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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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rappelten, war die Stimmung im Auto geprägt von der klammheimlichen Freude, einer unliebsamen Aufgabe erst einmal elegant ausgewichen zu sein. Dem Abwasserdebakel ein Schnippchen geschlagen zu haben.
    »Zu den Ersten zu gehören, die im Freundeskreis Kinder bekommen, bringt eben doch nicht nur Einschränkungen mit sich«, monologisierte ich. »Man gewinnt auch ein paar neue Freiheiten«.
    Einer der Windrad-Schatten drosch genau vor uns auf die Fahrbahn.
    »Wenn es eng wird, kann man immer noch sagen, sorry, aber wir müssen jetzt leider los. Ihr wisst schon, der Kleine.«
    Selten erhaschen die Kinderlosen mehr als flüchtige Einblicke in die Welt des Stillens, Wickelns und Schlafenlegens, dachte ich. Jede Elterngeneration strickt an der Legende mit, dass dieses Leben als junge Familie seine ganz eigenen komplizierten Gesetze hat, von denen man als treu sorgende Eltern keine Handbreit abweichen darf.
    Simones Lässigkeit war verflogen.
    »Ist ja gar nicht vorgeschoben. Mir soll mal bitte einer erzählen, wie man mit zwei kleinen Kindern nebenbei noch das Abwassersystem von irgend so einer maroden DDR -Bude erneuern soll. Hilfe, worauf haben wir uns da nur eingelassen, Olli?«
    Berlin war an diesem Nachmittag eine besonders schöne Stadt. Schon allein deshalb, weil es eine Stadt und nicht das Land war.
    Fabian muss sich noch spät am Sonntagabend an die Tastatur gesetzt und unter dem Leitspruch: Ein bisschen in die Röhre gucken einen Maßnahmenplan durchgegeben haben, der sich las wie das Drehbuch zu einer Folge von Baustellengiganten im Nachtprogramm eines privaten Nachrichtenkanals. Schon beim ersten Überfliegen konnte einem ganz anders werden: Massives Feldsteinfundament des Hauses, aufstemmen, Bolzen legen, Gräben leer pumpen, Kernbohrgerät und wassergekühlten benzinbetriebenen Diamantschleifer leihen, Mauerkettensäge, Zehnkilo-Vorschlaghammer – das waren so die Vokabeln, die grell ins Auge fielen. Fabian führte aus: Wie sich im Zuge der weiteren Grabungsarbeiten – übrigens noch bis Einbruch der Dunkelheit – herausgestellt hat, gibt es im Boden zwischen Haus und Sickergrube noch einen alten Pool. Nicht zu früh freuen ;), es handelt sich um ein ehemaliges Güllebecken, dessen Wände beim Verlegen der neuen Rohre im Wege sein werden, weil die einen größeren Durchmesser haben. Sprich: Wir müssen einen ganz neuen Kanal anlegen, der exakt dort hindurchführt, wo jetzt noch die Wände stehen. Die kriegt man aber laut Wolle Schröder mit einem Diamanttrennschleifer locker weggeknackt . Wer übernimmt den ersten Einsatz? Freiwillige vor.
    Wer aufschaut, ist dran. Die alte Schulregel fand in den folgenden Tagen ihre Entsprechung in der E-Mail-Kommunikation zwischen den Hausgenossen. Die Phase des virtuellen Wegduckens zog sich quälend hin. Dann kam die erste stichhaltige Absage: Konrad schrieb, er habe nun schon ein Vollbad im Güllegraben hinter sich, außerdem schrillten bei seiner Doktorarbeit inzwischen die Sirenen. Jetzt seien mal andere dran. Die anderen machten jedoch, so wie ich selbst, noch für eine Weile auf toter Mann.
    Die ersten Kandidaten, die einknickten, waren Niels und – ausgerechnet Jörg. Dass gerade der andere Familienvater sich anbot mitzuhelfen, fügte meiner halb bewussten Strategie, mich mit meinen zeitraubenden Vaterpflichten aus der Affäre zu ziehen, einen hässlichen Kratzer zu. Das sagte ich Jörg auch ins Gesicht, als wir uns am Morgen beim Kinderabliefern vor der Kita begegneten.
    Jörg sah die Sache etwas differenzierter: »Mit Fäkalien haben wir daheim doch jetzt sowieso mehr als genug zu tun. Da können wir unsere Lieben samt ihren Windeln doch auch mal für zwei Tage zurücklassen und uns in Maltrin um die Beseitigung der ganz großen Scheiße kümmern.«
    »Mmmh, weiß nicht«, sagte ich.
    Jörg zwinkerte mir zu. »Denk mal drüber nach. Schön das ganz schwere Gerät auffahren. Zwischendurch in den See springen, ein Bierchen trinken und dann wieder ein paar Rohre verlegen. Wäre das nicht auch mal was für dich?«
    »Du sprichst ja schon wie ein Rekrutenwerber der Bundeswehr, Jörg. Ich dachte immer, du bist Künstler und Feingeist. Ich habe gerade parallel zwei Agenturjobs, muss eine Reportage schreiben und soll ständig zu Hause helfen.«
    »Verstehe ich«, sagte er. »Aber ehrlich gesagt, ich muss einfach mal hier raus.«
    Absender: Konrad Volkmann.
Uhrzeit: 16:12
Betreff: Ode an die Helden der Improvisation Jörg und Niels
    Wertes Kollektiv,
    da Jörg und

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