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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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glänzen will. Aber er wird von der Bahn gedrängt und stirbt in den Flammen.«
    »Stanley, bitte …«
    »Der Bruder des kranken Rennfahrers hat auch eine winzige Rolle. Die habe ich damals selbst übernommen. Das war auch während der ganzen Drehzeit das Einzige, was mir Spaß gemacht hat, dass ich ständig in so einem Stockcar herumrasen durfte. Zweihundertfünfzig, dreihundert Sachen. Und dann den Wagen vor einem anrempeln, dass er ins Kreiseln kommt.«
    Wir fuhren jetzt dicht auf, es war ein alter Renault 4. Stanley drückte auf die Hupe und ließ sie nicht mehr los. »Ein bisschen Tempo bitte, sonst wird das nichts. Los, mach schon, du Motherfucker ! Gib Gas!«
    Er riss das Steuer herum und zielte auf die rechte hintere Stoßstange. Wieder gab es ein Geräusch von Metall auf Metall, lauter als das erste Mal. Und ich hörte Glas zersplittern. »Got him!« Der Renault kam ins Schleudern und drehte sich um die eigene Achse. Kurz sah es so aus, als würde er umkippen, auf einer Seite hob er mindestens einen Meter ab, eine Sekunde hing er in der Luft, fiel aber dann doch wieder auf alle vier Räder zurück. Ich glaubte, Stanley würde jetzt schnell weiterfahren, doch er schaltete den Rückwärtsgang ein und manövrierte den Wagen neben den Renault.
    »Du Trottel!«, schrie er dem Fahrer, der uns mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen anstarrte, durch das offene Fenster zu. »Krepier, du Arschloch!«
    Dann beschleunigte er. Vor Lachen brüllend, lenkte er den Wagen durch die letzten Kurven zum Strand. »Donnerwetter,Marc! Hast du sein Gesicht gesehen? Da lebt man doch wieder auf. Und ein wenig Niederländisch hat der Kerl auch noch gelernt!«
    Ich schwieg. Als der Fahrer des Renault uns anstarrte, hatte ich rasch meinen Kopf zurückgezogen. Der Mann hatte ziemlich verstrubbelt ausgesehen, noch mehr als beim ersten Mal, als ich ihn gesehen hatte. Doch ich hatte sofort den Inhaber des Campingplatzes erkannt, der sich geweigert hatte, seine Tiere anständig zu versorgen.
    Stanley konnte sich immer noch nicht einkriegen. Er drehte sich zu mir um und hob den Arm. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass ich ihn abklatschen sollte.
    »Zwei Flaschen«, sagte er.
    »Was?«
    »Zwei Flaschen Wein habe ich intus. Und dann zähle ich die paar Bier vor dem Essen und die drei Brandys zum Kaffee nicht mit. Nicht schlecht, was?«

[Menü]
26
    Am Strand war es so voll, dass wir erst lange suchen mussten, bis wir die anderen fanden. Sie waren nicht auf den mit Lampions geschmückten Terrassen und nicht bei den schon angezündeten Freudenfeuern am Meer. Links und rechts stiegen Raketen in die Luft. Zwischen dem Geknalle dröhnte langsame Discomusik.
    »Da hinten«, rief Stanley.
    Vor der Brandung standen Ralph und Judith, und fast im selben Moment sah ich auch Lisa, der Thomas hinterherrannte. Sie ließ sich schreiend in den Sand fallen, und Thomas stürzte sich auf sie.
    »Ihr kommt gerade rechtzeitig«, sagte Ralph.
    Er hatte einen Feuerwerkskörper von der Größe einer Dynamitstange tief in den Sand gesteckt und einen Topf darübergestülpt, den er offenbar aus dem Haus mitgenommen hatte. Es war ein schwerer Kupfertopf mit gewölbtem Boden – so ein Ding, das unsere Vorfahren an einer Eisenkette über das Feuer gehängt haben.
    »Alle zurück!«, rief Ralph.
    Es knallte, und der Topf war weg. Wir hatten ihn nicht durch die Luft fliegen sehen, er war wie vom Erdboden verschwunden. An der Stelle, wo er gerade noch gewesen war, gähnte ein etwa dreißig Zentimeter großes Loch, aus dem sich Rauch kräuselte.
    »Da!«, rief Ralph. »Schaut!«
    Wir folgten seinem ausgestreckten Finger mit den Augen. Der Topf hing an dem von Explosionen erleuchteten Himmel. Es war schwierig, die Entfernung einzuschätzen. Hundert Meter? Zweihundert? Er drehte sich um seine Achse und stieg immer höher. Kurz bevor er unseren Blicken entschwand, setzte er zum Sturzflug in Richtung See an. Wir verloren ihn für eine Weile aus den Augen, bis wir ihn zehn Meter über dem Meeresspiegel wieder entdeckten.
    »Jetzt können wir auf die Kaution pfeifen«, sagte Judith, als der Topf sein Seemannsgrab gefunden hatte.
    »Verdammt!«, rief Ralph. »Habt ihr das gesehen? Was für ein Knall! Und hier, das Loch, Wahnsinn! Mir sind die Muscheln um die Ohren geflogen.«
    »Und wie erklären wir das dem Vermieter?«, fragte Judith.
    »Ach, sei doch kein Spielverderber! Das Ding lag im Schuppen, das merkt doch keiner.«
    Ich sah Judith von der Seite an. Auf ihrer

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