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Sommerhaus mit Swimmingpool

Sommerhaus mit Swimmingpool

Titel: Sommerhaus mit Swimmingpool Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herman Koch , Pößneck GGP Media GmbH
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weiterfahren können.«
    »Vielleicht sprang der Motor nicht mehr an.«
    Stanley schüttelte den Kopf. »Nein. Stell dir vor, der Zündschlüssel steckte!«
    Ich fühlte eine Gänsehaut im Nacken, wie man das im Kino erlebt, wenn der Film eine unerwartete Wendung nimmt.
    »Jesus Maria!«
    »Ich hätte das vielleicht nicht machen sollen, aber ich bin eingestiegen und habe das Auto gestartet. Kein Problem …«
    Ich sagte nichts. Ich zog so fest an meiner Zigarette, dass ich einen Hustenanfall bekam.
    »Ich habe gemacht, was sie in Filmen immer machen. Ich habe alles abgewischt, was ich angefasst hatte, mit meinem T-Shirt. Den Zündschlüssel, das Lenkrad, die Tür. Dann habe ich mich ein wenig umgesehen. Auf der anderen Seite des Autos geht es ziemlich steil bergab. Ich wollte ein Stück hinunterklettern, aber ich wäre fast ausgerutscht. Ich konnte mich gerade noch an einem Strauch festhalten. Außerdem war es stockfinster. Ich habe auch gerufen. Ein Mal. Dann bin ich weitergegangen.«
    »Aber glaubst du, er …«
    »Ich weiß es nicht, Marc. Aber es ist doch merkwürdig, dass er nicht weitergefahren ist. Und dass der Zündschlüssel noch steckte und das Fenster offen stand. Irgendetwas stimmt einfach nicht.«
    Ich fühlte wieder die Gänsehaut im Nacken. Ich sah den Mann vom Campingplatz vor mir, wie er um sein Auto herumging, ausrutschte und den Abhang hinunterstürzte.
    »Er war vielleicht durcheinander«, sagte Stanley, als hätte er meine Gedanken erraten. »Vielleicht haben wir ihm doch einen größeren Schrecken eingejagt, als wir dachten. Keine Ahnung, was jemand macht, der gerade von der Straße gedrängt wurde … Ich dachte nur, du musst das wissen. Auch unter diesen Umständen. Gerade unter diesen Umständen.«
    Diesmal war ich es, der seine Gedanken erriet. Aber ich schwieg. Ich überließ es ihm, es auszusprechen.
    »Früher oder später finden sie das Auto, Marc. Vielleicht nicht heute Nacht, aber bestimmt morgen. Sie werden zuerst den Fahrer suchen. Wer weiß, vielleicht sitzt er ja einfach zu Hause. Aber vielleicht auch nicht … Sie stellen einen Blechschaden hinten am Auto fest. Auch dein Auto ist beschädigt,Marc. Es gibt noch keinerlei Zusammenhang, und der Kerl hat außerdem keine Ahnung, wer wir sind. Aber ich würde an deiner Stelle das Auto nicht hier zur Autowerkstatt bringen. Ich würde zusehen, dass ich wegkomme. Vielleicht nicht heute Nacht, aber auf jeden Fall morgen früh.«

[Menü]
34
    Julia schlief. Caroline und ich hatten zwei Stühle nach draußen getragen und saßen vor der halb offenen Tür des Apartments. Wir rauchten. Caroline schaute auf ihre Armbanduhr.
    »Wir müssen zur Polizei gehen, Marc«, flüsterte sie. »So schnell wie möglich. Vielleicht jetzt sofort. Oder findest du, besser morgen früh?«
    »Nein«, sagte ich.
    Meine Frau starrte mich an. »Was heißt nein?«
    »Ich will das nicht. Ich will nicht mit Julia zur Polizei. All die Fragen … Ich meine, es ist etwas passiert. Wir wissen , was passiert ist. Du und ich, wir wissen es. Und sie weiß es auch, auch wenn sie sich an nichts mehr erinnert. Vielleicht ist das ganz gut so.«
    »Das ist doch nicht dein Ernst! Der Kerl läuft hier vielleicht noch rum. Das sagt man doch, wenn ein Verbrechen passiert ist, dass man rasch handeln sollte. In den ersten vierundzwanzig Stunden. Je eher wir Strafanzeige erstatten, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Scheißkerl noch hier in der Gegend aufhält und dass sie ihn kriegen.«
    »Natürlich. Du hast recht. Völlig recht. Aber wir können jetzt nicht mit Julia zur Polizei gehen. Das kannst du ihr nicht antun. Ich will das nicht.«
    »Aber wir können doch hin! Einer von uns. Einer geht zur Polizei, der andere bleibt bei Julia.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich bleibe bei Julia.«
    »Nein ich.«
    Wir sahen einander an. Caroline hatte sich die Tränen aus dem Gesicht gewischt. In ihrem Blick stand nun vor allem Entschlossenheit.
    »Marc, ich möchte jetzt nicht darüber diskutieren, wen sie mehr nötig hat, ihren Vater oder ihre Mutter. Ich glaube, ihre Mutter. Du gehst zur Polizei.«
    Ich hätte sagen können, unsere Tochter brauche im Augenblick vor allem einen Arzt . Vielleicht nicht so sehr ihren Vater als den Arzt, der ich auch war. Einen Arzt, der bei ihr saß, wenn sie aus dem Schock erwachte und sich wieder zu erinnern begann. Doch insgeheim wusste ich, dass Caroline recht hatte. Julia musste die Hand ihrer Mutter festhalten können. Ihrer Mutter, die

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