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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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T-Shirt triefend an Land kam.
    Jemand packte mich am Handgelenk. »Papa?«, sagte Lisa. »Papa, dürfen Thomas und ich uns ein Eis kaufen?«
    »Ja, okay.« Mit den Fingern der freien Hand rieb ich mir das linke Auge, das sofort zu tränen anfing. Ich fühlte einen stechenden Schmerz. Ich hatte etwas ins Auge bekommen, ein Stück Muschel oder Sand. »Wo ist Julia?«, fragte ich.
    Thomas versetzte ihr von hinten einen Stoß. Sie fiel in den Sand. »Thomas, du Arsch!«
    »Lisa!«, sagte ich. »So darfst du … du darfst nicht …« Thomas trommelte mit beiden Fäusten auf seine nackte Brust und stieß einen Tarzan-Schrei aus. »Wo ist Julia?«, fragte ich nochmals.
    »Woher soll ich das wissen«, antwortete Lisa. Sie rappelte sich auf und gab Thomas eine schallende Ohrfeige – viel zu fest, jedenfalls viel fester, als es ihre Absicht gewesen sein konnte. »Scheiße!«, rief Thomas. »Dumme Ziege!« Er griff nach ihr, aber Lisa sprintete schon wieder los.
    »Erst mal ein Bier?«, fragte Stanley. Er war klatschnass, das graue Haar klebte ihm am Kopf, an mehreren Stellen sah ich zwischen den Strähnen die weiße Kopfhaut durchschimmern.
    Ralph schüttelte sich immer noch vor Lachen. »Das hättest du filmen sollen, Stanley! Das hättest du filmen sollen!«
    »Wo ist Julia?«, fragte ich Ralph.
    Stanley kramte in seinen Hosentaschen. »Fuck! Ich glaube, mein ganzes Geld … Oh, nein, doch nicht …« Er zog ein paar Geldscheine heraus. »Ein Föhn!«, rief er. »Ein Königreich für einen Föhn!«
    »Wo sind Julia und Alex?«, fragte ich.
    »Die sind zu der anderen Strandbar«, antwortete Ralph. »Da hinten …« Er zeigte in die Richtung. »Die Lichter da auf der anderen Seite der Bucht.«
    »Allein?«, fragte ich.
    Ich entdeckte die Lichter, die Ralph meinte. Es war schwierig, die Entfernung richtig einzuschätzen. Mindestens einen Kilometer. Vielleicht sogar mehr als zwei. Zwischen unserem Strandabschnitt mit den erleuchteten Terrassen und den Feuern und der anderen Strandbar war nichts. Ein langes, leeres, in Dunkelheit gehülltes Stück Strand.
    »Marc, du kannst die Jugend nicht zurückhalten. Die beiden sind bestimmt nicht scharf darauf, hier mit ihren Eltern herumzuhängen.«
    »Nein, ich überlege nur … Julia hätte auf mich warten können.«
    Ich versuchte, meine Verärgerung darüber zu verbergen, dass Ralph meiner Tochter erlaubt hatte, zu der anderen Strandbar zu gehen. Ohne sich zu fragen, ob ich wohl damit einverstanden wäre. War das kindisch? Hätte er zu meiner Tochter sagen sollen: »Von mir aus schon, aber wir sollten vielleicht auf deinen Vater warten.«
    »Hast du was am Auge?«, fragte Ralph.
    »Nein. Na ja, ein Sandkorn oder so.«
    »Jeder ein Bier?«, fragte Stanley, mit den nassen Geldscheinen wedelnd.

[Menü]
27
    Weil alle Tische auf den Terrassen besetzt waren, tranken wir unser Bier an eine Bar gelehnt, die wahrscheinlich extra für diesen Abend mitten auf dem Strand aufgebaut worden war. Von Judith war weit und breit keine Spur. Es schien Ralph nicht sonderlich zu kümmern, er machte jedenfalls keine Anstalten, sie zu suchen.
    »Verdammt, da läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen«, sagte er und knallte seinen Bierkrug auf die Theke. Ich folgte seinem Blick und sah ein paar Meter von uns entfernt drei Mädchen in Bikinis, sie standen mit dem Rücken zu uns und schauten sich nach einem freien Tisch um. Ralph schüttelte den Kopf. »Ja, Marc, aus den Augen, aus dem Sinn. Oh, ich würde einen Mord begehen, um nur ein paar Minuten mit einer von denen allein zu sein. Ein paar Minuten nur.« Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ächzte und nestelte am Verschluss seiner Shorts, seine Finger glitten über den Hosenschlitz nach unten. Plötzlich sah ich wieder den Raubvogelblick, mit dem er im Theaterfoyer Caroline beäugt hatte. Und so wie damals verschleierte sich sein Blick, als er die Mädchen von Kopf bis Fuß musterte, er ließ ihn schließlich auf ihren Hintern ruhen.
    »He!«, rief Stanley.
    Wir drehten uns zu ihm um. Er winkte den Mädchen. »Hey! Come! Come here!«
    Ralph schüttelte den Kopf, schaute in sein Bier und sah mich an: »Wir denken es, er tut es«, sagte er.
    Die Mädchen steckten kichernd die Köpfe zusammen. Ich versuchte, mich in sie hineinzuversetzen. Was sahen sie? Drei Männer in nicht mehr taufrischem Alter in kurzen Hosen, Bierkrüge in der Hand. An ihrer Stelle würde ich sofort das Weite suchen.
    Zu meiner Überraschung kamen sie, wenn auch etwas

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