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Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen

Titel: Sommerhaus jetzt! - 13 Freunde und der Traum vom Wochenende im Grünen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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lassen .
    Konrad und Fabian taten erst einmal Reichsbrand in rauen Mengen auf. Aus welcher Quelle, darüber wurde kein Wort verloren. Ich hatte diesbezüglich auch keine Fragen mehr. Ferner kümmerten sich die beiden schwerpunktmäßig um all jene Instandsetzungsarbeiten, die laut Baugutachterin für den Erhalt des Hauses wichtig und die Zukunft der Scheune existenziell waren: den Südgiebel abstützen, wo sich die Feldsteinplatten und Ziegelsteine von den Querbalken gelöst hatten und die Mauer sich bedrohlich neigte; im Windverbau jene stabilisierenden Balken wiederherstellen, die zu DDR -Zeiten abgesägt worden waren, damit der Traktor besser durchs Scheunentor passte; Regenrinnen erneuern und Fallrohre anbringen, die das Wasser weit genug von der Außenwand fortbrachten; die Fensterrahmen des Hauses streichen – und so weiter.
    Sie bereiteten diese Großaktionen so weit es zunächst ging in Eigenarbeit vor. Fabian hatte Ylva das Schatzmeisteramt übertragen, und Ylva hatte als erste Amtshandlung die ganze Mannschaft nach der Erfahrung der Gräben von Verdun noch einmal auf Kostendisziplin eingeschworen. Professionelle Hilfe von Schröders »Piepel« durfte in Anspruch genommen werden, aber erst, wenn das Do-it-yourself-Potenzial wirklich ausgeschöpft war. Daran hatten sich auch unsere obersten Bausachverständigen zu halten.
    Schlichtere Heimwerkergemüter wie Olli und ich begeisterten sich eher für grobe Arbeiten. Arbeiten, mit denen sich schnell sichtbare Ergebnisse erzielen und dementsprechend vielleicht ebenfalls einige Meriten einsammeln ließen. Meine Wahl fiel darauf, den seeseitigen Urwald zu lichten. Gärtnerische Betätigung mit Seeblick kam meiner Idealvorstellung von kontemplativer Arbeit schon sehr nah. Ich schleppte alles, was die Kommunarden bislang an Macheten, Sägen, Bolzenschneidern, Sensen und Heckenscheren im grenznahen polnischen Baumarkt günstig erstanden hatten über den Ho-Chi-Minh-Pfad ins Dickicht. Und machte mich daran, die Biomasse zu dezimieren. Nach einer Weile des Schnippelns und Sägens zeichnete sich ein Stück von der Scheune entfernt in Seenähe eine Vertiefung im Gelände ab, eine Senke, die mich auf eine Idee brachte. Als Olli zum Pinkeln hinter der Scheune erschien, weihte ich ihn direkt in den Plan ein.
    »Ich würde sagen, alles rausrupfen, Tiergartenmischung drauf, und im Sommer haben wir hier die perfekte Badewiese. Man fällt von hier aus ja quasi in den See hinein und liegt nach dem Baden wunderbar windgeschützt. Was meinst du, die anderen werden uns dafür lieben!«
    »Machen!«, antwortete Olli nur.
    Welches Teilprojekt auch immer er vor dem Wasserlassen verfolgt hatte, Olli zögerte keine Sekunde, es ruhen zu lassen. Wir griffen zu den Schneidewerkzeugen und machten uns von der oberen Ebene des Dschungels über das Dickicht in der Senke her.
    Die Arbeit hier in dieser ländlichen Szenerie, so fiel mir auf, unterstrich noch Ollis Ähnlichkeit mit dem Knecht Alfred aus der Verfilmung von Astrid Lindgrens Michel aus Lönneberga : weißblonde Haare, ein grundpositives Wesen, aber das Gesicht immer auch leicht zerknittert vom Leben. Rein phänotypisch war Olli die Idealbesetzung für den arischen Bösewicht in James-Bond-Filmen. Noch mehr als ich war er ein ungeduldiger Gärtner, einer, der schnelle Ergebnisse sehen wollte. Gärtnern wie heimwerkerische Tätigkeiten im Allgemeinen waren für uns beide stets auch Mittel zum Aggressionsabbau. Wir waren uns dieser stark kompensatorischen Funktion, die körperliche Arbeit für uns beide hatte, durchaus bewusst und hatten mit »Aggro-Gardening« dafür schon aus Zechliner Zeiten das passende Schlagwort bereit. Hier in Maltrin konnten er und ich diese Neigung endlich voll ausleben.
    »Das ist doch mal wieder eine schöne Berserker-Aufgabe«, pflegte Olli oft zu sagen, wenn er mich für ein gemeinsames Vorhaben gewinnen wollte. Und auch aus den Reihen der Gruppe war, wenn es irgendeine grobe mit wenig kognitivem Aufwand verbundene körperliche Arbeit zu verrichten gab, wohl nicht selten die Frage zu hören, ob das nicht eine schöne Aufgabe für die Ollis wäre. Ebenso oft mag aber davor gewarnt worden sein, die Ollis da besser nicht ranzulassen.
    Nach gut einer halben Stunde hatte sich Olli in eine Wut hineingeschnippelt, die sich zu einem desperaten Akt steigerte. Wie seine alten Speedmetal-Helden beim Stagediving stürzte sich Olli ins Unterholz und fräste als lebende Heckenschere im freien Fall eine Schneise ins

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