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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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auch jetzt im Gange. Wir, die moderne Welt, Westeuropa, Amerika, Teile von Asien, wir sind die Burg. Wir sind schon sehr lange am Drücker, aber die Kanone ist schon in Stellung gebracht.«
    »Und wie soll die aussehen?«
    »Das ist, wie gesagt, topsecret . Aber es ist natürlich keine Kanone. Es ist überhaupt keine einzelne Sache. Es sind mehrere gleichzeitig.«
    Ich muss gestehen, dass Stanleys Geschichte mich anfing zu interessieren.
    »Aber ein bisschen was kannst du mir doch verraten. Ich kann schweigen wie ein Grab.«
    Wie um meinen Worten Nachdruck zu verleihen, nahm ich eine Hand vom Steuer, steckte zwei Finger in den Mund und hielt sie in die Luft. »Großes Ehrenwort!«, sagte ich.
    »Pass auf!«
    Von rechts schoss plötzlich ein Auto auf den Schotterweg. Aus dem Nichts. Ich trat auf die Bremse und riss das Lenkrad herum. Vielleicht etwas zu langsam. Wir machen uns weis, wir könnten auch im benebelten Zustand noch sicher fahren. Aber die Reaktionsfähigkeit nimmt ab, man bremst später. Es machte ein schabendes Geräusch, als die beiden Autos sich berührten. Zusammenstoß wäre ein zu großes Wort. Es fand Kontakt statt. Von Metall mit Metall. Dann kamen wir quer auf dem Weg zum Stehen. Das andere Auto fuhr einfach weiter. Seine Rücklichter verschwanden hinter der nächsten Kurve.
    »Motherfucker!« , rief Stanley. »Hast du das gesehen? Jesus Christ! Fuck him! Fuck this motherfucker! «
    Ich fuhr mir mit der Hand über die schweißnasse Stirn. »Verdammte Scheiße«, sagte ich. »Verdammte Scheiße.«
    »Der Kerl fuhr ohne Licht! Hast du das gesehen? Der kam einfach ohne Licht angerast.«
    »Aber seine Rücklichter brannten doch. Als er bremste.«
    »Ja eben, weil er bremste. Aber das Licht hatte er nicht an. Garantiert nicht.«
    Erst jetzt merkte ich, dass der Motor abgesoffen war. Es war auf einmal sehr still. Unter der Motorhaube erklang ein klopfendes Geräusch. Unter uns war jetzt deutlich die Brandung zu hören. Es roch nicht nur nach Tannennadeln und Meer, sondern auch nach verbranntem Gummi.
    »Los, Marc. Das Arschloch verdient eine ordentliche Lektion. We’re gonna teach the motherfucker a lesson! Yes! « Stanley ballte die Faust und hieb auf das Handschuhfach. Ich atmete einmal tief durch und legte die Hände wieder ans Lenkrad. »Worauf wartest du noch?«, fragte er. »Come on, start the engine!«
    »Stanley. Das ist keine gute Idee. Ich habe viel zu viel getrunken. Wir können froh sein, dass der Kerl nicht angehalten hat. Ich hätte sowieso die Schuld gekriegt, mit so viel Alkohol im Blut.«
    Schweigend öffnete Stanley die Autotür und stieg aus. »Was machst du?«, fragte ich, doch da war er schon um das Auto herumgegangen und öffnete die Tür auf meiner Seite.
    »Rück mal rüber«, sagte er.
    »Stanley, das ist einfach keine gute Idee. Ich meine, du hast doch auch eine ganze Menge getankt. Wahrscheinlich noch viel mehr als ich. Auf keinen Fall weniger.«
    »Drei Gläser. Es sieht vielleicht so aus, als würde ich genauso viel trinken wie ihr, aber ich brauche extrem lang für ein Glas.«
    »Stanley …«
    »Komm, Marc. Mach schon. Wenn das Arschloch vor uns am Strand ist, können wir nichts mehr machen.«
    Während ich über den Schaltknüppel auf den Beifahrersitz kletterte, merkte ich erst so recht, wie schwer sich mein Kopf anfühlte. Das war das Gewicht, das einen runterzieht, sobald der Alkohol seine Wirkung verliert. Ich wusste, wie das funktioniert. Der Körper verlangt nach Flüssigkeit. Nach Wasser. Aber dann ist es schon zu spät. Dann kann man genauso gut weitermachen. Ich dachte an ein Bier. Ein großes Glas Bier. Mit Bier fällt man dem Kater in den Rücken, in dem Moment, wo er es am wenigsten erwartet.
    Stanley startete den Motor und gab Gas. Sand und Geröll stoben vor uns auf. » Yes! Halt dich fest, Marc.«
    In der ersten Kurve ratterte das Auto über die Felsen am Straßenrand, in der zweiten streifte es um ein Haar einen Baum. »Stanley!«
    »Da ist er!«
    Keine dreißig Meter vor uns leuchteten die Bremslichter vor der nächsten Kurve auf. Stanley schaltete das Fernlicht ein und aus. »Jetzt haben wir ihn, Marc. Wir haben ihn.«
    Er schaltete zurück und gab Gas. Der Motor brüllte. »Hast du Speed Demons gesehen?«, fragte er, wartete aber keine Antwort ab. »Das war mein erster bescheidener Hit in Amerika. Eine saudoofe Geschichte, aber das einzige Skript, das ich damals kriegen konnte. Über NASCAR – Rennen. Ein Rennfahrer, der Krebs hat und noch ein Mal

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