Sommergayflüster
behauptete ich locker, obwohl dem eigentlich gar nicht so war.
„Ein Draufgänger also?“, fragte er mit einem Anflug von Sarkasmus in der Stimme.
„Weniger.“
„Hätte mich auch gewundert. Auf was für Typen stehst du denn so?“
Auf dich, auf dich, dachte ich und wechselte schnell das Thema. „Ihr kommt also aus Kanada?“
Luc lehnte sich gemütlich zurück. „Ja“, begann er zu erzählen. Gespannt hörte ich seiner entzückenden Stimme zu. Luc berichtete mir fast seine ganze Lebensgeschichte. Als er zwölf Jahre alt war, hatte er zusammen mit seiner Mutter und seiner großen Schwester das schöne Kanada verlassen, um in Deutschland durchzustarten. Leider hatte das nicht so geklappt, wie Barbara sich das vorgestellt hatte. In Deutschland wurde sie mit Danny schwanger. Der eigentliche Grund für das Auswandern war jedoch der gewesen, dass sie sich alle von Dieter, Lucs Dad, bedroht gefühlt hatten. Eine miese Type, dem gerne mal die Hand ausgerutscht war. Lucs ältere Schwester, Rebecca, war bereits neunundzwanzig und hatte in der Stadt einen eigenen kleinen Friseursalon eröffnet.
„Du bist ja ganz schön ehrlich“, staunte ich.
„Eigentlich nicht“, widersprach er und drückte die Zigarette aus.
„Also, für mich klang das alles sehr …“
„Ich bin der wohl mit Abstand“, fiel er mir ins Wort, „misstrauischste Mann auf der ganzen Welt.“
„Das waren jetzt mindestens zwei Lügen in einem Satz“, spöttelte ich.
„Wieso?“
„Zuerst …“, ich überlegte kurz und hüstelte dann zweimal. „So misstrauisch kannst du gar nicht sein. Schließlich kennen wir uns erst seit ein paar Tagen und dies hier ist unser erstes wirkliches Gespräch, und zweitens …“, ich hielt inne und studierte für einen Moment seine skeptische Miene. „Du bist absolut kein Mann“, neckte ich ihn und wich mit einem dreisten Grinsen ein Stückchen zurück.
„Ich bin also kein Mann?“, hakte er nach.
Vorsichtig schüttelte ich den Kopf.
„Na warte!“, warnte er und erhob sich unverzüglich.
Geschwind sprang ich auf und rannte kichernd im Garten umher.
„Du hast keine Chance, mir zu entkommen!“
Wir lachten ohne Ende, und mir war es total egal, dass ich mich wie ein Kleinkind benahm. Eigentlich verhielt ich mich immer todernst, doch in Lucs Nähe fühlte ich mich wie verändert. Klar, wir kannten uns kaum, doch irgendwas war da, was mich aufblühen ließ. Luc packte mich von hinten und wirbelte mich zweimal herum, bevor er über seine eigenen Füße stolperte und mich mit sich zu Boden riss. Seine Hände umklammerten fest meinen Bauch und wollten mich gar nicht mehr loslassen. Mit aller Macht versuchte ich, mich loszureißen, obwohl ich ehrlich gesagt lieber liegen geblieben wäre. Plötzlich spürte ich seine zarten Finger unter mein Shirt wandern. Er berührte sachte meinen Bauch und kitzelte mich dann. Es war meine Chance, mich von ihm zu befreien und wieder aufzustehen. Grinsend schaute ich auf ihn hinab. Luc hatte die Lider geschlossen und lachte leise vor sich hin.
„Komm.“ Ich reichte ihm die Hand und half ihm hoch.
„Ich bin komplett nass“, jammerte er aus heiterem Himmel.
„Was hast du denn gemacht?“, stellte ich mich dumm.
Wortlos ging er einige Schritte, bückte sich und meinte dann schäkernd: „Das hier!“
Prompt drehte er sich um und fing an, mich mit dem Gartenschlauch nass zu spritzen – und das von Kopf bis Fuß! Nachdem ich komplett durchnässt war und total doof aus der Wäsche glotzte, schmiss er rasch den Schlauch zur Seite und rannte davon.
„Na warte!“, fluchte ich und eilte ihm hinterher. Dass meine Hose deutlich durchsichtig geworden war, daran dachte ich nicht. Wir sausten bis auf den Parkplatz. Jedem anderen Typen hätte ich nach solch einer Aktion eine gedonnert, doch bei Luc war das etwas völlig anderes. Als ich ihn in eine Ecke drängte, hob er resigniert die Hände.
„Frieden?“, fragte er kleinlaut und sah mich dabei total süß an.
Ich bemerkte, dass er mehrmals – ganz heimlich natürlich – auf meine Hose blinzelte. Zum Glück trocknete der Stoff rasch.
„Okay.“ Schon jetzt spürte ich, dass ich einen leichten Muskelkater im Bauchraum bekam. „Ich sollte mehr Sport treiben.“
Luc legte mir einen Arm um die Schultern. „Können wir ja von jetzt an zusammen machen.“
Gemeinsam schritten wir gemütlich zurück zum Garten und unterhielten uns noch eine Weile über dieses und jenes. Ob Luc schwul war, fand ich allerdings nicht
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