Sommerkind
auf sie zu.
Sie stand auf und fasste mit einer Hand an den Rücken, um ihr Kleid zu öffnen. Doch Joey legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte: “Ich mache das.” Er öffnete den Reißverschluss und schob die Spaghettiträger von ihren Schultern. Als das Kleid zu Boden fiel, schlug Joey die Bettdecke von Brads Bett zurück. Dann langte er hinter ihren Rücken und öffnete den BH-Verschluss. Er warf einen kurzen Blick auf ihre nackten Brüste, bevor er ihr das Höschen abstreifte.
“Hüpf rein”, sagte er.
Sie gehorchte und war froh, sich zudecken zu können. Joey öffnete Gürtel und Reißverschluss und entledigte sich seiner Hose – samt Boxershorts. Als er neben sie ins Bett stieg, erhaschte sie einen Blick auf seinen Penis, der unglaublich groß aussah. Dann küsste er sie, und Grace schloss die Augen und fragte sich leicht angewidert, ob wohl immer noch die Soße in seinem Mundwinkel klebte.
Joey war weder grob noch gemein, doch er erledigte das Ganze mechanisch, und sie spürte nichts als Angst und Erniedrigung. Als er in sie eindrang, schrie sie leise auf und biss vor Schmerz die Zähne zusammen. Sie betete, er möge schnell sein. Er war es. Als er fertig war, stützte er sich über ihr auf und lächelte ins Leere, nicht in ihr Gesicht. Er stieg aus dem Bett, zog sich schweigend an, und als er den Raum verließ, wandte Grace ihren Blick zu dem Stuhl, wo Brad gesessen hatte. Er war leer.
Sie zog sich schnell an, und ohne sich von Brad zu verabschieden – oder überhaupt nach ihm zu suchen –, verschwand sie rasch aus seiner Suite. Sie war zu betäubt, als dass sie hätte weinen können. Wieder in ihrem Zimmer, nahm sie ein ausgiebiges Bad, zog dann ihren Bademantel an und war gerade bettfertig, als es an der Tür klopfte. Sie erstarrte.
“Grace?” Es war Lucy, eines der anderen Models. Nicht Brad. Nicht Joey. Erleichtert atmete sie auf, öffnete die Tür einen Spalt und war erstaunt, auf Lucys Gesicht einen besorgten Ausdruck zu sehen. “Geht es dir gut?”, fragte Lucy.
Warum fragte sie das? Wusste sie, was passiert war? Graces Wangen wurden heiß. “Ja”, antwortete sie.
Lucy verschränkte die Arme vor der Brust. “Jetzt bist du eine von uns.”
“Wie meinst du das?”
“Auf diese Art begleicht Brad seine Schulden.”
“Seine Schulden?”
“Was er Joey für das Koks geschuldet hat. Du warst die Bezahlung.”
“Ich … verstehe nicht ganz”, sagte Grace, obwohl sich eine dunkle Ahnung in ihr breitmachte.
“Oh doch, das tust du, meine Süße. Und du gewöhnst dich auch besser auf der Stelle daran.”
Erniedrigt und wütend verließ Grace gleich nach ihrer Rückkehr von Hawaii die Modelagentur. Ihre Mutter mit dieser Entscheidung zu konfrontieren war fast schwieriger, als sie Brad mitzuteilen. Sie war außer sich, und Grace wagte nicht, ihr den Grund für ihren Entschluss zu nennen. Sowohl ihre Mutter als auch Brad wollten sie zwingen, ihre Karriere fortzusetzen, die nun nicht mehr in den Kinderschuhen steckte; doch sie ignorierte ihr Flehen.
Nach wenigen Wochen wusste sie, dass sie von dem Fotografen schwanger war. Bonnie war die Einzige, der sie sich anvertraute. Sie fing an, sich weite, schludrige Klamotten anzuziehen, und jeder fragte sich, was mit dem hübschen, modebewussten Model geschehen war. Doch Grace interessierte sich nicht länger für ihre Modelkarriere. Sie hatte nun etwas Besseres: das Kind, das in ihr wuchs. Endlich würde es jemanden geben, den sie lieben könnte und der auch sie lieben würde. Jemanden, der nicht mehr als das von ihr verlangte.
43. KAPITEL
D aria brach die Fassung eines der Fliegengitter heraus, während Chloe das Meerwasser auf der Veranda aufwischte. Sie hatten an diesem Morgen noch nicht miteinander gesprochen – zumindest über nichts Wichtiges –, als wüssten sie, dass sie beide noch Zeit brauchten, um von der emotional aufwühlenden Nacht auf diesen sonnigen neuen Tag umzuschalten. Ihre Energie bündelte sich in der körperlichen Arbeit, die Verwüstung rund um das Sea Shanty zu beseitigen und die Sturmläden zu öffnen. Daria hatte Chloe von der Rettungsaktion bei Andys Nachbarn erzählt und gesagt, dass Shelly dort sei und es ihr gut gehe. Mehr hatte sie nicht berichtet – schon gar nicht von ihrem Abenteuer mit Rory.
Auf der anderen Straßenseite entfernte Rory die Sperrholzplatten von seinen Fenstern. Er winkte. Sie winkte zurück. Ihre Kehle war wie zugeschnürt.
Als Chloe mit dem Wischen fertig war, stellte sie den
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