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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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wolltest du sagen?«
    In der Tat, was wollte ich sagen? Ich hatte keine Ahnung. Irgendwas über ein Tischtennismatch. Nein, das hatte ich ja schon. Ich sah meiner Tochter in die Augen, konnte aber weder Vorwurf noch Kummer in ihnen entdecken. Vielleicht ärgerte es sie bloß, dass ich sie nicht in Ruhe ließ.
    »Trinkst du eigentlich genug, Julia?«, fragte ich. »Es ist heute besonders heiß. Da muss man aufpassen, dass man nicht austrocknet. Ihr müsst alle aufpassen. Soll ich euch eine große Kanne Limo machen?«
    Was verzapfte ich bloß für einen Unsinn! Nicht gerade überzeugend. Julia sah schon wieder auf den Computerschirm.
    »Mir egal!«, sagte sie.
    »Gerne, Herr Schlosser«, sagte Alex. »Oder einfach Cola.«
    Ich blieb noch ein paar Sekunden stehen. Ich hätte noch etwas sagen können. Ich hätte aus der Haut fahren können. So spricht man nicht mit seinem Vater! Aber dafür war jetzt nicht der richtige Moment. Ich habe nicht das Recht … Das war die andere Stimme, die Stimme mit der schuldigen Zunge.
    Als ich wieder im Flur stand, kam Judiths Mutter gerade aus dem Bad. Sie trug einen weißen Morgenrock und hatte sich ein riesiges Handtuch um den Kopf gewickelt.
    »Hallo, Marc«, sagte sie und lächelte. Dann ging sie an Judith und mir vorbei in ihr Schlafzimmer.
    Judith zuckte mit den Schultern und hob die Hände, als wolle sie sagen: Keine Ahnung. Im selben Moment hörten wirdraußen eine Wagentür zuschlagen. Dann eine zweite. Vier im ganzen.
    »Ach!«, sagte Judith. »Die sind aber schnell zurück.«
    Ich machte einen Schritt auf sie zu und fasste ihren nackten Arm.
    »Nur die Ruhe bewahren«, sagte ich. »Es ist ja nichts passiert.«
    Ich ging zur Haustür und öffnete sie. Unten standen Caroline, Stanley und Emmanuelle neben Ralphs Auto, während Ralph sich über den offenen Kofferraum beugte.
    »Hey, hallo«, sagte ich. Munter, aber diesmal klang es wenigstens einigermaßen natürlich. Ich hob grüßend den Arm. »Hey, hallo«, sagte Caroline.
    »Marc!«, rief Ralph. »Kannst du mal mit anpacken? Du und Stanley. Das hier ist wirklich sauschwer.«
    Er zerrte an etwas. Aus dem Kofferraum ragte eine riesige Schwanzflosse.
    »Ein Schwertfisch, Marc!«, rief Ralph. »Den konnten wir wirklich nicht liegen lassen. Der kommt heut Abend schön auf den Grill. Das wird ein Schmaus, kann ich euch sagen!«

[Menü]
24
    An dem Samstagabend wurde das Mittsommernachtsfest gefeiert. Mit Feuerwerk und Lagerfeuern am Strand. Schon den ganzen Tag hörte man das Geknalle. Es waren keine Leuchtraketen wie bei uns, die farbenprächtig auseinanderplatzen, sondern nur laute Böller. Es hörte sich an wie ein Artilleriebeschuss oder ein Bombardement. Man fühlte es tief in der Brust. Unter den Rippen. Mitten im Herzen.
    Wir wollten alle zusammen zum Strand gehen, doch erst musste natürlich gegessen werden. Der Schwertfisch wurde von Ralph in Stücke gehackt. Mit einem Beil, auf den Platten der Terrasse. Am Anfang fanden die Kinder es noch ganz aufregend, doch mit jedem Schlag wichen sie weiter zurück. Die Eingeweide kamen zum Vorschein: die Leber, Stücke Rogen, die Schwimmblase und ein glänzendes dunkelbraunes Organ von der Größe eines Rugbyballs, von dem niemand den Namen kannte. Ralph hackte, dass die Fetzen flogen.
    »Passt du ein bisschen auf, Liebling?«, sagte Judith. »Wir wollen noch die Kaution vom Vermieter zurück.«
    Doch Ralph hatte einen solchen Spaß, dass er es nicht zu hören schien. Er saß in der Hocke, seine Slipper hatte er von sich geworfen. Manchmal landete das Beil beängstigend nah neben seinen nackten Füßen. Ich überlegte mir schon mal, was im Ernstfall zu tun war. Zehen konnten, falls man sie kühl aufbewahrte, wieder angenäht werden. Es galt vorallem, Ruhe zu bewahren. Es war ein Arzt im Saal. Der Arzt würde die Blutung stillen und die Zehen in ein mit Eiswürfeln gefülltes Handtuch wickeln. Frauen und Kinder waren der Ohnmacht nahe. Judith, Eis aus dem Kühlschrank! Und ein nasses Handtuch! Caroline, hilf mir mal, das Bein abzubinden, er verliert zu viel Blut! Stanley, hol den Wagen und klapp die Rückbank runter! Julia, Lisa, Alex, Thomas, ins Haus! Ihr seid nur im Weg. Lasst Emmanuelle ruhig da liegen, schiebt ihr ein Kissen unter den Kopf … Ich hätte eine strahlende Heldenrolle gespielt, die Rolle, die mir wie auf den Leib geschrieben war, doch das Beil verfehlte nur ein einziges Mal Ralphs großen Zeh um einen halben Zentimeter, danach war er vorsichtiger.
    »Was machst du

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