Sommerkind
können, dass Zack nicht auf ein Vater-Sohn-Gespräch vorbeigekommen war.
“Zack, das ist Grace”, stellte er vor. “Grace, das ist mein Sohn.”
“Hi Zack”, sagte Grace.
“Hi”, erwiderte Zack, ohne sie richtig anzusehen. Er wartete auf Rorys Antwort.
“Ich habe kein Geld bei mir. Mein Portemonnaie ist im Haus. Du kannst dir einen Fünfer rausnehmen.”
“Einen Fünfer, wow! Aber ich will dich wirklich nicht ruinieren, Dad.” Zack grinste frech und blickte nach links. Erst jetzt bemerkte Rory ein Mädchen in Zacks Alter, das ein paar Meter weiter auf ihn wartete. Sie war genauso braun und blond wie Zack, trug einen knappen grünen Bikini und hatte irgendetwas Glitzerndes in ihrem Bauchnabel.
“Dann halt einen Zehner”, gab Rory nach.
“Danke.” Zack nickte dem Mädchen zu, und beide liefen den Strand hoch zum Poll-Rory.
“Er sieht Ihnen sehr ähnlich”, stellte Grace fest, als Zack und das Mädchen aus ihrem Blickfeld verschwunden waren.
“Er ist mir ähnlicher, als mir lieb ist”, gab Rory zurück. “Haben Sie Kinder?”
“Nein.” Sie blickte auf ihre Arme. Ob sie gar nicht merkte, dass sie schon einen Sonnenbrand bekam? Sollte er es ihr sagen? Bevor er eine Entscheidung getroffen hatte, sprach sie weiter.
“Vor ein paar Jahren habe ich von Ihrer Scheidung gelesen. Mein Mann und ich leben auch seit Kurzem getrennt und werden uns wohl bald scheiden lassen.”
“Das tut mir leid”, sagte Rory aufrichtig. “Das ist die Hölle, oder?”
“Es ist einfach nur schwierig … wieder völlig auf eigenen Beinen zu stehen.”
Er konnte sich noch gut an die Einsamkeit und die Achterbahnfahrt der Gefühle erinnern. Und Grace war der Schmerz, den ein solcher Neuanfang bedeutete, deutlich vom Gesicht abzulesen. Nur zu gern hätte er gewusst, ob ihr Ehemann sie oder sie ihn verlassen hatte. Hatte er eine Affäre? Musste auch sie diese Qual durchleiden?
“Bei mir gab es immer noch meine Arbeit, die mich abgelenkt und davor bewahrt hat, zu viel zu grübeln”, sagte er. “Arbeiten Sie auch?”
Sie nickte. “Ich habe einen kleinen Laden in Rodanthe. Eigentlich bin ich immer da, aber heute kümmert sich mein Partner um die Geschäfte.” Sie sah auf die Uhr. “Ich habe gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Ich sollte ihn anrufen und Bescheid sagen, dass ich mich verspäte. Gibt es hier in der Nähe eine Telefonzelle?”
“Mein Cottage ist doch gleich um die Ecke. Wenn Sie wollen, können Sie von dort aus telefonieren.” Ihr Partner war ein
er.
Verrückt, aber das enttäuschte ihn.
“Nur wenn es Ihnen keine Umstände macht.”
Er stand auf. “Ist gar kein Problem. Kommen Sie. Ich sollte ohnehin mal nach meinem Sohn und seiner Freundin sehen. Ist wahrscheinlich besser, sie nicht zu lange allein zu lassen.” Er streckte seine Hand aus und half ihr hoch. Als er spürte, wie viel Anstrengung sie das Aufstehen zu kosten schien, nahm er an, dass ihre Zittrigkeit neben dem Insektenstich noch eine andere Ursache hatte.
“Ist alles in Ordnung?”, fragte er deshalb. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, aber ihr Schwanken zwang ihn förmlich zu dieser Frage.
“Ja, es geht mir gut. Bis vor Kurzem war ich noch krank, aber jetzt ist wieder alles bestens.” Sie hob ihre Decke vom Sand auf, und er half ihr beim Zusammenlegen. Ihre Schultern waren krebsrot. Damit würde sie später arg zu kämpfen haben.
Auf dem Weg über die Düne zur Sackgasse fragte Rory sich, welche Krankheit sie so geschwächt hatte. Warum sie so blass war. Doch trotz ihrer Mattheit meisterte sie die Strecke durch den Sand problemlos. Ihre Augen ruhten auf dem Sea Shanty.
“Sie sagten, Sie haben … die Frau getroffen, die am Strand gefunden wurde, nicht?”, fragte sie.
“Ja. Sie ist ein liebenswerter Mensch.”
“Und die Gehirnschädigung, die Sie erwähnten?”
“Die ist zum Glück nur ganz schwach. Sie ist einfach kindlicher als andere in ihrem Alter.” Er betrat den Vorplatz seines Häuschens. “Das ist mein Cottage”, verkündete er.
“Wie hübsch!”, sagte Grace, als sie näher trat, und genau in dem Moment kamen Zack und das Mädchen aus der Haustür.
“Na, kommst du als Anstandswauwau?” Zack grinste. Das Mädchen knuffte ihn, offenbar verlegen, in die Seite. “Vielleicht sollten wir besser hierbleiben und auf
euch
aufpassen”, legte Zack noch einen drauf.
“Sehr witzig”, erwiderte Rory trocken. “Grace muss nur mal telefonieren.”
Während Grace im Haus ihren Anruf
Weitere Kostenlose Bücher