommerfrische – Verbotene Kuesse im Mondschein
weiter”, äußerte sie müde.
Er schwang sich über die Mauer, stellte sich neben Annis und sagte widerstrebend: “Also gut, dann bleiben wir eine Weile hier.”
“Bis jetzt hast du mir noch nicht erklärt, warum du bei der Zollstation warst”, äußerte sie nachdenklich und schaute ihn fragend an. “Hast du doch etwas mit dem Aufstand zu tun?”
“Hältst du mich für einen Aufwiegler?”, erwiderte Adam trocken. “Wenn ja, dann hast du eine sehr niedrige Meinung von mir.”
“Du hast mir keine Antwort gegeben.”
“Dessen bin ich mir bewusst. Auch ich wüsste gern, warum du auf dem Weg zur Zollstelle warst, Annis. Hast du Verbindung zu den Aufständischen?”
“Mach dich nicht lächerlich, Adam”, antwortete sie ärgerlich. “Natürlich habe ich nichts mit ihnen zu schaffen! Oder denkst du, ich ginge wachen Auges das Risiko ein, mit dem Tod bestraft zu werden, weil ich am Niederbrennen einer Zollstation beteiligt war?”
“Du bist Mr. Ingram nicht gewogen.”
“Das trifft auch auf dich zu.”
“Mit anderen Worten, man könnte uns beide verdächtigen, hinter der Sache zu stecken”, sagte Adam belustigt. “Hoffentlich ist dir jetzt klar, wie gefährlich es ist, im Dunkeln durch diese Gegend zu fahren. Warum bist du nicht früher nach Eynhallow aufgebrochen?”
“Du willst mich nur ablenken, Adam”, sagte Annis verstimmt. “Aber du kannst mich nicht von dem Verdacht abbringen, dass du in irgendeiner Art und Weise in den Aufstand der Dorfbewohner verstrickt bist.”
“Du solltest nicht als Patronesse, sondern als Konstabler tätig sein”, entgegnete Adam auflachend. “Dank deines Spürsinns hättest du längst geklärt, wer der Anführer der Rebellen ist. Wie hast du herausgefunden, dass ich der Reiter bin?”
“Zum einen habe ich sofort deine Stimme erkannt, als du mit den Bauern gesprochen hast. Zum anderen bist du von der Straße durchs Gebüsch gekommen, also aus der Richtung der abgebrannten Zollstation.”
“Ich war nicht am Niederbrennen des Gebäudes beteiligt.”
“Das glaube ich dir sogar. Aber du hast dich dort eingefunden, um die Leute davor zu warnen, dass die Miliz bald eintreffen wird, nicht wahr?”
“Du bist scharfsinniger, als ich angenommen habe”, antwortete Adam staunend. “Leider weißt du jetzt mehr, als gut für dich ist.”
Annis atmete tief durch und fragte: “Ich irre mich also nicht?”
“Nein. Mein Bruder wusste, was die Dörfler vorhatten. In der Stadt haben wir gehört, dass Mr. Ingram die Miliz angefordert hat. Wir kennen viele der Bauern persönlich und wollten vermeiden, dass sie in eine Falle geraten. Die Folgen für sie und ihre Angehörigen wären schlimm gewesen.”
“Mr. Ingram war, wie ich jetzt merke, nicht weit von der Wahrheit entfernt, als er in dir den Anführer vermutete. Selbst wenn du nicht an der Spitze des Aufruhr stehst, hast du doch den Dörflern geholfen. Möglicherweise weißt du sogar, wer hinter dem Widerstand gegen Mr. Ingram steckt.”
“Nein, denn die Leute sind maskiert, und Nachrichten werden nur mündlich weitergegeben. Folglich weiß niemand, wer am Aufstand beteiligt ist. Auch ich würde gern herausfinden, wer der Kopf der Aufrührer ist, denn schließlich kann ich auf Grund des von ihm gerittenen Pferdes, das meinem Rotfuchs so ähnlich sieht, schnell mit ihm verwechselt und vielleicht doch noch an seiner Stelle dingfest gemacht werden.”
“Hast du ihn heute Abend gesehen?”
“Ja. Auch du musst ihn bemerkt haben. Gegen wen richtet sich dein Verdacht?”
“Ich möchte niemanden zu Unrecht beschuldigen”, antwortete Annis ausweichend. “Du hast zwar abgestritten, an der Spitze der Protestbewegung zu stehen, könntest aber trotzdem der Anführer sein. Abgesehen davon, habe ich dich nicht mit ihm zusammen gesehen.”
“Ich bleibe bei meiner Behauptung”, erwiderte Adam ernst. “Hast du keine Vermutung, wer der Mann sein könnte?”
“Bei meinem letzten Aufenthalt in Starbeck standen mehrere Pferde im Stall, darunter auch ein Rotfuchs mit weißer Blesse”, äußerte Annis bedächtig. “Gut, es kann sich um einen Zufall handeln …”
“Das bezweifele ich”, unterbrach Adam. “Warum hast du das nicht gleich gesagt? Der Mann, der diesen Rotfuchs dort untergestellt hatte, könnte dein Cousin gewesen sein oder Thomas Shepard.”
“Charles?”, fragte Annis verblüfft. “Wie kommst du auf den meiner Ansicht nach vollkommen abwegigen Gedanken, dass er die Aufrührer anführt? Du selbst
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