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Sommerhit: Roman (German Edition)

Sommerhit: Roman (German Edition)

Titel: Sommerhit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Liehr
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nicht, wir taten es ihnen gleich, und spät am Abend holte ich endlich meine Gitarre hervor.
    »Das wurde aber auch Zeit«, kommentierten meine Gäste unisono im Chor.
    Während ich die alten Stücke spielte, begleitet vom Summen oder Mitsingen meiner Leute, dachte ich über die verrückte Idee nach, mit Minka Duette darzubieten. In dieser Konstellation, stellte ich fest, würde ich sogar, wirklich rockige Arrangements vorausgesetzt, Stücke wie »Lügen sind nie für immer« oder »Cool sein« vortragen. Zwischen zwei Songs blinzelte ich György zu und nickte. Er verstand mich sofort – und strahlte.
     
    Mike und Sonja teilten eine Kabine, Marcus und Michael eine weitere, György schlief natürlich alleine, und für Nicole stand das Notbett zur Verfügung, das man aus der Sitzbank im Salon bauen konnte. Als ich davorstand und murmelte, dass es wohl zu klein sei für zwei Personen, fragte Karen grinsend, ob es mir peinlich wäre, mit ihr zusammen in der großen Bugkabine zu schlafen.
    Wir zogen uns aus, einander die Rücken zugewandt, aber ich lauschte ganz genau und schnüffelte, um herausfinden, was sie da alles abstreifte. Vor dem Essen war sie auf Jogginghoseund Sweatshirt umgestiegen, weil es abends schon noch empfindlich kühl wurde und die Gasheizung des Bootes – wenigstens für mich – zu ekelerregend stank, als dass ich sie hätte anwerfen wollen. Es waren zwei von drei vermuteten Kleidungsstücken. Natürlich roch sie längst nicht mehr nach Apfelshampoo, aber auch an diesem Abend erinnerte sich meine Nase an diesen Duft. Ansonsten war Karen nach wie vor die einzige Person, die ich kannte, die kein eigenes Aroma verströmte – es war in dieser Hinsicht, als wäre ich allein in der Kabine, aber wirklich nur in dieser: Ihre Wärme und ihre Präsenz nahm ich wahr, auch ohne sie zu riechen. Vielleicht sogar viel deutlicher.
    Dann lagen wir im Doppelbett, die Gesichter einander zugewandt, im Flackerlicht einer Kerze, die ich, jede Bewegung von ihr genau beobachtend, auf dem Bord neben ihrer Bettseite entzündet hatte. Es ging auf drei Uhr morgens zu, György hatte Rotwein in den Menowsee gekotzt, Mike, Sonja und Michael hatten nach Mitternacht noch gebadet, zusammen mit den kreischenden Jugendlichen von der Yacht.
    »Glaubst du eigentlich an die erste große Liebe?«, fragte Karen auf einmal. Ihre riesigen braunen Augen leuchteten intensiv. Im Kerzenschein sah ich die feinen Fältchen um ihren Mund und ihre Augen, aber zugleich auch die Karen, die ich, verdammt, vor fünfundzwanzig Jahren, ebenfalls an einem See, in Ungarn kennengelernt hatte.
    »Ist das etwas, woran man glaubt?«, fragte ich zurück. »Das passiert, oder es passiert nicht.«
    »Das meine ich nicht«, sagte sie und stützte sich auf einen Ellenbogen. Ihre linke Brust rutschte dadurch unter der Decke hervor, aber Karen machte keine Anstalten, sie vor mir zu verbergen. Sie hatte eine überaus schöne linke Brust. Ich zwinkerte, um mich von den naheliegendsten Gedanken abzubringen.
    »Ich meine, ob du auch glaubst, dass man in die erste Liebe, vorausgesetzt, es stimmt alles, sehr viel mehr Emotionen investiert, weshalb die Erinnerung daran …«
    »Emotionen investieren«, unterbrach ich. »Tut man das?«
    Sie schubste mich sanft mit der linken Hand, wodurch auch die andere Brust sichtbar wurde.
    In dieser Sekunde fühlte ich mich wie der größte Idiot im gesamten Universum. Diese Nacht fiel mir ein, die Nacht im Hotel in …
Moment
. Marburg. Ja, es muss Marburg gewesen sein. Nach der sie mir gesagt hatte, dass sie … erstaunlich, wie genau ich mich daran erinnerte: »Ich mag dich viel lieber, als ich möchte«, hatte sie erklärt.
    Ein Motor dröhnte, das war ganz eindeutig die Yacht mit den Jugendlichen. Es ging auf halb vier morgens zu – was auch immer sie vorhatten, die Schleusen waren geschlossen. Kurz darauf erreichte uns eine Bugwelle. Das Boot wackelte, Karen rutschte gegen mich – und blieb dort. Sie umschlang mich mit ihrem linken Arm und zog mich fest an sich.
    »Ich war nicht deine erste Liebe, nicht deine erste große«, sagte ich. »Du hattest schon …«
    »Ich hatte schon Sex vor dem … irgendwie lustigen, aber auch angenehmen Geficke mit dem etwas dicken Jungen in der Ost-Badehose, ja.«
    »Danke«, sagte ich, schaffte es aber nicht, das mürrisch klingen zu lassen. Dafür mochte ich das Gefühl zu sehr, das ihre Brüste auf meinem Oberkörper verursachten.
    »War ich deine erste große Liebe?«, fragte sie, wobei sie

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