Sommergayflüster
heraus.
Gegen dreizehn Uhr verabschiedeten wir uns voneinander. Luc musste seine Schwester von der Schule abholen, und ich wollte endlich frische Kleidung anziehen. Zum Abschied drückte er mich sogar an sich und klopfte mir zweimal kameradschaftlich auf den Rücken.
***
Den ganzen Tag über tat ich nichts anderes, als auf meiner Couch zu sitzen und vor mich hin zu träumen. Selbst als die Sonne sich langsam neigte, war ich mit den Gedanken noch immer bei Luc. Einen solchen Spaß wie an diesem Vormittag hatte ich schon lange nicht mehr gehabt. Würde es von nun an immer so sein?
Ich starrte auf den Wäschehaufen, der endlich gewaschen werden wollte. Da sich die Waschmaschine im Keller befand, musste ich mich erst einmal anziehen. Schließlich hatte ich ja jetzt Nachbarn, und da konnte ich nicht mehr einfach so nackt durch den Hausflur flitzen. Verträumt ging ich in die Waschküche und stopfte die Maschine voll. Nachdem ich sie angestellt hatte, schielte ich auf einen großen, vollgepackten Wäscheständer, der nur den neuen Bewohnern gehören konnte. Viele Klamotten hingen dort – vor allem Männerkleidung. Eigentlich war ich ja nicht neugierig, aber mein Wissensdurst war so groß, dass ich nicht anders konnte. Ich spähte zum Ausgang, um sicherzugehen, dass sich außer mir niemand im Keller aufhielt. Vorsichtig trat ich näher. Sofort erblickte ich Unterwäsche.
Tu das nicht, sagte ich zu mir selbst, doch meine Hand war schneller. Es waren schwarze Pants in der Größe S, und frag den Teufel, was da mit mir geschah, aber ich roch daran. Unlogisch, zumal sie frisch gewaschen war. Trotzdem tat ich es, und ich wollte gar nicht mehr damit aufhören. Plötzlich hörte ich ein Pfeifen. Das Geräusch kam immer näher.
Scheiße!, dachte ich und versuchte, die Underwear wieder aufzuhängen, doch es wollte einfach nicht klappen. Meine Hände zitterten zu sehr.
„Hey!“, grüßte Luc mich.
Mit einem Ruck drehte ich mich erschrocken zu ihm um und versteckte im gleichen Moment die Unterhose in meiner Gesäßtasche. „Hey!“
Spöttisch zog Luc eine Augenbraue nach oben. „Was ist?“, fragte er.
„Nichts“, log ich ihm frech ins Gesicht. „Was machst du hier?“
„Ähm“, er deutete mit einem Nicken auf den großen, vollen Korb, den er in seinen Händen hielt. „Wäsche waschen?“ Er lächelte mich keck an. „Und du?“
„Ähm, ich“, stotterte ich, „habe gerade Wäsche gewaschen.“
„Und jetzt wartest du darauf, dass sie fertig wird?“, stichelte er, als er in die Hocke ging und begann, die Wäsche in die Maschine zu packen.
„Ähm, nein. Ich wollte … ich …“
Gespannt sah er zu mir auf. „Ja?“
„Nichts.“ Ich klatschte in die Hände und zuckte bei dem Laut selbst zusammen. „Ich werd’ dann mal wieder“, sagte ich nervös und verabschiedete mich mit einem gespielten Lächeln.
„Bis später“, rief er mir nach.
„Oh, Scheiße“, fluchte ich leise. Mein Gesicht fühlte sich an wie nach einem gemeinen Sonnenbrand.
In meiner Wohnung angekommen, lehnte ich mich erst einmal von innen gegen die Tür und atmete tief durch. Irgendetwas drückte da gegen meinen Po. Ich griff in die Tasche und zog Lucs Unterhose heraus. Nun musste ich einfach lachen.
„Oh, Mann!“ Es durchströmte mich heiß, und ich wusste nicht, ob es an dem Wetter, Luc oder an dessen Unterwäsche lag. Wahrscheinlich vermischte sich alles zu einer glühend heißen Lava, die sich über meinen Körper ergoss. Eine kalte Dusche war genau das, was ich brauchte. Allerdings half das kühle Nass kaum.
***
Es war gegen zwölf Uhr, als es an meiner Wohnungstür klopfte. Ich öffnete sie und sah in das leicht erschöpfte Antlitz von Barbara. „Hey.“
„Hallo, Tom“, grüßte sie mich. „Sag mal, kannst du mir mal eben helfen? Ich bekomme diesen blöden Schrank einfach nicht allein aufgebaut.“
„Wo ist denn dein Sohn?“, wollte ich rasch von ihr wissen. Neugieriger hätte ich echt nicht fragen können.
„Der ist nicht da und kommt erst heute Abend wieder. Aber ich möchte den Schrank gerne vorher aufgebaut haben.“ Nun lächelte sie. „Außerdem können wir uns so mal etwas kennenlernen.“
„Klar, kein Thema.“ Ich sperrte ab, zog den Schlüssel aus dem Türschloss und folgte ihr in ihre Wohnung. „Wow! Du hast ja echt Geschmack!“
„Findest du? Ist noch nicht alles fertig, aber ich gebe mir echt alle Mühe. Zum Glück muss ich erst heute Abend wieder zur Arbeit.“
Im Wohnraum
Weitere Kostenlose Bücher