Sommerkind
starr auf die Straße gerichtet, “und ich weiß auch nicht, wie du darauf reagieren wirst, aber … ich will dir schon seit Langem etwas sagen.”
Sie wandte ihm das Gesicht zu und wartete.
Er sah sie an, und zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, wirkte er unsicher. “Ich habe mich in dich verliebt”, sagte er dann.
Die Worte verblüfften sie. Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, doch kein Laut kam heraus. Sie hatte keine Ahnung, was sie auf dieses Geständnis erwidern sollte.
“Ich weiß, ich weiß”, fuhr er schnell fort. “Ich könnte dein Vater sein. Und glaub mir, ich habe gegen meine Gefühle angekämpft. Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich habe mich seit unserer ersten Begegnung zu dir hingezogen gefühlt, und im Laufe deiner Entwicklung als Model bist du für mich immer … attraktiver geworden. Du strahlst so eine … kluge Unschuld aus. Das ist einfach unwiderstehlich, Grace.”
Sie konnte nicht anders, als sich geschmeichelt fühlen, dass ein Mann wie Brad an ihr interessiert war, aber trotzdem war sie von seinem Geständnis auch schockiert.
“Bitte, sag etwas, Grace.” Seine Stimme klang fast flehend.
“Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du für mich getan hast”, sagte sie langsam. “Und … ich liebe dich auch, Brad.” Das tat sie. Er war der liebenswürdigste Mann, den sie je kennengelernt hatte. Er war wie ein Vater für sie geworden, und noch mehr. Doch sie spürte, dass sie
das
in diesem Moment besser nicht sagen sollte. “Aber ich bin trotzdem nicht in dich verliebt. Ich habe dich nie auf diese Art gesehen.” Sie musste ehrlich zu ihm sein. Er sah gut aus, war freundlich und spendabel, aber nichts konnte etwas an seinem Alter ändern.
Brad seufzte. “Siehst du, was ich meine?”, fragte er. “Jedes der anderen Mädchen hätte gesagt: 'Oh, ich liebe dich auch, Brad', nur damit ich ihm weiterhin wohlgesinnt bin. Aber du nicht. Ich wusste, ich könnte darauf vertrauen, dass du ehrlich zu mir bist. Und ich will dich bestimmt nicht drängen, Grace. Du sollst einfach nur wissen, was ich für dich empfinde; für den Fall, dass es für dich einen Unterschied macht. Für den Fall, dass du vielleicht doch noch anfängst, mich … 'auf diese Art' zu sehen, wie du sagst.”
Als sie an jenem Abend nach Hause kam, rief sie trotz der späten Stunde bei Bonnie an. Sie legte sich aufs Bett und erzählte ihr haarklein, was Brad zu ihr gesagt hatte.
“Ich fasse es nicht”, staunte Bonnie, nachdem Grace fertig war.
“Und ich bin durcheinander”, meinte Grace.
“Ist doch klasse, dass er was von dir will. Er ist doch echt süß, findest du nicht?”
Nein, sie fand nicht, dass Brad “süß” war. Bonnies siebzehnjähriger Freund Curt war “süß”. Grace sehnte sich nach einem normalen Teenagerleben, wie Bonnie es führte.
“Kannst du dir vorstellen, mit ihm ins Bett zu gehen?”, wollte Bonnie wissen.
“Nein!”, entgegnete Grace. Sie hatte noch nicht einmal einen Jungen geküsst, da war es ziemlich schwierig, sich vorzustellen, mit einem zu schlafen. Und außerdem war Brad kein Junge mehr.
Es klopfte zweimal an ihrer Zimmertür.
“Grace?” Ihre Mutter öffnete die Tür und steckte den Kopf ins Zimmer. “Leg bitte auf. Ich muss mit dir reden.”
Irgendetwas in der Stimme ihrer Mutter sagte ihr, dass eine Diskussion zwecklos wäre.
“Ich muss aufhören, Bonnie”, meinte sie deshalb, legte den Hörer auf die Gabel und wartete, während ihre Mutter sich auf die Ecke ihres Bettes setzte.
“Ich habe dein Gespräch mit Bonnie zufällig mitbekommen”, begann sie. “Und ich habe gehört, was du über Brad gesagt hast.”
Grace hatte in ihrem Zimmer telefoniert, bei geschlossener Tür. Entweder hatte ihre Mutter das Ohr gegen die Tür gepresst und gelauscht, oder sie hatte am Nebenanschluss mitgehört. Grace schluckte die Wut hinunter; es würde jetzt nichts bringen auszurasten. “Ich habe mit Bonnie gesprochen”, sagte sie nur, “und nicht mit dir.”
“Ich finde es wunderbar.” Ihre Mutter ignorierte die Spitze. “Ist dir eigentlich klar, was für ein Glück du hast? Andere Frauen würden für einen Mann wie Brad Chappelle ihren rechten Arm hergeben. Er hat Geld. Er hat Macht …”
“Aber ich bin nicht in ihn verliebt.” Grace war fassungslos. Ihre Mutter wollte sie tatsächlich an einen alten Mann verschachern.
“Liebe kann später kommen. Liebe kann wachsen”, philosophierte ihre Mutter. “Du musst es nur zulassen.”
“Er ist viel zu alt
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