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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ihn einsteigen, musste dann aber durch die Fahrertür wieder aussteigen – weil die Fahrertür sich ausschließlich von innen öffnen ließ, aber nicht von außen, und die Beifahrertür ausschließlich von außen, aber nicht von innen. Es brauchte schon viel Konzentration und einen wachen Verstand, um es nicht jedes Mal zunächst mit der falschen Tür zu versuchen und nach Verlassen des Busses alle Hebel wieder in die richtige Position zu bringen. Das Fenster auf der Fahrerseite wurde durch einen alten Eiskratzer und eine Parkscheibe davon abgehalten, auf Nimmerwiedersehen im Innenleben der Tür zu versinken. Die hinteren Türen waren nur mit einer ausgefeilten, synchronen Andrück- und Schlüsselumdrehtechnik zu öffnen. Aber sein Bus hatte »wenigstens Persönlichkeit«, wie Jörg nicht müde wurde zu betonen. Jörg hatte in unserem Kreis allein schon deshalb einen gewissen Ruhm als Schrottkünstler erlangt, weil er es immer wieder schaffte, seinen Bus durch den Tüv zu bringen. Nach fünf Versuchen öffnete sich endlich die rückwärtige Flügeltür.
    »Shit!«, schrie Olli.
    Wir standen vor einem Scherbenhaufen. Nun fiel Olli auch wieder ein, dass Jörg auf der Hinfahrt einen Zwischenstopp in Oranienburg einlegen wollte, um noch einige alte Wintergartenelemente abzuholen, die er für ein paar Euro im Internet ersteigert hatte und die einmal einen Teil der Fensterfront zum See in der Scheune bilden sollten. Von ursprünglich etwa acht Fenstern waren nur noch vier als solche zu erkennen. Und diejenigen, die die Rumpelfahrt überstanden hatten, waren so groß, dass es schien, als plante Jörg auf unserem Grundstück heimlich den Wiederaufbau des Palastes der Republik. Der Rest war in tausend Teile geborsten – was Jörg vermutlich auch am liebsten mit uns machen würde, wenn er von dieser Sache Wind bekam. Ich plädierte dafür, wenigstens die paar halbwegs unversehrten Fensterelemente zunächst vorsichtig zurück zum Weidenhof zu transportieren und erst dann die erste Fuhre Steine zu holen.
    Der Vorschlag traf bei Olli auf taube Ohren: »Leerfahrten können wir uns nicht leisten«, blaffte er.
    Mit den Füßen schoben wir die Scherben und kaputten Rahmen aus dem Bus auf einen Schutthaufen vor der Ruine und füllten den freigewordenen Platz mit einigen rotbraunen Prachtstücken im Reichsformat. Auf dem Rückweg manövrierte Olli den Bus so sanft an allen Schlaglöchern vorbei, als hätten wir Sprengstoff geladen, und schaukelte das Ding sicher nach Hause. Da Jörg noch dabei war, zusammen mit Elke die Kinder für den Mittagsschlaf in die Kojen zu verfrachten, konnten wir Ollis die vier heilen Fenster und die Steine in der Scheune verstauen, ohne uns schon erklären zu müssen.
    Fabian schickte uns angesichts der traurigen Ausbeute gleich wieder los. »Schöne Dinger, aber ihr wisst ja, dass wir ungefähr zwanzigmal so viele brauchen.«
    Als wir zurück nach Bürzow kamen, flatterte vor der Einfahrt zu dem Feldweg, der zu der Ruine führte, ein rot-weißes Baustellenband, an dem ein gelbes Schild mit der Aufschrift »Privatweg« baumelte.
    »Mein Gott, hier ist aber auch immer irgendein Stasi-Offizier in der Nähe«, wetterte ich.
    Olli verfiel in Panik und versuchte, so schnell wie möglich wegzukommen. Er wendete den Bus auf der Straße in vier Zügen, wobei die Lenkstange bedenklich knarzte. Mit Vollgas fuhren wir ein paar Hügel weiter und kamen im Schutz eines Birkenwäldchens zum Stehen. Olli machte den Motor aus und kramte entnervt eine Zigarette aus der Brusttasche. Wenn Olli sich als Heimwerker einbrachte, konnte er Fehlschläge dieser Art zunächst nicht gut wegstecken. Bevor er solche Erlebnisse zu Hause bei einem Bier zu einer heiteren Anekdote verarbeitete, fiel er erst mal ins Tal der Humorlosen. Ich rief bei Konrad an, der stante pede noch mit eingeschaltetem Handy zu Wolle ins Vorzelt marschierte.
    »In Güstow jiptet nochne Scheune, woa euch bedien könnt, von hia aus zweehundat Meta hintada Kirche links rinn und die Stichstraße bis ans Ende fahn«, hörte ich Schröder sagen. »Abba nich Bauer Plietsch varraten, dit ick euch dit jesacht hab. Der krichtn Kind wenner dit mitkricht.«
    »Super, vielen Dank!«, sagte Konrad.
    »So bin icke«, sagte Wolle. Das sagte er immer, wenn er mal wieder etwas für uns getan hatte.
    Konrad verließ das Vorzelt, kicherte und sagte ins Handy, dass diese Insiderinfo jetzt wahrscheinlich der Ritterschlag war. Aus dem Handschuhfach des Busses zog ich jene

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