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Sommerkind

Sommerkind

Titel: Sommerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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wir fühlten uns stark zueinander hingezogen und sind uns wieder sehr nah gekommen.” Jetzt schluchzte sie laut. “Für Sean war es eine Qual. Er nannte sich selbst einen Sünder – oh, wie ich dieses Wort hasse! – und dachte, er würde mich in Versuchung führen, ebenfalls zu sündigen. Er dachte, er wäre für meinen Untergang verantwortlich. So hat er es immer genannt, obwohl ich ihm widersprach. Ich habe versucht, ihm diese Gedanken auszureden, aber offensichtlich ohne Erfolg.” Chloes Körper wurde von Schluchzern geschüttelt, und Daria nahm sie in den Arm.
    “Er fehlt mir so”, sagte Chloe.
    “Es tut mir so leid”, meinte Daria. “Und es tut mir leid, dass du das alles die ganze Zeit mit dir herumgeschleppt hast.” Sie machte sich Sorgen um Chloe. Nicht nur wegen dem, was sie ihnen gerade anvertraut hatte, sondern
weil
sie es ihnen erzählt hatte. Sie befürchtete, ihre Schwester würde ihre Offenheit schon bald bereuen. Sie wusste, dass dieses Geständnis nie über Chloes Lippen gekommen wäre, wenn nicht der schützende Mantel der Dunkelheit und die einzigartige Atmosphäre dieser Sturmnacht über ihnen gelegen hätten.
    Chloe atmete tief durch und riss sich zusammen. “Ich werde in den nächsten Tagen wohl tief in mich gehen müssen. Und viel beten. Ich kann den Gedanken, keine Nonne mehr zu sein, kaum ertragen. Doch zugleich kann ich nicht länger nach diesen Regeln leben … und ich kann nicht damit leben, was diese Regeln Sean angetan haben.”
    “Kann ich dir irgendwie helfen?”, fragte Daria.
    Chloe lächelte fast. “Sei einfach nachsichtig, wenn ich gedanklich öfter … abwesend bin.” Dann presste sie plötzlich die Hände gegen die Schläfen. “Ich kann nicht glauben, dass ich euch das alles erzählt habe.” Sie schaute verlegen drein. “Es tut mir leid, dass ich diesen ganzen Müll auf euch abgeladen habe.”
    “Ich bin froh darüber, dass du dich uns anvertraut hast, Chloe”, erwiderte Rory, und Daria war von dem zärtlichen Ton in seiner Stimme berührt.
    Chloe sah Rory an. “Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass ich dich neulich so angefahren habe”, sagte sie. “Es tat nur so schrecklich weh, diese Gerüchte zu hören. Und als du dann auch noch damit angefangen hast … Aber ich hätte meinen Schmerz nicht an dir auslassen sollen.”
    “Und ich hätte dich nicht unmittelbar nach Seans Tod darauf ansprechen sollen”, erwiderte Rory. “Ich wusste doch, dass du um ihn trauerst. Mir war nur nicht klar, wie sehr.”
    “Ich würde gern nach oben gehen”, meinte Chloe und schlang die Arme um den Oberkörper. “Ich will den Rest des Sturms nur noch verschlafen. Und morgen will ich aufwachen und Shelly …” Sie schluckte. “Ich will sie einfach gesund und munter zurückhaben.”
    “Ich weiß”, sagte Daria und fasste sie an der Schulter. “Morgen früh, wenn der Sturm vorbeigezogen ist, werden wir sie sicher finden.”
    Chloe stand auf, und Daria drückte ihr eine der Taschenlampen in die Hand. “Nimm die besser mit.”
    Daria und Rory blieben schweigend sitzen, als Chloe die Treppe hinaufging. Es verstrichen noch ein paar Minuten, ehe Daria ihre Stimme wiederfand. “Wie furchtbar.”
    “Ja, das ist wirklich traurig”, sagte Rory leise.
    Dann schwiegen sie wieder. Sie versuchten noch immer, das Gesagte zu verinnerlichen, als ein krachender Donnerschlag sie zusammenfahren ließ.
    Daria zog die Beine an und schlang die Arme um die Knie. “Oh Gott, Rory. Wo steckt Shelly bloß?”

39. KAPITEL
    R egentropfen prasselten auf das Dach und gegen die Sperrholzplatten vor den Fenstern. Es war unheimlich, sich in einem Haus auf Stelzen direkt an der Bucht aufzuhalten, während draußen ein wütender Sturm tobte. Doch in Andys Armen fühlte Shelly sich beschützt. Sie hatte sich auf sein Versprechen, das Haus würde jedem Wetter standhalten, verlassen. So wie sie sich auch sonst immer auf ihn verließ.
    Unter dem Grollen des Donners hatten sie sich in der pechschwarzen Dunkelheit geliebt und lagen jetzt aneinandergekuschelt unter Andys Bettdecke. Sie waren fast allein an der Bucht. Nur Andys tollkühne Nachbarn waren ebenfalls geblieben, doch Shelly nahm an, dass diese beiden Häuser die einzigen an ihrem Teil der Küste waren, in denen sich jetzt noch Menschen aufhielten.
    Andy küsste sie auf die Schläfe. “Du weißt, dass wir es Daria bald sagen müssen”, sagte er.
    Shelly spannte ihren ganzen Körper an. Erst am Morgen hatte sie den Schwangerschaftstest

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