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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Mitbewohner Olli erfuhr, der körperlich ausgezehrt von seinen ersten Fronteinsätzen zurückgekehrt war, fanden sich im Boden noch weitere böse Überraschungen: mehrere mit Stahlschienen durchzogene Feldsteingewölbe, denen ebenfalls nur mit Trennschleifern und Vorschlaghammern des höchsten Kalibers beizukommen war. Die offiziellen Aufrufe von Fabian und Konrad, die sich in der Kürze der Zeit von Bauleitern zu Baulöwen entwickelten, machten nicht eben Lust auf mehr.
    Absender: Fabian Stöwe.
Uhrzeit: 09:11
Betreff: Einsatz in Maltrin
    Wenn es irgendwie geht, bitte am Freitag anreisen. Keiner kann nebenbei noch irgendwas machen – einkaufen, zum Baumarkt fahren, kochen etc. –, aus Zeit- und insbesondere aus Kraftgründen.
    !!!! BRINGT GUMMISTIEFEL MIT !!!!
    Und bitte ab sofort etwas sorgsamer mit dem Material umgehen. Wir hatten zu viele Kollateralschäden in letzter Zeit. Es wurde ein Brecheisen abgebrochen (!), eine Spitzhacke verbogen (!) und der Bohrhammer – so eine Mischung aus Presslufthammer und Bohrmaschine – von Wolle halb zerstört. Ich habe ihn Wolle für gerade mal dreißig Euro abgekauft – abkaufen müssen.
    Also, wer übernimmt den nächsten Einsatz? Bitte antworten und nicht schweigen und hoffen, dass der Kelch an einem vorübergeht. Ich weiß ja, dass die Kleinfamilien andere Probleme haben. Aber ich war jetzt vier Wochenenden hintereinander draußen, seit die Gräben ausgehoben sind. Ich habe keine Lust mehr. Wir können das nicht verschieben, es besteht auch die Gefahr, dass die Rohre nach oben schwemmen, und dann können wir noch mal von vorn anfangen.
    Meldet Euch!
    Den Baulöwen Fabian und Konrad folgte ein Mittelfeld, das hin und wieder zum Arbeitseinsatz im Schlamm von Maltrin antrat und einen soliden Beitrag leistete. Ich dagegen machte wochenlang keinen Finger krumm, es sei denn, es ging darum, eine linkische E-Mail mit leerem Verbalgebimmel zum Thema Vaterpflichten, extremer Joblage sowie den obligatorischen Dankesworten an die fleißigen Helfer in die Tasten zu hauen. In der Tat war der Alltag zwischen Arbeiten und Familie seit der Geburt unseres zweiten Kindes anstrengender geworden. Aber was sprach gegen Jörgs Argument, dass ein Baustellenwochenende eine schöne Ablenkung sein könnte?
    Statt Betonplatten stemmte ich mit Freund Olli lieber in Kreuzberger Bars Becksflaschen und schwere Gedanken. Das Kreischen des Diamanttrennschleifers, philosophierte ich, sei sozusagen der Hohngesang der Wirklichkeit auf unsere naive Inanspruchnahme der Kieselstein-Diamant-Metapher. Olli stimmte dem vollumfänglich zu, beschwor aber weiterhin, dass sich trotz der steil ansteigenden Kalamitätskurve in unserem Hause alles zum Besten wenden würde. Von den frühen antiken Dramen bis Hollywood gehörten diese Wendepunkte zur narrativen Grundstruktur und stünden mit dem guten Ausgang gleichsam in einem wechselseitigen Bedingungsverhältnis. Ach so! Eine Flasche weiter legten wir die Rolle der frei schwebenden Intellektuellen ab und fanden es plötzlich besonders smart, die Berlinhymne »Schwarz zu Blau« von Peter Fox auf Maltrin umzutexten. Guten Morgen, Maltrin, du kannst so hässlich sein, so dreckig und grau. Du kannst so schön schrecklich sein, deine Gräben fressen mich auf. Es wird für mich wohl das Beste sein, dass ich dich wieder verkauf. Und wenn ich in die braune Brühe schau, komm ich richtig kacke drauf. Wir hauten uns vor Lachen Furchen in die Oberschenkel und schickten den Text in unserem Wahn per SMS gleich mal den Hausgenossen. Mochte Maltrin inzwischen auch eine spaßbefreite Zone sein, mit dem nötigen Sicherheitsabstand bot es immer noch einigen Unterhaltungswert.
    Anfang August war die erste Leitung in unserem Garten geplatzt, Mitte Oktober platzte Konrad der Tweedkragen. In einer billigen Komödie hätte das Pling auf meinem Laptop eine halbe Note schriller geklungen.
    In seiner geharnischten E-Mail schickte Lord Cord vorweg, dass der Abwassermensch Scheiße gebaut hat und wir alles noch mal aufbuddeln müssen, weil er die Rohre zu flach verlegt hatte. Tiefer legen könnten die nur ihre Autos. Doch das war nur der heitere Auftakt, um auf einige Idioten zu sprechen zu kommen , die scheinbar die Zeit haben, in Berlin um die Häuser zu ziehen und Zoten zu reißen, aber in Maltrin noch nicht eine Schaufel in die Hand genommen haben. Und denen Wolle überhaupt zu ungebildet und plebejisch zu sein scheint. Ich jedenfalls habe wenig Lust, mich unter diesen Umständen hier

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