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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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zögernd, auf uns zu. Es kommt öfter vor, dass man Frauen, die man von hinten sieht, falsch einschätzt. Man sieht langes blondes Haar auf nackte Schultern fallen, aber wenn sich die Frau dann umdreht, ist sie fünfzehn Jahre älter, als man gedacht hat. Hier war das Gegenteil der Fall: Sie hätten alle drei auf dem Cover von Vogue oder Glamour eine gute Figur gemacht. Ich versuchte, ihr Alter zu schätzen. Neunzehn? Zwanzig? Jedenfalls nicht älter als fünfundzwanzig. Ich sah zu Ralph rüber. Er nahm noch rasch einen Schluck, schnalzte mit der Zunge und rieb sich den Bauch. Als hätte er Hunger. Als würden auf einer Party Ober mit Tabletts voller Hackfleischbällchen, Frühlingsrollen und Wurstschnittchen herumlaufen.
    »Na, die können sich sehen lassen«, sagte er. »Was für Beautys.«
    »Good evening, ladies. Drinks? What will you have? White wine? Margarita? Cocktails?« Stanley zwinkerte uns zu. Er kam gleich zur Sache und legte eine Hand locker auf die nackte Schulter des Mädchens, das ihm am nächsten stand. Sie kicherten wieder, gingen aber nicht weg. Sie schüttelten uns nacheinander die Hand und stellten sich vor. Stanley fragte, woher sie kämen. Zwei kamen aus Norwegen, verstanden wir, die dritte aus Lettland. Ob sie beruflich hier wären oder privat. Nein, das sagte er nicht. Pleasure war das Wort, das er gebrauchte. Work or pleasure? In seiner Stimme schwang ein zweideutiger Unterton, als könne von einem Unterschied zwischen work und pleasure nicht die Rede sein. Wie mir schien, wäre das der richtige Zeitpunkt für die Mädchen gewesen, sich zu verabschieden, aber sie blieben und kicherten munter drauflos. Die zwei Norwegerinnen schlürften mit dem Strohhalm ihre Margaritas, das Mädchen aus Lettland stürzte einen doppelten Wodka on the rocks in einem Zug hinunter.
    »Na, Marc«, sagte Ralph, »du hast Schwein, deine Frau ist zu Hause. Und seine auch.« Er zeigte auf Stanley. »Aber ich kann mir nichts erlauben, Judith würde es nicht überleben.« Er sah sich suchend um, und ich folgte seinen Blicken. »Die Kleine ist total besoffen, die kannst du problemlos haben, Marc.«
    Er wies mit dem Kopf auf das Wodkamädchen aus Lettland, musterte die Beine der Norwegerinnen und machte wieder sein schmatzendes Geräusch. Stanley hatte inzwischen den Arm fester um die Schulter des Mädchens gelegt und tat, als versuche er, den Strohhalm zwischen die Lippen zu kriegen, stattdessen begrub er seine Nase in ihrem Ohr. Das Mädchen stieß ihn lachend weg und sagte etwas auf Norwegisch zu ihrer Freundin, die Ralph am Handgelenk packte und an sich zog.
    »Ho, ho!«, rief Ralph. »Mal langsam … Wait! Jesses, die sind ja rattig wie sonst was, Marc. Womit haben wir das verdient?«
    Er sah sich noch einmal rasch um und legte dann einen Arm um ihre Taille und zog sie zu sich heran. Nein, nicht um ihre Taille: tiefer, knapp über dem schmalen Gummibündchen ihres Bikinis. Noch keine Sekunde später befanden sich seine Finger darunter. Ich betrachtete seine Hand. Sein Handgelenk. Die Größenverhältnisse waren grotesk. Ralphs Handgelenk erschien mir breiter als die Taille des Mädchens. Ich sah, wie er seine dicken Finger zwischen ihre Pobacken schob, und dachte an andere Körperteile. Körperteile, bei denen die Proportionen auch nicht stimmten. Doch ich bekam nicht die Zeit, diese Fantasie weiter auszuspinnen. Das Mädchen versuchte, Ralph von sich zu stoßen, nicht kokett, wie es ihreFreundin zuvor mit Stanley getan hatte, sie meinte es ernst. Ralph konnte ihr Gesicht nicht sehen, ich wohl. Ihr Mund hatte sich verzogen, als würde sie etwas Scheußliches schmecken oder als würde ihr plötzlich etwas sehr wehtun, aber weil Ralph es nicht sah, zog er sie noch enger an sich, während er gleichzeitig seinen Mund auf ihren Nacken drückte.
    Ein Schrei ertönte und ein Fluch, etwas wie Varkensfetter , gefolgt von einem Fok of! Gleichzeitig rammte sie Ralph ein Knie zwischen die Beine.
    Ralphs Mund klappte weit auf, er rang nach Luft und hielt sich mit der Hand, die sich eben noch unter ihrem Bikinihöschen befunden hatte, die Weichteile.
    »Scheiße!« war das Einzige, was er herausbrachte.
    Das Mädchen schüttete ihm den Rest ihrer Margarita ins Gesicht. Es war nicht klar, ob es ihre Absicht gewesen war oder ob ihr in ihrem beschwipsten Zustand die Hand ausgerutscht war, jedenfalls traf das Glas Ralph an der Oberlippe. Man hörte ein Geräusch, als würde etwas zerbrechen. Ein Zahn oder das Glas. Ralph griff sich

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