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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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gemacht: positiv. Das überraschte sie zwar nicht, doch nun musste sie der Realität ins Auge sehen.
    “Ich habe Angst davor”, gestand sie.
    “Ich weiß, aber es muss sein. Wir hätten ihr ohnehin schon längst von uns erzählen sollen.”
    “Sie wird versuchen, uns auseinanderzubringen. Das hat sie früher auch schon gemacht.”
    “Schon, aber diesmal ist es etwas anderes. Erstens mag sie mich, ganz im Gegensatz zu deinen anderen Freunden. Und zweitens ist dieses Mal ein Baby im Spiel.”
    “Sie zwingt mich bestimmt, es abzutreiben.”
    “Sie kann dich zu gar nichts zwingen.”
    Shelly kuschelte sich dichter an Andy. Es fühlte sich so gut an zu wissen, dass er zu ihr halten würde. Sie müsste den Kampf mit Daria nicht allein ausfechten.
    “Daria ist die beste und wunderbarste Schwester auf der ganzen Welt, aber sie wird mich nie mein eigenes Leben führen lassen”, sagte sie.
    “Und sich selbst auch nicht.”
    Shelly hob den Kopf, um ihn anzusehen, doch in der Dunkelheit konnte sie sein Gesicht nicht erkennen. “Wie meinst du das?”
    “Ich meine, sie hat sich schon immer zuerst um dein Wohlergehen gekümmert. Sie hat dich immer an die erste Stelle gesetzt.”
    Shelly schloss die Augen und ließ ihren Kopf wieder auf Andys Schulter sinken. Sie wusste, dass er recht hatte, aber es tat weh, darüber nachzudenken – über die Opfer nachzudenken, die Daria für sie gebracht hatte. Selbst in dieser Minute bereitete sie ihr Schwierigkeiten. Sie wusste, dass Daria die Outer Banks nicht verlassen hatte. Andy war ihr zuliebe an der Sackgasse vorbeigefahren, um nachzusehen, ob Daria und Chloe gefahren waren. Als Shelly erfahren hatte, dass ihre Autos noch dort standen, hatte sie sich schwere Vorwürfe gemacht. Alles nur wegen ihr. Sie waren alle abfahrbereit gewesen und dann wegen ihr geblieben – trotz der Nachricht, die sie extra geschrieben hatte.
    “Immerzu bringe ich Darias Leben durcheinander”, sagte sie. “Aber ich konnte einfach nicht weg.”
    “Ich weiß.” Für Andy war es selbstverständlich gewesen, während des Sturms hier mit ihr auszuharren. So war er einfach. Er hätte alles für sie getan.
    “Hast du das gehört?”, fragte er plötzlich. Er hob den Kopf und horchte. Alles, was Shelly hören konnte, war das Geräusch des Hurrikans, der an jeder Ecke des Hauses zerrte. Doch dann hörte sie jemanden schreien, an Andys Hintertür klopfen, Andys Namen rufen.
    Andy stand auf und zog seine Shorts über. Während Shelly sich ebenfalls anzog, lief er in die Küche. Als sie in die Küche kam, zog Andy gerade die Hintertür auf, und sein Nachbar Jim fiel förmlich ins Haus.
    “Wir brauchen Hilfe!”, rief er aufgebracht. Er trug gelbes Ölzeug, von dem das Wasser auf den Küchenboden rann. “Sie sitzen fest! Sie sind gefangen.”
    “Der Reihe nach”, bat Andy. “Was meinst du? Wer ist …”
    “Das Boot ist umgekippt”, unterbrach Jim ihn. Er versuchte, durch Andys Küchenfenster nach draußen zu spähen, doch das Sperrholz hinderte ihn daran. “Ich hatte es am Steg festgemacht, aber als das Wasser stieg und der Wind zunahm, drohte es sich zu lösen. Also sind Julie und ich rausgegangen, um es fester anzubinden, ohne zu merken, dass Jack uns nachlief. Dann flog das Boot auf den Steg, und jetzt sitzen Jack und Julie darunter fest.”
    “Oh Gott.” Shelly schlug sich die Hand vor den Mund und stellte sich vor, wie Jims und Julies niedlicher fünfjähriger Sohn unter dem Boot gefangen war. Sie wollte gerade zur Tür laufen, da hielt Andy sie am Arm fest.
    “Hol zuerst das Ölzeug aus dem Schrank vorne”, sagte er. “Wir treffen uns dann draußen.”
    Shelly tat, was er gesagt hatte, und lief dann nach draußen zum Steg. Der Sturm pustete sie beinahe um. Das Boot war kaum zu sehen. Wie ein großer gestrandeter Wal lag es auf dem Steg. Nur die Schreie des kleinen Jungen drangen unter ihm hervor. Von Julie hörte man nichts.
    “Hilf uns, Shelly”, rief Andy.
    Sie konnte die beiden Gestalten kaum erkennen, die an beiden Enden des Bootes standen und sich abmühten, es hochzuheben. Sie lief an eine Seite des Bootes und versuchte, es anzuheben. Doch es bewegte sich nicht einen Millimeter, und ihre Hände rutschten wieder und wieder von dem nassen Fiberglas ab. Als sie hörte, wie Jacks Schreie zu Schluchzern wurden, begann sie selbst zu weinen.
    Andy lief zu ihr und packte sie wieder am Arm. “Geh ins Haus und wähle 911”, rief er. “Ich hole Daria.”
    Dann erfährt sie alles, dachte

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