Sommergayflüster
gleiche Pants habe ich auch“, stellte er fest und zeigte mir die Unterhose, die ich ungewollt stibitzt hatte.
Fast wäre mir die Kinnlade nach unten gefallen. „Ähm, ja“, stotterte ich und stand ruckartig auf. „Kann schon sein.“
„Ist ja eigenartig. Deine hat an derselben Stelle ein kleines Loch wie meine.“
„Ich bin dann mal eben duschen.“ Schnell huschte ich an ihm vorbei. Am liebsten hätte ich mich in Luft aufgelöst.
***
Luc und ich saßen in einem kleinen Café und aßen uns erst einmal satt. Ich wollte gerade meine Geldbörse herausholen, da griff Luc flink nach meiner Hand. „Lass mal, ich mach das schon.“
Verliebt sah ich ihm beim Begleichen der Rechnung zu. Es war so süß, dass er sein Taschengeld für mich opferte.
Wir liefen dann noch eine Weile durch den Park und kauften uns ein Eis. Viel zu sagen hatten wir uns allerdings nicht. Stattdessen blickten wir uns nur hin und wieder verlegen an. Gegen Mittag machten wir uns auf den Heimweg.
„Und?“, fragte er mich zögernd. „Was machst du heute noch so?“
Ich zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wahrscheinlich nur fernsehen.“
„Ach so“, murmelte er, während ich dabei war, die Haustür aufzuschließen.
Völlig unerwartet packte er mich bei den Schultern, drehte mich um und schaute mir eindringlich in die Augen. Keine Sekunde später spürte ich seine zarte Hand auf meiner Wange. Er trat dicht an mich heran.
„Luc?“, wisperte ich. „Was machst du da?“
„Etwas, was ich schon längst hätte tun sollen“, sagte er sanft. Sein Mund näherte sich dem meinen. Unsere Lippen berührten einander, wir küssten uns.
Perplex starrte ich ihn an. „Aber du bist doch nicht …“
„Ich habe nie behauptet, es nicht zu sein“, unterbrach er mich.
Mein Verlangen, ihn zu berühren, wurde so stark, dass ich in den Stoff seines Oberteils griff und ihn zu mir zog. Sein Atem huschte über meine Stirn. Leidenschaftlich begannen wir uns zu küssen, konnten kaum noch die Finger voneinander lassen. Luc zerrte mich in den Garten, ohne dabei seine Lippen von den meinen zu nehmen. Er streifte sich sein Oberteil ab, ich mir meines. Wir wurden dermaßen wild, dass wir in den Swimmingpool fielen. Laut lachend alberten wir im Wasser herum. Luc presste seinen Oberkörper an den meinen und blinzelte mich mit seinen süßen, haselnussbraunen Augen verführerisch an. „Du hast ja keine Ahnung, wie wohl ich mich in deiner Nähe fühle.“
Fortan verbrachten Luc und ich jeden Tag mit- und ineinander.
Es war der mit Abstand schönste Sommer, den ich bis zu diesem Zeitpunkt erlebt hatte, und ich hoffte, dass es auf ewig so bleiben würde – zumindest die Liebe, die wir füreinander empfanden. Luc war mein und ich sein.
Liebe, so schön hatte ich sie mir vorgestellt, und bekommen hatte ich mehr, als ich mir je erträumt hatte.
Green Island
von Yara Nacht
S andro schlenderte langsam den Weg zwischen den Felsen hinauf. Die Steilhänge waren ihm nicht geheuer. Dennoch erhaschte er einen flüchtigen Blick hinunter über die Klippen zum Meer. Blau einladend schimmerte es in der vormittäglichen Sonne. So schön dieser Anblick auch war, er bescherte ihm Angst, da er nicht schwindelfrei war und Höhenangst hatte. Nichtsdestotrotz hatte er sich dazu durchgerungen, hinaufzuwandern, an die höchste Stelle des Felsenriffes, auf dem das traumhafte Anwesen lag. Die Insel war ein Privatgrundstück und hatte einst seinen Eltern gehört, die ihm das Eiland nach ihrem Tod hinterlassen hatten. Auch wenn ihn ihr Dahinscheiden vor zwei Jahren noch immer schmerzte, war der heutige Grund für sein Kommen ein erfreulicher: Raffael!
Sandro konzentrierte sich auf die letzte breite Windung, ehe er erleichtert auf dem Plateau zwischen mehreren künstlich angepflanzten Palmen und anderen hohen Grüngewächsen ankam. Eine Weile blieb er stehen und grübelte nach. Sein Herz fing kräftig an zu schlagen. Würde Raffael kommen? Hatte er sich an ihr Versprechen, sich nach einem Jahr hier zu treffen, gehalten?
Stumm blickte er nach vorn. Sein Herzschlag wollte sich nicht beruhigen. Er war so aufgeregt, dass er sogar kurz überlegte, wieder umzukehren und mit seinem Boot zurückzufahren. Letztendlich schob er diesen Gedanken jedoch schnell beiseite. Stattdessen dachte er zurück an das Glück, das er vor einem Jahr mit Raffael hier erlebt hatte. Bei einem seiner Ausflüge auf dem Festland, auf einer der benachbarten und besiedelten Inseln, hatte er ihn in
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