Sommerhaus mit Swimmingpool
und Rächer aus der Zukunft Rechnungen in der Gegenwart begleichen ließen, sollten wir uns jetzt vorstellen, was die Terroristen der Zukunft aushecken könnten. Aber dazu muss ich dir erst etwas anderes erzählen. Tremor hatte ich nach einem Buch gedreht. Von einem Amerikaner. Samuel Demmer. Ich weiß nicht, ob du schon mal von ihm gehört hast?«
»Nein, glaube nicht.«
»Okay, ist auch egal. Worum es geht, ist Folgendes: Ich hatte dieses Buch gelesen. Tremor von Samuel Demmer. Und sah sofort den Film vor mir. Nachts um zwölf fing ich an zu lesen, und um sechs Uhr morgens war ich fertig. Um acht rief ich Demmer an. Persönlich. Normalerweise läuft so was über meinen Agenten, aber in dem Fall dachte ich, ich will ihm persönlich sagen, wie begeistert ich bin. Demmer galt als schwierig. Er war nie im Fernsehen, gab nie Interviews. Dieser Typ von Schriftsteller ist mir eigentlich am sympathischsten. Wie auch immer, erst war er etwas zurückhaltend, es schien ihm scheißegal zu sein, dass da einer sein Buch verfilmen will. Aber ich hörte an seiner Stimme, was man öfter bei kontaktarmen Menschen erlebt. Dass sie sich im Grunde über den Anruf freuen. Dass sie mal mit jemandem reden können,auch wenn es jemand ist, den sie gar nicht kennen. Oder vielleicht sogar gerade deswegen. Ich meine, oft ist es ja so, dass solche Typen gegen ihren eigenen Ruf ankämpfen. Live up to their reputation , wie man in den States sagt. Für ihn war es zum Beispiel total kein Problem, dass ich so früh anrief. Um es kurz zu machen: Es klickte zwischen uns. Wir quatschten eine Weile über sein Buch und über die Möglichkeiten, es zu verfilmen, und irgendwann fragte er mich etwas, was mich total umwarf. Etwas, was mir die Sprache verschlug, was ich aber nie mehr vergessen habe. Stärker noch, es wurde zum Motto meines Lebens! ›Warum erfinden Sie nicht selber etwas?‹, fragte er. Ich muss sagen, ich war perplex. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte. Schließlich fragte ich, was er denn damit meine. Ich hörte ihn tief seufzen. ›Ich meine es genau so, wie ich es sage. Sie hören sich an wie jemand, der selber Ideen hat. Genug eigene Ideen, meine ich. Warum sollten Sie einen Film nach der Idee eines anderen drehen? Warum denken Sie sich nicht selber einen aus?‹ Wir haben danach mindestens noch eine halbe Stunde weitergequatscht. Über alles Mögliche. Über Bücher, die wir beide gut fanden. Über Filme. Später haben wir uns dann auch persönlich kennengelernt. Die Zusammenarbeit mit ihm war besonders angenehm und anregend. Aber Demmers Frage hat mein Leben umgekrempelt. Ich habe Tremor gedreht. Aber mit seinem Einverständnis nur ganz locker nach seinem Roman. Based on the novel by Samuel Demmer stand schließlich im Nachspann. Und nach Tremor habe ich nie mehr ein Buch verfilmt. Nie mehr. Ich habe mir Demmers Worte zu Herzen genommen und mir selber Plots ausgedacht.«
Das Licht der Scheinwerfer fiel auf ein Schild am Wegrand. Ein Schild mit einem Zelt und dem Namen des Campingplatzes, auf dem wir die ersten beiden Nächte verbracht hatten. Noch achthundert Meter. Danach würde der Weg noch steiler werden, erinnerte ich mich – nach drei oder vier scharfenKurven war man dann am Strand. Jetzt ging es endlich einmal geradeaus. Ich gab Gas.
»Und was habt ihr euch im Weißen Haus so ausgedacht?«, fragte ich. »Wo findet der nächste Anschlag statt?«
»Das ist es ja gerade«, sagte Stanley. »Vielleicht kommt gar keiner mehr. Ich meine, möglich ist es schon, aber wir kamen da auf einige hübsche Ideen. Das Blöde ist nur, dass alles topsecret ist. Wir mussten uns zu absoluter Geheimhaltung verpflichten. Nur Spielberg hat später mal etwas darüber rausgelassen, ich weiß nicht mal mehr, was, es war jedenfalls etwas Harmloses. Denn das war unsere wichtigste Schlussfolgerung an diesem bezechten Nachmittag: dass alles noch viel, viel schlimmer werden wird, als man es sich in seinen kühnsten Träumen vorstellt. In seinen Albträumen muss es natürlich heißen. Es war ja schon schlimm genug. A fucking nightmare . Wir stehen am Vorabend eines neuen Zeitalters. Nichts ist mehr heilig. Buchstäblich nichts. In der Renaissance hatte man einen neuen Kanonentyp erfunden, mit dem man Breschen in Burgmauern schlagen konnte. Diese Kanonen veränderten die Welt. Die Machtverhältnisse verschoben sich auf dramatische Weise. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten wurde der Status quo von tausend Jahren aufgehoben. Etwas Ähnliches ist
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